Archäologische Stätten aus Römischer Zeit in Kampanien

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Gebiet um Pompeiji auf der Peutinger'schen Tafel

Dieser Artikel umfasst Informationen zu archäologischen Stätten mit Funden aus römischer Zeit in der Region Kampanien im Süden von Italien.

Hintergrund

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Ausbreitung des römischen Reichs
 
Völker in Mittelitalien um 440 v. Chr.
 
Römische Städte im heutigen Italien

Geschichte des römischen Reichs

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Im Jahre 753 v. Chr. wurde Rom gegründet - zumindest berichtet die Legende, dass in diesem Jahr die Gründung der Stadt auf den sieben Hügeln vollzogen wurde, und die römische Zeitrechnung "ab urbe condita" rechnete von diesem Jahr an.

Römische Königszeit, 753 - 509 v. Chr.

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Eher der Realität dürfte entsprechen, dass in der Eisenzeit bereits eine ländliche Bevölkerung bestand. Im Bereich des Tiberknies wurde Ende des 7. Jhdt. v. Chr. unter dem Einfluss der seit ca. 1000 v.Chr. in der Toskana ansässigen Etruskerein aus mehreren Orten bestehender erster Stadtstaat errichtet. Dadurch wurde ihr Herrschaftsgebiet weiter ausgedehnt. Die Legende berichtet von der Regentschaft der sieben altrömischen Könige bis zu Vertreibung des letzten Königs Tarquinius Superbus um 510 v.Chr.

Römische Republik, 509 - 27 v.Chr.

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Die Staatsform änderte sich von einem Königreich in ein aristokratisches Staatswesen (in dem die Patrizier das Sagen hatten) mit gewissen demokratischen Elementen. Dem Staat standen zwei Konsuln vor, wichtige Entscheidungen wurden vom Senat gefällt. Das Staatsgebiet vergrößerte sich mit dem Sieg gegen den Staatsbund der Latiner um 493 v.Chr., der Unterwerfung der im Norden liegenden etruskischen Städte, der Samniten in der nördlichen Kampania und des ganzen Gebiets von Latium im zweiten Latinerkrieg, der 338 v.Chr. endete.
Um ein Haar wäre die Stadt im Kampf mit den Galliern um 390 v.Chr. untergegangen, hätte das Schnattern der Gänse aus dem Capitol dies nicht verhindert. Jedenfalls kam es in diesem Zusammenhang zur Zerstörung der Stadtarchive, weshalb die Geschichte Roms bis zum 4. Jhdt. zum Großteil im Dunkeln liegt.

Im Tarentinischen Krieg gegen König Pyrrhus wurden die griechisch kolonisierten Gebiete von Magna Graecia im Süden der italienischen Halbinsel 280 - 275 v.Chr. unter die Kontrolle Roms gebracht. In den Punischen Kriegen wendete sich Rom gegen Karthago mit seinen Besitzungen auf Sizilien und auch gegen die griechischen Kolonialherren auf der Insel und konnte bis 215 v. Chr. Sizilien unter seine Herrschaft bringen. Während das Reich gegen Griechenland und Kleinasien hin vergrößert wurde und im dritten Punischen Krieg auch Nordafrika unter Roms Kontrolle gebracht werden konnte, brachen im 2. Jhdt. v.Chr. im Reich Bürgerkriege aus.

Kaiserzeit, 27 v.Chr. - 476 n.Chr.

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Nachdem G. Julius Cäsar sich seiner beiden Mitregenten im Triumvirat hatte entledigen können, wurde er Opfer eines Mordanschlags. In den Wirren um seine Nachfolge setzte sich sein Großneffe Octavian gegenüber seinen Kontrahenten durch und übernahm als Augustus später den Ehrentitel "Caesar", welcher sich zu "Kaiser" wandelte. Ihm folgten die aus der Geschichte bekannten Gestalten Tiberius, Caligula, Claudius und Nero, bis Vespasian ab 69 n.Chr. die flavische Kaiserdynastie begründete. Unter seinem Nachfolger Titus hatte das Reich mit den Folgen des Ausbruchs des Vulkans Vesuv zu kämpfen.
In der Folge kam es immer wieder zu innenpolitischen Instabilitäten und die Kaiser mit unterschiedlichsten Allüren wechselten sich ab. Um 313 n.Chr. endete mit der Mailänder Vereinbarung die jahrhundertelange Verfolgung des Christentums. Nach der Hinwendung von Kaiser Konstantin zum Christentum und Verlegung des Regierungssitzes nach Byzanz ("Konstantinopel"), kam es 380 n.Chr. zur Einführung des Christentums als Staatsreligion, 395 zur Reichsteilung in das West- und Oströmische Reich. Bereits in dieser Zeit begann die Völkerungwanderung, als deren Konsequenz es zu Plünderung Roms durch die Westgoten 410 n.Chr. und durch die Vandalen 455 n.Chr. und damit zum Niedergang des Weströmischen Reichs kam. Als letzter Römischer Kaiser wurde Romulus Augustulus 476 n.Chr. abgesetzt.
In Süditalien und Sizilien konnte das von Byzanz / Konstantinopel aus regierte Oströmische Reich seinen Einfluss noch lange erhalten. Im 9. Jhdt. kam es zum Einfall der Araber in Sizilien und erst 1453 wurde das Ende des Oströmischen Reichs durch die Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen besiegelt.

Landschaft

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Der Gebirgszug des Appenin verläuft in der Längsrichtung des italienischen "Stiefels". Die wichtigsten Orte an der Westküste liegen oftmals in den fruchtbaren Mündungsbereichen von im hügeligen Hinterland entspringenden Flüssen. So liegt Rom am Tiber in einigem Abstand vom Meer, Neapel und Pompeji in Ebenen in der Umgebung des Vesuv und Paestum im Bereich der Sele-Mündung.

Flora und Fauna

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Im ganzen südlichen Italien findet sich eine mediterrane Vegetation. Seit Jahrtausenden werden Oliven und Reben kultiviert, später kamen Zitrusfrüchte dazu. Die einstmals bewaldeten Berg- und Hügelregionen wurden zur Gewinnung von Bauholz für den Gebäude- und Schiffbau und zur Brennholzgewinnung weitgehend abgeholzt. In Kalabrien hat sich nur wenig ursprünglicher Bergwald erhalten. Auch die Pinienhaine entlang der Küsten sind weitgehend verschwunden, sei es zur Holzgewinnung, sei es zur Gewinnung von strandnahem Bauland für Hotels und Ferienanlagen.

Nach ebenfalls jahrtausendelanger Bejagung ist Großwild weitgehend verschwunden. Gehalten haben sich Kleinsäuger, Reptilien (nur selten Schildkröten & Schlangen, zahlreiche Eidechsen), Vögel und Insekten.

Klima / Reisezeiten

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Im südlichen Italien herrscht arides Mittelmeerklima: Im Sommer kann es fast unerträglich heiß werden (28 - 30° sind üblich, bis 35° keine Seltenheit). Besichtigungstouren können in den Gemäuern und teils fast schattenlosen archäologischen Geländen dann vor allem für Kinder und ältere Menschen zur Tortur werden.

Im Frühjahr sind ab April die Temperaturen für Besichtigungen sehr angenehm. Dann blüht auch alles und es ergeben sich tolle Photosujets. Im Herbst (Sept. / Okt.) sind die Bedingungen ebenso günstig. Vor den ersten gewitterhaften Regenfällen ist das Land meist ziemlich ausgetrocknet und die Vegetation im südlichen Italien braun. Die Winter sind mild und zugig, Schnee fällt nur selten, Regen oft ergiebig. Meist ist man auf ungünstige Witterungsverhältnisse im südlichen Mittelmeerraum nicht vorbereitet.

Mit dem Auto gelangt man aus Südwestdeutschland durch die Schweiz (über den Gotthardpass oder San Bernardino) resp. aus Bayern und Österreich (über die Brennerroute auf in Italien mautpflichtigen Autobahnen relativ bequem nach Mailand. Von dort aus geht es auf der   südwärts. Mit dem Flugzeug wird Rom von den meisten internationalen Fluggesellschaften angeflogen, von wo aus man die meisten Ziele am bequemsten mit dem Mietwagen ansteuert. Nähere Anfahrtshinweise in den Ortsartikeln.

