Böotien

Regionalbezirk in Griechenland

Böotien, griech. Βοιωτία, Viotía, ist eine Region in Zentralgriechenland und grenzt dort an die Regionen Fokida im Westen und Fthioda im Norden, an Chakis in der Region Euböa. Im Süden bildet der Golf von Korinth eine natürliche Grenze, im Osten liegt die Region Attika mit der Hauptstadt Athen.

Böotien
PräfekturBöotien
Einwohnerzahl130.768 (2005)
Höhe
Lagekarte von Griechenland
Lagekarte von Griechenland
Böotien

Orte Bearbeiten

 
Karte von Böotien
  • 1 Arachova – Skizentrum am Fuß des Parnass-Gebirges
  • 2 Livadia – Hauptstadt der Region mit reicher Geschichte
  • 3 Orchomenos – in der Antike bedeutende Stadt in Böotien mit mykenischem Kuppelgrab und byzantinischen Kirchen.
  • 4 Thiva – moderne Stadt an der Stelle des antiken „siebentorigen Theben“, Heimat von Dionysos, Herakles, Ödipus und Antigone

Weitere Ziele Bearbeiten

 
Larnax (bemalter Terrakotta-Sarg) aus mykenischer Zeit im Archäologischen Museum Theben
Antikes Erbe
  • 2 Chaironeia (14 km nördlich von Livadia): Ort einer Schlacht in den Makedonischen Kriegen. Für die gefallenen Thebaner wurde ein Grabdenkmal mit einer überlebensgroßen Löwenstatue errichtet, das 1902 rekonstruiert wurde. Antikes Theater, Archäologisches Museum.
  • 3 Thespeia (neugriechisch Θεσπιές, Thespiés; 18 km westlich von Thiva): In der Antike Verehrungsort des Liebesgottes Eros und der Musen.
  • 4 Plataiai (neugriechisch Πλαταιές, Plataiés; 18 km südwestlich von Thiva)
  • 5 Aulis (neugriechisch Αυλίδα, Avlída; 6 km südlich von Chalkida): antike Hafenstadt, Heiligtum der Artemis. Handlungsort der Tragödie Iphigenie in Aulis von Euripides (von Schiller ins Deutsche übertragen).
 
Deckenmosaik im Kloster Osios Loukas
Mittelalterliches Erbe
  • 1 Lukaskapelle in Thiva mit dem mutmaßlichen Grab des Evangelisten Lukas, der in der frühesten Phase des Christentums Bischof von Theben gewesen sein soll.
  • 2 Osios Loukas : Das byzantinische Eremitenkloster aus dem 10. Jahrhundert ist seit 1990 Weltkulturerbe der UNESCO.
  • 6 Burgruine Livadia: Die Burg von Livadia liegt malerisch auf einem 240 Meter hohen Hügel am Südrand der Stadt. An derselben Stelle befand sich eine antike Akropolis aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Sie wurde u. a. von den Byzantinern und später die Franken mit der Burg überbaut. Die heutige Form der Burg stammt aus der Zeit, in der die Krieger der sogenannten „katalanischen Kompanie“ das Gebiet besetzten. Deshalb gilt die Burg als „katalanische Burg“, eine der vier dieser Art in Griechenland.
Gedenkstätten
  • 7 Mausoleum von Distomo : Gedenkstätte für die Opfer des Massakers am 10. Juni 1944.
  • 8 Widerstandsdenkmal Karakólithos (Καρακόλιθος; 11 km östlich von Distomo bzw. 12 km westlich von Livadia, an der Nationalstraße 48), gestaltet von der Künstlerin Aggelika Korovessi, ist dem Kampf der griechischen Partisanen gegen die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg gewidmet.

Hintergrund Bearbeiten

 
Böotische Terrakottafigur einer Sphinx (6. Jh. v. Chr.)
 
Thebanische Silbermünze mit Kopf des Dionysos (um 400 v. Chr.)

Die ältesten Siedlungsspuren in der Region stammen aus der Altsteinzeit. Theben und Orchomenos waren schon in der mykenischen Periode (2. Jahrtausend v. Chr.) Sitze bedeutender Dynastien. Im 13. Jahrhundert v. Chr. war Theben eine der – vielleicht sogar die führende Macht in Griechenland. Dies spiegelt sich auch in der griechischen Sagenwelt wieder: So soll Theben der Geburtsort des Gottes Dionysos (der hier besonders verehrt wurde) und des Halbgottes Herakles sein. Die Sphinx hauste auf einem Berg bei Theben, wo sie jeden verschlang, der ihres Wegs kam und ihr Rätsel nicht lösen konnte. Dies gelang erst Ödipus, dem tragischen Vatermörder und Muttergatten, der auch König von Theben wurde. Dessen Sohn Polyneikes führte die „Sieben gegen Theben“ gegen seinen Bruder Eteokles. Antigone – die Schwester der beiden – ist Hauptfigur eines weiteren wichtigen klassisch-griechischen Dramas.

Der namengebende Stamm der Boioten wanderte mutmaßlich im 12. Jahrhundert v. Chr. aus Richtung Thessalien in die Region ein. Vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. existierte der Böotische Bund aus 15 Stadtstaaten (poleis) unter Führung Thebens. Dieser entwickelte sich von einem Städtebund zu einem Machtwerkzeug Thebens: Städte, die aus dem Bund ausscheiden wollten, wurden von Theben bekämpft, zum Teil sogar zerstört.