Mobilität

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Zu den einzelnen Ausgrabungsstätten begibt man sich am einfachsten mit dem eigenen oder einem Mietwagen. Mit dem Motorrad ist überall ein Durchkommen und es gibt kaum Parkprobleme. Im oftmals etwas lebhaften Verkehr in den italienischen Städten (um nicht von selbstmörderischen Zuständen zu sprechen...) kann es schon gelegentlich gefährliche Kontakte mit anderen Verkehrsteilnehmern absetzen, also nur etwas für routinierte Fahrer mit guten Reaktionen. In den einzelnen Ausgrabungsstätten bewegt man sich zu Fuß. Um auch einmal Gebäude umrunden zu können oder einen guten Photostandort zu erhalten, empfehlen sich Trekkingschuhe oder -Sandalen. In wenig besuchten (und entsprechend weniger gepflegten) Ausgrabungsstätten kann Dornengestrüpp recht lästig sein. Nähere Informationen in den Ortsartikeln.

Archäologische Stätten

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Hintergrund

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Amphitheater von Capua
Capua, archäolog. Stätte
 
Amphitheater von Capua
  • 1 Capua (heute: Santa Maria Capua Vetere): Die wohl im 8. Jhdt. v.Chr. gegründete Stadt Capua entwickelte sich zu einer der wohlhabendsten römischen Städte in der Provinz Kampanien. Im Bereich einer ursprünglichen Siedlung erfolgte eine Neugründung durch die Etrusker im Jahre 471 v. Chr. . 424 v.Chr. wurde die Stadt von den Samniten eingenommen, etwa hundert Jahre später sandte die Stadt ein Hilfsgesuch nach Rom. Nachdem die Via Appia als direkte Verbindung von Rom aus Capua erreicht hate, kam es zu einem gewaltigen Aufschwung. Im ersten Punischen Krieg stellte sich die Stadt nach dessen Sieg auf die Seite Hannibals und diente den punischen Truppen als Winterquartier. Nach der Einnahme durch römische Truppen 211 v.Chr. hatte die Stadt erhebliche Retorsionsmaßnahmen zu erleiden. In Capua entwickelte sich eine florierende Landwirtschaft, eine Produktion von hochwertigem Bronzegerät und Parfüm. Die Stadt wurde zu einem Zentrum von Gladiatorenspielen.

Durch die Vandalen wurde die Stadt 456 n.Chr. und später nochmals durch die Langobarden zerstört. Als Nachfolgestadt wurde Capua nova in der Nähe im Bereich des römischen Casilinum im Jahre 856 neu gegründet. Im Mittelalter entstand im Bereich des antiken Capua die Stadt Santa Maria Maggiore.

Sehenswürdigkeiten

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Sehenswert ist das Amphitheater, das zwar weniger gut erhalten als das Kolosseum von Rom ist, aber immerhin das zweitgrößte der römischen Welt. Die Gänge im Untergrund des Amphitheaters wurden restauriert und sind begehbar. Das 1924 entdeckte Mithräum (Mithras - Heiligtum) von Capua gilt als eines der am besten erhaltenen. Des weiteren ist noch ein Triumphbogen von Kaiser Hadrian (Arco di Adriano) zu sehen. Des weiteren sind mit dem Carceri vecchie (einem Rundbau aus dem 1. Jhdt. v.Chr.) und der Conocchia (aus dem 1. Jhdt. n.Chr.) zwei Monumentalgräber und das historische Museum, welches sich auch mit der Geschichte der Gladiatorenspiele befasst, sehenswert.

  • 2 Museo dei Gladiatori. Museum zur Geschichte der Galdiatorenkämpfe, im Bereich des Amphitheaters von Capua. Geöffnet: Di-So, 9.00 - 1 Std. vor Sonnenuntergang.
  • 3 Museo Archeologico dell'Antica Capua, Via Roberto D'Angiò 48, 81055 Santa Maria Capua Vetere. Tel.: +39 0823 844206. Geöffnet: 09.00-19.00 h.

Besichtigungszeit (ohne Museum 2 h)

Grotte der Cumäischen Sibylle
 
Zugang zur Grotte der Cumäischen Sibylle
Cuma, Akropolis
 
Apollo - Tempel
Cuma, Unterstadt
 
Blick von der Unterstadt zur Akropolis

Hintergrund

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Cumae wurde von griechischen Kolonisten aus Chalkis und Eretria um 750 v.Chr. als Κύμη gegründet und war damit die erste griechische Kolonie auf dem italienischen Festland. Schon früh wurde die Stadt durch die Sibylle von Cumae bekannt, die in einem Höhlenlabyrinth wahrsagte.
Ihre Blütezeit hatte die griechische Kolonie um 700 - 500 v.Chr. . Wiederholt gelang es, die nach Süden stoßenden Etrusker zurückzuschlagen. Nach deren Niederlage in der Seeschlacht von Cumae im Jahre 474 v.Chr. gegen die Flotten der Tyrannen von Kyme und Syrakuswurde die Expansion nach Süden gestoppt und die Rolle der Etrusker als Seemacht endgültig besiegelt. Dagegen wurde Cumae um 420 v.Chr. von den Samniten erobert und übernahm die oskische Kultur. Im ersten Samniterkrieg gelangte Cumae im Jahre 341 v.Chr. unter die Herrschaft der römischen Republik und verlor in den folgenden Jahrhunderten an Bedeutung, nachdem es die Bedeutung des wichtigsten Hafens ans Puteoli abgeben musste.
Dank der strategisch günstigen Lage der Akropolis auf einer Anhöhe, konnte Cumae den aus dem Norden vorstoßenden "Barbaren" lange widerstehen. Dennoch mussten sich die byzantinischen Herren den Langobarden geschlagen geben.

Sehenswürdigkeiten

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In Cumae vermischen sich Zeugen der griechischen und der späteren römischen Kulturen:
Auf der 4 Akropolis in Cumae Oberstadt:

  • Zugang zur 1 Grotte der Cumäischen Sibylle: der ca. 5 m hohe und 130 m lange gerade Gang mit rechtwinkligen Abzweigungen nach Westen wurde wohl im 4/3. Jhdt. v.Chr. aus dem Felsen geschlagen und diente dem Orakel.
  • Beim Zugang zur Akropolis befindet sich die 5 Ruine des Torre byzantina (römischer Festungsturm).
  • Auf der Akroplis befinden sich wenige6 Ruinen des griech.Apollon-Tempels . Auch dieses Gebäude wurde im 5. Jhdt. zu einer christlichen Basilika umgebaut.
  • Entlang von Resten der Oberstadt gelangt man auf der 7 Via Sacra, der Straße zum Heiligtum, in einem Bogen zum
  • 8 Jupitertempel (Tempio di Giove): Der im 6./5. Jhdt. erbaute griechische Zeustempel wurde zur Zeit der Samnitenkriege wohl verlassen und in der frühen Kaiserzeit als Jupitertempel erneuert. Im Rahmen der Christianisierung wurde das Bauwerk im 5./6. Jhdt. zu einer gewaltigen fünfschiffigen Basilika umgebaut. Aus dieser Zeit zeugt das runde Taufbecken. Die im 8. Jhdt. dem Hl. Maximus geweihte Kirche wurde 1207 verlassen.
  • Die 9 Crypta romana ist ein 30 m in den Berg hineingehauenes Bauwerk, von dem nur noch der Zugang einsehbar ist. Der Rest ist bei der Belagerung der Akropolis von Caumae im 5. Jhdt. teilweise eingestürzt.

In der Unterstadt finden sich Gebäude der früheren Wohnquartiere und die Prachtbauten um das Forum:

  • Die Tempelanlage des 10 Capitolium stammt aus der Zeit der samnitischen Besetzung und wurde im 1. Jhdt. n.Chr. erneuert und der Capitolinischen Trias (Jupiter, Juno, Minerva) geweiht.
  • Der Tempel mit der umgebenden Säulenhalle, der 11 Tempio con Portico , war möglicherweise Sitz der Augustalen und wurde im Bereich früherer öffentlicher Gebäude errichtet.
  • Der Gigantentempel, 12 Tempio del Gigante stammt aus dem 1./2. Jhdt., aus der römischen Kaiserzeit. Erhalten sind u.a. eine überdachte Apsis mit zwei Nebenapsiden, was auf die Verehrung der drei Gottheiten der Kapitolinischen Trias schließen lässt.
  • Die 13 Forumsthermen liegen etwas nordwestlich und stammen ebenfalls aus der Zeit des Baus der Via Domitiana. Sie bestehen aus einem Vorraum, dem Kaltbad Frigidarium, dem Tepidarium, dem Warmbad Calidarium, den entsprechenden Heizräumen und Zisternenanlagen.
  • Im Stadtbereich werden römische Villen und Wohninsulae ausgegraben.
  • Das 14 Amphitheater von Cumae ist ziemlich eingewachsen und befindet sich an einer Straßenkreuzung etwas weiter südlich.
  • Im Osten findet sich an der Strada provinciale das monumentale Tor 15 Arco felice , welches mit dem Bau der von Potuoli zur Via Appia führenden Via Domitiana als Zugang zur Stadt erbaut wurde. Das Tor aus dem Jahre 95 n.Chr. wurde später wiederholt verändert, der Bogen wurde im 17. Jhdt. rekonstruiert.
  • Unweit davon findet sich der Nordwestzugang der 16 Grotta di Cocceio , ein ca. 1 km langer Tunnel, welcher 37 v.Chr. vom Architekten Cocceius Auctus in den weichen Tuffstein gegraben wurde, um den Monte Grillo zu unterqueren. Das 17 Südportal der Grotta di Cocceio liegt am Lago di Averno, der nach Plänen des Architekten mit dem Meer hätte verbunden werden sollen. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg als Munitionsdepot gedient hatte, gilt er heute als einsturzgefährdet und ist unzugänglich.
  • Sito Archeologico di Cuma, Via Monte di Cuma 3; Località Cuma, Bacoli. Tel.: +39 (0)81 8040430, Fax: +39 (0)81 8040430, E-Mail: Besichtigungszeit 2 - 3 Stunden. Geöffnet: 9.00 - 1 Std. vor Sonnenuntergang. Preis: 4.00/2.00€.

Baiae (bei Bacoli)

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Baiae (bei Bacoli)
 
Terme di Baia
Baiae (bei Bacoli)
 
Komplex der Sosandra
Baiae (bei Bacoli)
 
Piccole Terme
 
Castello Aragonese di Baia

Hintergrund

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Am Küstenort 18 Baiae , der seinem Namen der Legende nach nach dem Namen Bajos trägt, des Steuermanns des Odysseus, der hier bestattet worden sei, lag der Hafen der antiken griechischen Kolonie von Cumae.
Der Ort war nicht nur bekannt als Hafen, sondern auch für seine Quellen, weshalb sich hier in der Zeit der späten römischen Republik und frühen Kaiserzeit ein lebhafter Thermal- und Badeort entwickelte und zahlreiche Persönlichkeiten der römischen Welt hier ihre Residenzen hatten: G. Julius Caesar, M. T. Cicero. Mehrere Kaiser machten dem Ort ihre Aufwartung, der in der Antike mondäner war, als die berühmten Ausgrabungsstätten Pompeji oder Herculaneum. Aufgrund von seismischer Aktivität und einem Absinken des Landniveaus liegen etliche der antiken Gebäude heute unter dem Meeresspiegel, weshalb Baiae zu einem Zentrum der Unterwasserarchäologie geworden ist.

Sehenswürdigkeiten

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Die meisten Antiken Stätten sind im Parco archeologico Terme di Baia zusammengefasst. Gebäude, welche in der Vergangenheit als "Tempel" gedeutet worden waren, sind de facto Teile der verschiedenen Thermen und zu privaten Villen gehörige Bauwerke. Sie werden in verschiedene Sektoren auf Terrassen, welche durch Treppen verbunden sind, eingeteilt.

Parco archeologico Terme di Baia: Die verschiedenen Bauwerke verteilen sich auf terrassiertem Gelände oberhalb der Bucht von Baia.

  • 19 Villa dell'Ambulatio  : Zuoberst die Privaträume, Schlafgemächer welche sich um einen großen Saal mit einem Peristyl gruppieren. Die darunterliegende Terrasse wurde in eine gedeckte Säulenwandelhalle ("ambulatio") mit ebenfalls einem großen zentralen Saal umgewandelt. Der ganze Komplex hatte einen Bodenbelag aus Marmor oder schwarz-weißen Mosaiken.
  • Die Piccole Terme sind über Treppen erreichbar und gehörten wohl zu einer spätrepublikanischen Villa.
  • Der 20 Settore di Venere umfasst einen Thermenkomplex im Süden mit zahlreichen Essräumen, aber auch Nebenräumen und Zisternen. Meerseitig liegt der Rundbau 21 Tempio di Venere , der eigentlich kein Tempel ist, sondern ein ebenfalls zu dieser Thermenanlage gehöriger Rundbau.
  • Der 22 Komplex der Sosandra ; das Gebäude erstreckt sich über vier Ebenen. Die Wohnräume belegen die beiden obersten Geschosse, wobei zuoberst die Räume des Dienstpersonals lagen. Im größten Raum fand sich eine Statue der "Aphrodite von Sosandra", eine Kopie eines griechischen Werkes. Die Statue gab dem ganzen Komplex ihren Namen. Zuunterst findet sich ein halbkreisförmiger Säulengang mit einem dahinterliegenden Raum.
  • Der 23 Settore del Mercurio umfasst einen Thermenkomplex, welcher sich wohl bis zur Küste hin erstreckt hatte und heute teils unter modernen Überbauungen liegt. Hier wurde der Apollo des Omphalos gefunden, eine Marmorkopie eines griechischen Bronzeoriginals.

Außerhalb des Parco archeologico liegen:

  • Der 24 Tempio di Diana ist ebenfalls ein kuppelförmiger Rundbau, der zu einer Thermenanlage gehörte. Seine Bezeichnung erhielt der 29,5 m durchmessende Rundbau aufgrund von Funden von Refliefs mit Darstellungen von Wildtieren. Der Rundbau ist nicht zugänglich.
  • Das 25 Sepolcro di Agrippina ist ein halbrunder Bau aus der Kaiserzeit, der aus einem Theater (Odeon) später in ein halbkreisförmiges Nymphäum umgestaltet wurde. Das Gebäude war wohl Teil einer privaten Residenz an der Küste, dürfte aber nicht wie der Name vermuten lässt das Grab der Agrippina, der ermordeten Mutter von Kaiser Nero bezeichnen.

Ein Unikum ist der Parco Archeologico Sommerso di Baia: Hier wurden die Ruinen der im Meer versunkenen Anteile von Baiae in Form einer Archäologischen Stätte unter dem Meeresspiegel Tauchern zugänglich gemacht:

  • Das 26 Ninfeo di Claudio ("Nymphäum des Claudius") wurde unweit der Spitze der Punta Epitaffio gefunden. Das Nymphäum ist aufgrund seismischer Aktivität in den letzten zweitausend Jahren bis 5 m unter dem Meeresspiegel versunken. Das Nymphäum bestand aus einer Halle mit einer gewaltigen Apsis und mit jeweils vier Nischen an den Längsseiten. Es kann auf zwei Weisen besucht werden: Im Museum im Castello di Baia sind die Originalstatuen in einer Rekonstruktion des Gebäudes zu sehen. Seit 2010 kann der Originalschauplatz mit den versunkenen Ruinen des Nymphäums und an den Fundorten deponierten Kopien der gefundenen Statuen besucht werden (35€).
  • Die 27 Villa dei Pisoni liegt ebenfalls 5 m unter dem Meeresspiegel: Nachdem ein von den Pisoni angezetteltes Komplott gegen Kaiser Nero von diesem aufgedeckt worden war, enteignete er die Eigentümer und nahm die Villa in Besitz. Für Taucher erkennbar sind Thermenanlagen, Diensträume und ein großer rechteckiger Garten.
  • Die 28 Villa a Protiro (Villa mit der Vorhalle): An einer Gasse mit kleinen Ladenlokalen liegt die Villa mit einer Säulenvorhalle. An einem Boden kann ein Taucher ein schwarz-weißes Mosaik mit hexagonalen geometrischen Mustern sehen.