In den Perserkriegen waren die Böoten neutral, verbündeten sich zeitweise sogar mit den Persern unter Xerxes I. Eine der entscheidenden Schlachten der Perserkriege, die Schlacht von Plataiai, fand 479 v. Chr. in Böotien statt und endete mit einem griechischen Sieg, der dem zweiten persischen Vormarsch nach Griechenland ein Ende setzte. In den folgenden Jahrzehnten war der Böotische Bund wichtigster Gegenspieler Athens auf dem griechischen Festland, was sich in mehreren Schlachten und einer zeitweiligen Besetzung Böotiens durch Athen niederschlug. Im Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) standen die Böoten auf der Seite Spartas gegen den gemeinsamen Rivalen Athen. Nach dem Krieg zerbrach das Bündnis mit Sparta und in der Schlacht bei Leuktra 371 v. Chr. gelang dem Böotischen Bund ein Sieg über die bis dahin als unschlagbar geltenden Spartaner. Der thebanische Feldherr Epaminondas hatte hierzu die „Schiefe Schlachtordnung“ entwickelt (die noch bis in die Neuzeit Anwendung fand). Epaminondas prägte auch die Bezeichnung Böotiens als „Tanzplatz des Ares“, wegen der vielen Kriegszüge und Schlachten, die hier stattfanden.

Es folgten einige Jahre, in denen Böotien bzw. Theben die Vormachtstellung in Griechenland inne hatte. Diese endete mit dem Aufstieg Makedoniens. In der Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr. erlitten Böoten und Athener eine entscheidende Niederlage und wurden in den Korinthischen Bund gezwungen, der unter makedonischer Hegemonie stand. Den Aufstand der Thebaner gegen diese Hegemonie warfen die Truppen Alexanders des Großen nieder und zerstörten Theben (womit die übrigen böotischen Städte ausdrücklich einverstanden waren). Die Hauptstadt des Böotischen Bundes wurde nach Onchestos verlegt. In den folgenden Konflikten bemühte sich Böotien um Neutralität und spielte keine eigenständige Rolle mehr. In römischer Zeit hatte der Böotische Bund nur noch eine kultische, aber keine politische Rolle mehr. Die Städte Böotiens verfielen, wenn sie nicht schon in den vorangegangenen Kriegen zerstört worden waren.

Obwohl so bedeutende Schriftsteller wie Hesiod, Pindar und Plutarch aus Böotien kamen, galten die Böoten im allgemeinen – vor allem gegenüber den Athenern – als ländlich, grob und ungebildet. Davon abgeleitet hat béotien im Französischen bis heute die Bedeutung von „Kulturbanause“.

In der Zeit der Kreuzzüge stand Böotien als Teil des Herzogtums Athen unter fränkischer Herrschaft. Nach der Unabhängigkeit Griechenlands wurde 1836 eine Präfektur Böotien eingerichtet, die 2011 in einen Regionalbezirk umgewandelt wurde. Dieser ist mit 3.211 km² etwa so groß wie der Kanton Waadt bzw. etwas größer als das Saarland oder Vorarlberg. Er hat aber gerade einmal 120.000 Einwohner, ist also recht dünn besiedelt.

Das Massaker von Distomo am 10. Juni 1944, bei dem Angehörige der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division 218 Zivilisten – darunter schwangere Frauen, Kleinkinder und Säuglinge – ermordeten, ist eines der schwersten Kriegsverbrechen der deutschen Besatzer in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs. Keiner der Täter wurde dafür verurteilt. Deutschland lehnt Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen bis heute ab und beruft sich dabei auf seine Staatenimmunität.

Sprache Bearbeiten

Anreise Bearbeiten

Der nächstgelegene internationale Flughafen ist Athen (110 km von Thiva, 150 km von Livadia).

Durch die Region führt die Bahnstrecke Athen–Lianokladi–Thessaloniki, mit Halten in Inoi (bei Tanagra/Schimatari), Thiva (Theben) und Livadia.

Die Verkehrsgenossenschaft K.T.E.L. Thivas bietet werktags stündlich (6–21 Uhr), am Wochenende zweistündlich Busverbindungen von Athen nach Thiva (Theben) an, die Fahrt dauert etwa 1:10 Std. KTEL Livadias fährt werktags annähernd stündlich (5.50–22 Uhr), am Wochenende zweistündlich (7.30–20.30 Uhr) von Athen über Thiva und Aliartos nach Livadia (insgesamt 2 Std).

Die griechische Autobahn A1 (Athen–Lamia–Thessaloniki; mautpflichtig) führt durch den Osten Böotiens, vorbei an Schimatari, Thiva (Theben) und Akrefnio. Die gut ausgebaute Nationalstraße EO 3 führt von Thiva weiter Richtung Livadia. Die Fahrt von Athen nach Thiva dauert bei günstiger Verkehrslage gut eine Stunde, nach Livadia etwa 1:45 Std.

Mobilität Bearbeiten

Wichtigster regionaler Busanbieter ist die KTEL Livadias. Diese bietet werktags annähernd stündlich Busse auf den Routen Livadia–Aliartos–Thiva und Livadia–Orchomenos an, ungefähr zweistündlich Livadia–Distomo–Antikyra, am Wochenende jeweils etwas seltener. Die Verbindung Livadia–Arachova wird nur einmal pro Tag angeboten.

Da sich einige Sehenswürdigkeiten außerhalb der größeren Orte befinden, ist ein Mietwagen anzuraten. Diesen übernimmt man am besten gleich am Flughafen in Athen. In Böotien selbst sind keine größeren Autovermieter vertreten.

Aktivitäten Bearbeiten

Küche Bearbeiten

Nachtleben Bearbeiten

Sicherheit Bearbeiten

Klima Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

 
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