Das Castello Aragonese mit dem archäolog. Museum:

  • Unterhalb des Castello Aragonese di Baia, der vom Hause Aragon errichteten Burg, in dem auch das archäologische Museum untergebracht ist, fanden sich Reste einer römischen Villa aus der späten Republikszeit. Über einem untersten Geschoss mit Zisternen sind die Wohnräume angeordnet, das Zentrum der Villa lag unter dem Ritterturm. Hier wurden Böden mit Fliesen und Mosaikmusterm (u.a. mit geometrischen Mustern, Quadraten und Hakenkreuzen, freigelegt. Eine Rampe wand sich in Serpentinen zum Strand.
  • Im 29 Castello Aragonese ist das Archäologische Museum von Baia (Museo archeologico dei Campi Flegrei) untergebracht. Hier sind die zahlreichen Funde aus den verschiedenen Villen und Thermenanlagen und auch die Funde aus dem unterseeischen Nymphäum des Claudius ausgestellt.
  • Parco archeologico Terme di Baia, Via Sella di Baia 22, Bacoli. Tel.: +39 (0)815233690. Besuchsdauer 2 - 6 Stunden. Preis: 4.00/2.00€ (Kombiticket mit Cumae, Pozzuoli); 8.50/4.25 (Kombiticket, zusätzlich mit Archäolog. Nationalmuseum Neapel.
  • Museo Archeologico dei Campi Flegrei, Via Castello 39, Baia, 80070 Bacoli. Tel.: +39 (0)81 5233797., zeitweise (v.a. am Wochenende) können wegen Personalmangel Teile der Ausstellung geschlossen sein. Geöffnet: Di-So, 09.00 - 14.30h, letzter Einlass 13.00h. Preis: 4.00/2.00€ (Kombiticket mit Cumae, Pozzuoli).
Misenum
 
Blick zum Capo Miseno

Hintergrund

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In Misenum, am Ende einer von einem Binnensee beinahe abgetrennten Halbinsel südlich von Cumae, sei der Legende nach Misenos, ein Gefährte des Aeneas, bestattet worden.
Jedenfalls gehörte der Hafenort zur etwas nördlich gelegenen Stadt Cumae und wurde 214 v.Chr. von den Karthagern unter Hannibal verwüstet. Später kam es zum Wiederaufbau. Um 30 v.Chr. ließ Caesar seinen Feldherrn Agrippa hier den Stützpunkt einer römischen Flotte errichten. Deren Befehlshaber war Plinius der Ältere, der beim Versuch der Rettung von Flüchtlingen aus dem beim Ausbruch des Vesuv zerstörten Pompeji sein Leben verlor.

In der Kaiserzeit wurde Misenum zu einem beliebten Wohnort für wirtschaftlich Bessergestellte, die hier ihre Villen errichteten.

Sehenswürdigkeiten

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  • Die 30 Piscina mirabile ist eine gewaltige aus dem Tuffstein geschlagene Zisterne mit 48 Pfeilern, die als Wasserzisterne zur Versorgung des Kriegshafens von Misenum angelegt worden war. (Besichtigung auf Anfrage: +39 3336853278)
  • Die 31 Grotta della Dragonara hatte wohl ähnliche Funktion.
  • Die 32 Cento Camerelle ist ein Komplex von aus dem Tuffstein geschlagenen Zisternen, welche teils mit Marmor oder Verputz ausgekleidet waren und möglicherweise zu einer römischen Villa gehört haben mögen. (Derzeit zur Besichtigung nicht geöffnet!)
  • Das Heiligtum 33 Saccello degli Augustali in dem Statuen von verschiedenen Kaisern aufgefunden wurden, diente wohl zur Verehrung der vergöttlichten Kaiser. Es gehörte vermutlich zu einem Privatgebäude in den Nähe des Hafens.
  • Vom Theater sind nur drei Mauerreihen erhalten.

Puteoli (Pozzuoli)

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Pozzuoli im Abendlicht
Amphitheater von Pozzuoli
 
Amphitheater
Macellum
 
Macellum

Hintergrund

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Als Dikaiarchia (Δικαιαρχία) wurde von Kolonisten aus Samos um 530 v.Chr. eine Siedlung an der geschützten Bucht erbaut, die Bedeutung als Hafen der nahen Stadt Cumae erlangte. Um 421 v.Chr. geriet das ganze Gebiet der Phlegräischen Felder in die Hand der Samniten und wurde nach dem Ende der Samnitenkriege 338 v.Chr. mit der nördlichen Kampania ins Römische Reich eingegliedert. Unter römischer Herrschaft erhielt der Ort die Bezeichnung 34 Puteoli . Als die strategische Bedeutung des Hafens in den Punischen Kriegen klar wurde, wurde der Ort zur Colonia maritima erhoben und mit dem Bau einer Mole im 2. Jhdt. v.Chr. zu einem der wichtigsten Häfen des Römischen Reichs. Das führte durch Handelsaustausch zu einem gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Legendär war der Auftritt von Kaiser Caligula, der um das Wort eines Wahrsagers Lügen zu strafen, dass er eher mit dem Pferd durch die Bucht von Baiae reiten würde, als Kaiser zu werden, eine schwimmende Brücke aus Handelsschiffen errichten ließ, und die Strecke von 3,2 km über die Bucht von Baiae auf dem Rücken seiness Pferdes zurücklegte.

Kurz lag der Ort im Schlaglicht der (christlichen) Geschichte, als hier 61 n.Chr. das Schiff mit dem Apostel Paulus anlegte. Die restliche Wegstrecke nach Rom wurde auf der Via Appia zurückgelegt. Mit dem Ausbau des römischen Hafens von Ostia unter den Kaisern Claudius, Nero und Traian bis 100 n.Chr. begann der langsame Niedergang von Puteoli als bedeutendster Handelshafen.

Im Rahmen des durch vulkanische Aktivität bedingten Absinkens der Landmasse mussten tiefergelegene Teile der Stadt aufgegeben werden. Demzufolge und als Folge der Invasion der Barbaren in der beginnenden Völkerwanderung zog sich die Bevölkerung auf die Akropolis zurück. Die Häuser der Siedlung gruppierten sich im 13. Jhdt. um die auf dem antiken Ausgustustempel erbaute Kathedrale. Im Rahmen einer vulkanischen Aktivität entstand um 1538 der Krater des Monte nuovo. Etwas später erfolgte der Bau eines Palastes durch den spanischen Vizekönig und die damit einhergehende Erneuerung der Stadt.

Sehenswürdigkeiten

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  • Der 35 Tempel des Augustus wurde 27 v.Chr. - 14 n.Chr erbaut und im 5./6. Jhdt. in eine christliche Kirche umgewandelt. Die Strukturen wurden in den Bau der Kathedrale einbezogen und kamen im Rahmen der Sanierungen nach einem Brand im Jahre 1964 wieder zum Vorschein. Die Region des Tempels resp. der Kathedrale wird als Rione Terra bezeichnet. Hier befindet sich der Kern der antiken Siedlung.
  • Die Ruinen des 36 Collegio dei Tibicines, der Schule der Flötenspieler, wurden um 1980 nach dem Abriss eines Gebäudes entdeckt.
  • 37 Reste röm. Thermen an der Via Ragnisco Reste aus der späten Republikszeit fanden sich auch an der Via Ragnisco.
  • Der 38 Tempel des Neptun: Bei den Ruinen in der Nähe des Amphitheaters handelt es sich - ähnlich wie bei den "Tempeln in Baiae" nicht um "geheiligten Boden" sondern um Reste einer großen Thermenanlage, die mit Nischen versehene Apsis des Frigidariums (Kaltbads). Die Räumlichkeiten des Warmbads liegen unter modernen Bauten.
  • Beim 39 Tempel der Diana handelt es sich um ein Nymphäum, dessen Ruinen im Hinterhof eines Gebäudekomplexes des Gesundheitsamtes zu sehen sind (die Umgebung dient als Parkplatz...).
  • Bei der Piscina di Cardito in Vecchia San Gennaro handelt es sich um eine zur Wasserversorgung der Stadt genutzte Zisterne.
  • Die 40 römische Nekropole erstreckte sich von den Stadttoren von Potuoli entlang der Via Celle in Richtung Capua. Hier sind Mausoleen, unterirdische Hypogeen und einfache Gräber erhalten.
  • 41 Nekropole an. der Via San Vito Zahlreiche Grabmäler säumen die Straße. Auffallend ist das runde Mausoleum in der Straßengabelung.
  • Ruinen römischer 42 Tavernen in der Via Luciano.
  • Das 43 Macellum von Potuoli , die Markthalle, war das wirtschaftliche Zentrum der Hafenstadt. Die rechteckige 60 x 75 m große Anlage war mit einem Portikus aus 36 Säulen umgeben, in der Mitte ein erhöhter Rundbau mit wahrscheinlich einer Brunnenanlage, der "Tholos". Aufgrund des Fundes einer Statue eines Serapis wurde der Bau nach seiner Ausgrabung im 18. Jhdt. fälschlicherweise als "Tempel des Serapis" bezeichnet. Am Macellum lässt sich gut das Phänomen des Bradyseismus, des durch vulkanische Aktivität bedingten Absinkens der Landmassen unter den Meeresspiegel, aufzeigen. Im 10. Jhdt. war der Bau auf 6,50 m unter den Meeresspiegel abgesunken, nach der Anhebung der Landmassen in der letzten Phase vulkanischer Aktivität in den Achzigerjahren liegt er nun wieder über dem Meeresspiegel.
  • Das 44 Anfiteatro Flavio b ist nach dem Kolosseum und dem Amphitheater von Capua das drittgrößte Amphitheater in Italien und wurde wohl von den gleichen Architekten errichtet wie das Kolosseum in Rom. Das ovale für Zirkusspiele (Tier- und Gladiatorenkämpfe)gebaute Amphitheater misst 149 x 116 m. Es konnte 40 000 Zuschauer fassen. Gut erhalten sind die Kellerräume mit den Käfigen für die wilden Tiere und die Bühnenaufgänge. Um dieses Amphitheater rankt sich die Legende des Märtyrertods von S. Gennaro (Hl. Januarius, Bischof von Potuoli), welcher mit drei weiteren Christen unter Kaiser Diokletian zum Tode verurteilt worden war. Er sollte von wilden Tieren in Stücke gerissen werden. Es kam dann aber nicht dazu (aufgrund des Mitgefühls der Bevölkerung - oder aufgrund dessen, dass die wilden Tiere nach einem Segen des Bischofs lammfrommm wurden), so dass die Märtyrer später in der Nähe der Solfatara enthauptet wurden. Eine Kapelle im Amphitheater erinnert an das Martyrium.
  • Als Besonderheit verfügt die Stadt Potuoli über zwei Amphitheater. Das ältere mit 130 x 95 m etwas kleinere 45 Amphiteatro minore wurde für Gladiatorenkämpfe genutzt. Leider wurde es beim Bau der Eisenbahnstrecke Rom - Neapel in der Mitte durchquert. Es sind noch wenige Strukturen erkennbar.
  • Das 46 Stadion des Antoninus Pius wurde zu Ehren seines Vorgängers Hadrian erbaut. Das rechteckige Stadion verfügt über ein Monumentaltor zum Einzug der Athleten und über drei Ränge: für Honoratioren, für die Nobilität und das Volk. Die Spiele "Eusebeia" wurden "nach griechischer Art" mit Sportwettkämpfen und musikalischen Darbietungen gefeiert. Das Stadion wurde mit EU-Mitteln restauriert, in der Folge aber leider wieder vernachlässigt.
  • Der Portus Julius: Die Hafenanlagen und Gebäude in Hafennähe sind aufgrund von Bradyseismischer Aktivität im Meer versunken und sind ein Forschungsfeld der Unterwasserarchäologie. Der Hafen wurde um 37 v.Chr. eingeweiht und war mit schiffbaren Kanälen mit den Seen Lago d'Averno und Lago Lucrino verbunden.

Neben den antiken Stätten sind in Pozzuoli die verschiedenen Zeugen der Vulkanaktivität sehenswert. Das Gebiet um Pozzuoli ist unter der Bezeichnung "Phlegräische Felder (Campi Flegrei)" auch in die Geschichtsbücher eingegangen. Sehenswert ist die 47 Solfatara von Pozzuoli mit ihren Fumarolen, welche Schwefeldämpfe ausstoßen, der Lago d'Averno, der aufgrund der Schwefeldämpfe in der Aeneis als Eingang zu Hölle beschrieben wird und der Lago Lucrino, in dem im Jahre 1538 innerhalb weniger Tage aus vulkanischem Material der 133 m hohe Monte Nuovo entstand.

Leider sind die Archäologischen Stätten rund um Pozzuoli teils wenig gepflegt, schlecht zugänglich, kaum dokumentiert und von Zerstörung durch überwuchernde Vegetation gefährdet - die Antikenverwaltung scheint sich aufgrund der noch weit imposanteren Stätten in der Region der Bedeutung als Anziehungspunkt für Interessierte nicht vollständig im Klaren zu sein.

Neapel (Neapolis)

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Theater / Macellum
 
Röm. Theater: Zugang zum Proscenium
Fassade des Dioskurentempels / Complesso S.Chiara
 
Basilica di S.Paolo Maggiore mit zwei antiken Säulen
Archäol.Park Pausilypon
 
Pausilypon: Villa Imperiale
Crypta Neapolitana
 
Grabstätte des Vergil (Kenotaph)

Hintergrund

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Griechische Kolonisten aus Cumae gründeten wohl um 700 v.Chr. auf der Insel Megaride und dem angrenzenden Festland um den Pizzofalcone die Siedlung Parthenope, dies in Anlehnung an die auf der Insel begrabene Sirene Parthenope. Mit der Gründung einer neuen Siedlung sprach man von Parthenope auch als Palaiopolis ("alte Stadt").
Die um 500 v. Chr. gegründete Nea Polis ("neue Stadt") mit ihrer günstigen Lage und der im Schachbrettmuster geplanten Stadtanlage überflügelte die ältere Ansiedlung bereits um 470 v.Chr.

Das griechisch dominierte Neapel geriet zwischen die Interessenfronten des nach Süden expandierenden Rom und der Samniten, welche ihren Einflussbereich im 4. Jhdt. in Richtung des nördlichen Kampanien ausdehnten. Im Jahre 326 v.Chr. schloss Neapolis einen Bündnisvertrag mit Rom. Die Autonomie als eigenständige "Polis" mit der gelebten griechischen Kultur und Sprache blieb bis in die Republikszeit erhalten. Im Römischen Bürgerkrieg hatte Neapel die Verliererseite unterstützt und wurde unter Sulla als Provinzstadt dem Römischen Reich einverleibt.

In der Folge profitierte Neapel von seiner günstigen Lage an (See-)Handelswegen mit dem fruchtbaren Kampanien als Hinterland und wurde mit der Region von Baiae zum bevorzugten Wohnsitz zahlreicher Honoratioren in der Kaiserzeit. Mit dem Einfall der Ostgoten und der Rückeroberung durch den oströmischen Feldherrn Belisar wurde Neapel ans oströmische Reich unter Konstantinopel angeschlossen. Mit dem Einfall der Langobarden und lokalen Autonomiebestrebungen lehnte sich das Herzogtum Neapel immer mehr an den Papst in Rom an.

Sehenswürdigkeiten (aus der Antike)

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Die Straßenzüge wurden nach dem Schema des Hippodamus von Milet mit in Ost-Westrichtung verlaufenden Plateiai (Decumani) und querverlaufenden Stenopoi (Cardini) angelegt. Die ursprüngliche Planung mit dem Decumanus major (Via dei Tribunali), Decumanus superior (Via Anticaglia) und Decumanus inferior (Spaccanapoli) sind auch im heutigen Stadtbild noch erkennbar. Unter den modernen Straßen und Gebäuden fanden sich vielerorts antike Fundamente und Ruinen. Das Stadtzentrum mit der Agora resp. dem Forum in römischer Zeit fand sich an der Piazza San Gaetano. Reste des greco - romanischen Mauerrings aus dem 5./4. Jhdt. v.Chr. finden sich unter anderem an der Piazza Cavour und Piazza Bellini.

  • Unter der gotischen 48 Macellum / Basilica S.Lorenzo Maggiore resp. der an der zentralen Straßenkreuzung der antiken Stadt liegenden Piazza San Gaetano wurden die Reste des römischen Macellum ausgegraben und in einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
  • Gleich in der Nähe um die Via Cinquesanti liegen die Ruinen des 49 Teatro greco - romano aus dem 1. Jhdt. v.Chr., von dem nur noch einige Sitzreihen in einem Hof und einige Arkaden zu erkennen sind, welche in die moderne Bausubstanz integriert wurden. Neben der Basilica S. Paolo Maggiore befindet sich der Zugang zu den antiken Gewölben unter dem Straßenniveau. Von dort aus kann unterirdisch das Proscenium besucht werden. 50 Napoli sotteranea
  • Zwei Säulen des ehemaligen Dioskurentempels (zur Verehrung von Castor und Pollux) aus dem 5. Jhdt. v.Chr., erneuert im 1. Jhdt. v.Chr., zieren die Fassade der Basilica di San Paolo Maggiore. Bis ins Mittelalter diente die ganze Fassade des Tempels als Fassade der Basilica, bis es nach Erdbeben 1686/88 zum Einsturz von Teilen der Fassade kam.
  • Unter dem ehem. Kloster Santa Chiara wurden 51 Thermenanlagen/ Complesso termale di Santa Chiara mit einem 15,8 x 5,75 m großen Schwimmbecken, welche wohl zu einer römischen Villa gehörten, ausgegraben. Sie sind vom Museum des Complesso Monumentale di Santa Chiara aus zugänglich. Auch unter der Chiesa di Sant'Aspreno al Porto finden sich Ruinen römischer Thermenanlagen.
  • Auch unter der 52 Basilica S.Restitua / Duomo fanden sich römische Ruinen u.a. mit Mosaiken.
  • Die Villa di Licinio Lucullo erstreckte sich im Bereich der Insel Megaride (unter dem Castel dell'Ovo) bis hinauf auf den Monte Echia und war wohl mit den Funden der Ausgrabungsstätte unter der Piazza del Municipio verbunden.
  • In Neapel finden sich mehrere antike Brückenbauten, unter anderem einige Arkaden des unter Kaiser Claudius entstandenen 53 Aquädukt von Ponti Rossi .
  • Rund um Neapel wurden zahlreiche Nekropolen ausgegraben. Die Necropoli di Castel Capuano dehnt sich unter dem 54 Castel Capuano bis unter die Basilica della Santissima Annunziata Maggiore nach Süden aus. Zahlreiche paläochristliche Katakomben entstanden in der späten Kaiserzeit.
  • Der 55 Parco archeologico di Posillipo wurde auf dem Hügelzug von Posillipo im Jahre 2009 eröffnet. Die 56 Grotta di Seiano ist ein 770 m langer Tunnel, der unter L.E.Seianus im 1. Jhdt. gegraben wurde, um die Residenzen auf dem Hügelzug von Pausilypon mit Cumae und den Häfen von Puteoli und Baiae zu verbinden. Im Parco Archeologico ist das 57 Theater , das 58 Odeion (ein kleineres theaterähnliches Bauwerk für Musik- und Sprechdarbietungen) und die im 1. Jhdt. v.Chr. erbaute 59 Villa Imperiale oder Villa des Vedius Pollio (welche aufgrund ihrer außergewöhnlichen Lage später in Besitz von Kaiser Augustus gelangte) sehenswert. Die entlang der Küste ebenfalls von P. V. Pollio angelegte Villa degli Spiriti mit einem Nyphäum schließt sich an.
  • Der 60 Parco sommerso di Gaiola umfasst das Meeresgebiet um die Landspitze von Posillipo und das vorgelagerte Felseneiland von 61 Gaiola . Hier sind als Folge von Bradyseismus unter die Meeresoberfläche abgesunkene römische Bauten zu sehen, welche mit der Villa Imperiale von Pausilypon in Zusammenhang standen. Die subaquatische archäologische Zone kann auf Schnorchel- und Tauchrrouten oder mit einem Boot mit Sichtfenstern besucht werden.
  • Die 62 Crypta Neapolitana oder Grotta di Posillipo ist ein 711 m langer Tunnel, der unter dem Hügelzug von Posillipo hindurch gegraben wurde, um die Bezirke Mergellina und Fuorigrotta zu verbinden. Er wurde (ähnlich wie der Tunnel Grotta di Cocceio bei Cumae) unter L. Cocceius im 1. Jhdt. v.Chr. in den Tuffstein geschlagen und ist ca. 5,6 m hoch und ca. 3 m breit. Bis ins 19. Jhdt. blieb der Tunnel in Benutzung und wurde wiederholt ausgebaut. Im Bereich des Tunneleingangs findet sich das Grabmal des Vergil, ein römisches Kolumbarium. In dem Kenotaph finden sich weder die sterblichen Überreste von Vergil noch hat die Legende Wahrheitsgehalt, dass der Dichter Vergil den ganzen Tunnel über Nacht aus dem Felsen geschlagen habe...

Die Anzahl von Ausgrabungsstätten aus griechisch-römischer Zeit im Stadtgebiet von Neapel ist enorm. Nicht verpasst werden sollte ein Besuch des Archäologischen Nationalmuseums, in dem die wichtigsten Funde aus der ganzen Region ausgestellt sind.

 
Vesuvausbruch 79 n.Chr.
Herculaneum: Cardo III
 
Übersicht über das archäologische Gelände
Decumanus maximus
 
Sede degli Augustali
Palaestra - suburbane Thermen
 
Cardo V

Hintergrund

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Im Bereich des Städtchens Resina wurden um 1710 Funde im Bereich eines antiken Theaters gemacht. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine Grabtätigkeit mit dem Ziel, möglichst viele wertvolle Skulpturen zu Tage zu fördern. Systematisch wurden die Ausgrabungen der als 64 Herculaneum identifizierten Stadt erst 1927/58 unter Amedeo Maiuri durchgeführt.

Die Gründung der Stadt erfolgte wohl durch griechische Kolonisten als Herakleion. Die Stadt kam in der Folge in die Hand der lokal ansässigen Oskier und später der Samniten und wurde nach den Samnitenkriegen ins römische Reich eingegliedert. In der augusteischen Zeit erlebte die Stadt einen Aufschwung mit reger Bautätigkeit, nachdem sich zahlreiche vermögende Römer hier Villen mit Blick auf den Golf von Neapel erbauen ließen.
Ähnlich wie Pompeji wurde auch Herculaneum durch das Erdbeben im Jahre 62 n.Chr. im Mitleidenschaft gezogen. Noch während der Renovationsmaßnahmen führte der verheerende Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n.Chr. zum Untergang der Stadt, die unter einem pyroklastischen Strom aus einem zähflüssigem Magma/Aschegemisch, welches zu Tuffstein aushärtete, begraben wurde.

Sehenswürdigkeiten

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Die antike Stadt liegt etliche Meter unter dem heutigen Stadtniveau unter Tuffsteinmassen begegraben.

  • Eine Brücke führt zum Zugang im Südosten zum 65 Cardo III , der nördlichsten in West-Ost-Richtung verlaufenden Straße. An mehreren Wohnhäusern entlang gelangt man zur Insula VI mit den Forumsthermen.
  • Der Eingang zu den 66 Männerthermen (Terme maschili) liegt am Cardo III. Von einem Umkleideraum (mit Nischen zum Ablegen der Kleider), gefolgt vom Frigidarium (Kaltbad), dem Tepidarium mit einem Bodenmosaik mit der Darstellung eines Triton und dem Caldarium, dem heißen Bad. Der Eingang zu den 67 Frauenthermen (Terme femminili) liegt auf der anderen Seite des Blocks am Cardo IV. In den Frauenthermen gelangt man ebenfalls zunächst in einen Umkleideraum mit Kleidernischen, ein Tepidarium mit einem ähnlichen Bodenmosaik mit einer Triton-Darstellung und dem Caldarium.
  • Weiter auf dem Cardo III Richtung Nordosten schließt sich die Casa dei due Atri und die Casa del Colonnato Tuscanico an, ein Haus mit einem Innenhof mit einem Säulengang und mit Fresken verzierten Räumen.
  • Weiter nach Nordosten gelangt man auf die querverlaufende Hauptstraße des Decumanus maximus mit einem in Ziegelmauerwerk ausgeführter "Triumphbogen" mit einer schönen Decke. Im Gebäude an der Ecke zum Cardo III findet sich das 68 Sede degli Augustali (Heiligtum oder der Sitz der Augustalen. Die Cella ist mit Fresken, welche Figuren aus der griechischen Mythologie zeigen, ausgemalt.
  • Die Hauptstraße Decumanus ist gesäumt von Garküchen (Termopolio) mit einer Theke mit Gefäßen für die Speisen und von Ladengeschäften. Dazwischen liegen die Zugänge zu den vornehmen Wohnhäusern, beispielsweise der Casa del Salone nero mit dem mit schwarzen Fresken ausgemalten Salon.
  • Im mittleren Straßenzug Cardo IV finden sich ebenfalls einige sehenswerte Gebäude: Die 69 Casa di Nettuno e Anfitrite ist mit dem farbenprächtigen Mosaik von Neptun und Amphitrite und einem mit farbenfrohen Mosaiken geschmückten Lararium (einem Haustempelchen) eine der besonderen Kostbarkeiten von Herculaneum. Die Casa Sannitica, ein großes aus dem 2. Jh. v.Chr. stammendes Wohnhaus mit einem marmor-ausgekleideten Impluvium und Fresken im I.& II. Stil und die südlich gegenüber den Thermen gelegene mit Fresken geschmückte 70 Casa del Tramezzo di legno mit einer hölzernen Trennwand zwischen dem Atrium und dem Speisezimmer (Tablinum). Auch dieses Haus ist mit Fresken ausgeschmückt. In der Casa del bel Cortile ist vor allem der erhaltene gemauerte Treppenaufgang ins Obergeschoss dieses zweigeschossigen Gebäudes beeindruckend.
  • Im Süden des Decumanus maximus führt der Cardo V in südwestlicher Richtung. An der Straße liegen Wohnhäuser und teils gewaltige zweistöckige Gebäude mit Läden (Garküchen, Bäckereien) und Handwerksbetrieben.
  • Der durch einen Durchgang erreichbare Sportplatz der71 Palestra ist zum Großteil unter der heutigen Stadt begraben (ein kreuzförmiger Gang wurde in den Tuffstein hineingetrieben). Er war von einer noch in Teilen erhaltenen Säulenhalle umgeben. Der kapellenähnliche Raum Aula apsidiata diente wohl für Sieger- oder Götterehrungen.
  • Weiter in südlicher Richtung liegen linkerhand die Casa del Rilievo di Telefo mit zwischen den Säulen aufgehängten Oscilla, Marmorscheiben mit Darstellungen, die wohl Amulettcharakter hatten.
  • In der 72 Casa dei Cervi fanden sich im symmetrisch angelegten Garten, auf einer Terrasse mit einer damals prächtigen Aussicht auf den unmittelbar vor der Stadt liegenden Strand, neben einem Tisch Marmorstatuen mit der Darstellung von Hirschen, welche von zahlreichen Hunden angefallen werden.
  • Der Weg vom Cardo V führt hinunter zu einer Terrasse mit einem heiligen Bereich mit kleinen kapellenähnlichen Heiligtümern und dem Altar von Marcus Nonius Balbus. Die 73 Suburbanthermen mit dem Frigidarium (Kaltbad), Tepidarium, Caldarium (Heißbad) und Laconicum (Dampfbad) gelten als eine der besterhaltensten römischen Thermenanlagen, sind leider derzeit geschlossen und können nicht besichtigt werden..
  • Entlang der in die Stützmauern eingelassenen Bootshäusern am ehemaligen Strand von Herculaneum führt der Weg durch einen in den Tuffstein gegrabenen Tunnel hinauf zum Eingangs- und Museumsbereich.
  • Scavi di Ercolano, Via dei Papiri Ercolanesi. Tel.: 081 7324311, Fax: 081 7324344, E-Mail: Die Website informiert über die aktuell zur Besichtigung stehenden Gebäude. Etliche sind aus Sicherheitsgründen oder wegen Mangel an Aufsichtspersonal geschlossen. Besichtigungsdauer ca. 1/2 Tag. Geöffnet: 08.30-19.30h (Nov.-März 08.30-17.00h (letzter Einlass 18.00/15.30h). Preis: 11.00/5.50€ (Kombiticket fünf archäolog. Stätten inkl. Pompeji an drei aufeinanderfolgenden Tagen 20.00/10.00€).

Oplontis

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Villa di Poppea
 
Villa di Poppea
Fresken in der Villa di Poppea
 
Fresko im Caldarium
Skulpturen aus Oplontis
 
kämpfender Hermaphrodit

Hintergrund

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Im modernen Torre Annunziata wurden Gebäude freigelegt, welche wie Pompeji und Herculaneum beim verheerenden Ausbruch des Vesuv verschüttet wurden. Gemäß der Darstellung auf der Peutinger'schen Tafel, einer "Straßenkarte" aus der späten Kaiserzeit, existierte am Vesuvabhang eine Siedlung mit dem Namen Oplontis, welche sogar als bedeutender auf der Karte eingetragen war als Pompeji. Erst in der Neuzeit erhielt die Bahnstation der Circumvesuviana die Bezeichnung Torre Annunziata - Oplonti.

Oplontis war wohl eine Siedlung herrschaftlicher Villen am Vesuvabhang über dem Golf von Neapel gelegen. Öffentliche Gebäude wurden bis dahin nicht freigelegt.
Die Villa di Poppea, eine beim Vesuvausbruch verschüttete kaiserzeitliche Villa, wurde 1964/84 freigelegt. Die Ausgrabungsarbeiten sind noch nicht ganz vollendet. Die Villa wurde Poppea Sabina zugeschrieben. Auf einer Amphore fand sich die Inschrift "des Secundus, Freigelassener (Sklave) der Poppea".

Ein zweites Gebäude, die Villa di Lucius Crassius Tertius, wurde 1974 etwas weiter östlich entdeckt. Die Grabungsarbeiten sind noch im Gange.

Sehenswürdigkeitem

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  • 74 Villa di Poppea Villa Oplontis ("Villa A"): Das Gebäude liegt unter dem heutigen Straßenniveau und ist im Osten vollständig ausgegraben. Im Westen stehen eine Straße und Gebäude den Ausgrabungen entgegen. Vom Atrium (1) gelangt man zum Nordsaal, im Westen schließen sich eine Küche (2) und Thermenanlagen (3:Caldarium, 4: Tepidarium) an.
Nach Osten gelangt man vorbei an einem Lararium (22) zu einem Peristil (21, von einem Säulengang umgebene Freifläche), ein weiteres Peristil (10) schließt sich gegen Osten an.
Die östliche Begrenzung der Villa besteht aus einem großen Schwimmbecken mit entsprechenden Nebenräumen und Diensträumen.
Im zum Anwesen gehörigen Garten standen 100 Platanen und Reben für die hauseigene Weinproduktion.
Die Räume der Villa sind großzügig mit Fresken im II. pompeijanischen Stil ausgemalt.
In den Räumen fanden sich zahlreiche Skulpturen, meist römische Kopien bekannter hellenistischer Werke aus dem 2./3. Jhdt. v.Chr.: Skulpturen eines Hermaphroditen, eines nackten Epheben, eine nackte Venus, zwei Statuen der Nike.
Offenbar wurden in der Villa zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs gerade Schäden von früherer Erdbebentätigkeit behoben. Es fanden sich keine Gebrauchsgegenstände oder Geschirr, welche dafür gesprochen hätten, dass die Bewohner zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs in der Villa gewohnt hätten.
  • Die 75 Villa B Villa di Lucius Crassius Tertius ist der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich. Das Gebäude mit einem zweistöckigen Peristyl mit einer ganzen Reihe von umgebenden Räumen war eher ein Wirtschaftsgebäude. Es fanden sich in den Magazinen 400 Amphoren mit Wein, Harz zum Verschluss frisch abgefüllter Amphoren, eine Kiste mit Schmuck. Mit Fresken geschmückte Wohnräume finden sich im Obergeschoss. In einem der Magazinräume konnten Skelette von 54 Menschen geborgen werden, die hier offenbar beim Vulkanausbruch Schutz suchten. Teils trugen sie Bargeld und Schmuck bei sich.


Boscoreale

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Villa Regina, Boscoreale
 
Villa Regina, Boscoreale
Fresken aus Villen in Boscoreale
 
Spiegel mit Darstellung der Leda, im Louvre

Hintergrund

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Im heutigen Boscoreale am Südostabhang des Vesuv wurden seit dem späten 19. Jhdt. etwa dreißig römische Landhäuser und Gehöfte ausgegraben. Die locker besiedelte Gegend konnte als Pagus Augustus Felix Suburbanus, eine nordwestliche Vorstadt von Pompeji identifiziert werden. Hier wurde Wein- und Getreideanbau betrieben und zahlreiche Landhäuser mit landwirtschaftlichen Ökonomieanbauten erstellt, die "Villae rusticae".

Mit dem Ausbruch des Vesuv wurden die Landhäuser ähnlich wie Pompeji von Asche und pyroklastischem Material verschüttet und konserviert.

Nachdem es bereits 1760/74 zu Funden von Goldmünzen und einer Bronzestatue gekommen war, wurden ab 1876 Ausgrabungen in zahlreichen Villen vorgenommen, vornehmlich mit dem Ziel, wertvolle Kunstgegenstände und Fresken zu bergen, welche sich heute in Museen in aller Welt befinden (Museo Archeologico Nazionale di Napoli, Louvre in Paris, Metropolitan Museum in New York, British Museum in London, Musee Royal de Mariemont in Belgien, Field Museum in Chicago, Getty Museum in Malibu, Walters Art Museum in Baltimore, Altes Museum in Berlin). 1978/83 wurden nochmals archäologische Untersuchungen in den bekannten Villen durchgeführt. Einige noch verbliebene Funde aus Boscoreale, Oplontis und Stabiae werden im Antiquarium, dem 1991 eröffneten lokalen Archäologischen Museum, ausgestellt. Eine "Villa rustica" ist ins Museumsareal integriert.

Sehenswürdigkeiten

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  • Das Landhaus 76 Villa Regina (im Bereich des Antiquariums) verfügt über einen zentralen Portikus (Säulengang), ein mit Fresken versehenes Triclinum, eine Küche mit einem gemauerten Herd und auch Einrichtungen zur Weinverarbeitung (am Vesuv wird heute der Wein Lacryma Christi del Vesuvio angebaut). Hier finden sich die Wanne und Presse zur Gewinnung des Traubenmostes und Gär-/Vorratszisternen. Getreidespeicher und eine Wasserzisterne vervollständigen die Einrichtungen.
  • In der Villa della Pisanella wurden nach der Entdeckung 1868 und erneut 1894/99 Ausgrabungen vorgenommen. Dabei wurde der Schatz von Boscoreale gehoben: mehrere Silbergefäße, Schmuckstücke und 1037 Goldmünzen. Die ländliche Villa war Teil eines Weinguts. (nicht zugänglich)
  • In der Villa di Publius Fannius Sinistor, die aufgrund eines Siegels wohl eher Eigentum des Lucius Herius Florus war, wurden mehrere Fresken aus den Jahren 40 - 30 v.Chr. gefunden, die im Metropolitan Museum in New York ausgestellt sind.
  • 77 Antiquarium von Boscoreale: Im Museum sind Alltagsgegenstände(landwirtschaftliche Geräte, Keramik) und Funde aus den Landhäusern der Umgebung sowie prähistorische Funde ausgestellt.
Villa San Marco
 
Villa San Marco, Eingang
Villa Arianna
 
Villa Arianna
Secondo Complesso / and. Villen
 
Secondo Complesso: Peristyl

Hintergrund

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Die Hafenstadt Stabiae im Golf von Neapel wurde wohl in samnitischer Zeit gegründet und brachte es dank Fischerei und Viehzucht zu einigem Wohlstand. Im römischen Bürgerkrieg schlug sich die befestigte Stadt auf die falsche Seite und wurde in der Folge von Lucius Cornelius Sulla nach längerer Belagerung eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht.
Sie konnte in der Folge nicht mehr zum Status einer befestigten Stadt aufsteigen, wurde aber zum bevorzugten Wohnort vieler begüterter römischer Patrizier, die hier mit Blick über den Golf von Neapel ihre Villen errichteten. Der Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n.Chr. setzte Stabiae massiv zu und verschüttete den Ort unter einer zwei Meter hohen Schicht aus Asche und pyroklastischem Material.

Um 1749 wurden unter dem Bourbonenkönig Karl III. nach Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji unter Unterstützung des Ingenieurs Karl Weber Ausgrabungen auf dem Hügelzug von Varano begonnen. Die Villen Villa San Marco, Villa del Pastore und Villa Arianna wurden bis 1762 ausgegraben, nach Bergung der Kunstschätze aber wieder zugeschüttet und dem Schicksal überlassen.
Erst im Jahre 1950 war es am lokalen Mittelschullehrer und Archäologen Libero d'Orsi, die Villen wieder ans Tageslicht zu bringen und den Hügel von Stabiae (Varano) systematisch zu erforschen. Er konnte zwei weitere Villen lokalisieren und richtete ein Antiquarium ein.
Eine neue Etappe begann 2001 mit einer Zusammenarbeit zwischen dem Kulturgüterministerium der Campania und der Universität Maryland zur Weiterführung systematischer Ausgrabungen und Errichtung eines Parco Archeologico. In einem neuen Museum als Ersatz für das seit den Neunzigerjahren geschlossene Antiquarium sollen die Funde gezeigt werden.

Sehenswürdigkeiten

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  • 78 Villa San Marco  : Die Residenz stammt aus augusteischer Zeit und wurde zur Zeit von Kaiser Claudius um Thermen und Gartenanlagen erweitert. Vom Eingang gelangt man ins Atrium, an das ein Lararium (Haustempelchen) angrenzt. Geradeaus liegt die große Küche, zur rechten die Thermenanlagen mit einem dreieckigen Grundriss. Ein großes Peristyl (Säulengang) umgibt ein ebenso großzügiges Schwimmbecken.
  • Die 79 Villa Arianna als ältestes Gebäude aus dem 2. Jhdt. v.Chr. wurde 1757/62 ausgegraben. Der Raum mit dem tuscanischen Atrium war mit Fresken ausgemalt. In den umgebenden Cubicula wurden die bekanntesten Fresken von Stabiae geborgen.
  • Der Secondo Complesso liegt östlich neben der Villa Arianna: In dem Gebäude war ebenfalls ein Thermenkomplex integriert.
  • In der 80 Villa del Pastore mit einem enorm großen Grundriss wurde eine Skulptur eines Hirten gefunden.
  • Die Villa di Anteros e Heraclo liegt in Gragnano gleich hinter der Gemeindegrenze zu Stabiae.

In der Region wurden noch mehrere Landsitze entdeckt:

  • die Villa Carmiano in Carmiano in der Gemeinde Gragnano aus dem 1. Jhdt. v.Chr.
  • Die Villa Petraro an der Verbindungsstraße Stabiae-Nuceria wurde 1957/58 ausgegraben. Hier fanden sich im Thermenbereich Gipsreliefs mit bukolischen Darstellungen von Flussgottheiten.
  • die Villa Sant'Antonio Abate in Casa Salese bei Sant'Antonio Abate
  • Die Villa Medici im gleichnamigen Ort wurde bereits unter den Bourbonen ausgegraben.
  • Die Villa Petrellune liegt ebenfalls im gleichnamigen Ort.
  • Die drei Gebäude der Ville dell'Ogliaro wurden in Ogliaro bei Gragnano 1779 ausgegraben.

Das in den Fünfzigerjahren eingerichtete Antiquarium mit der Ausstellung der lokal gefundenen Fresken ist seit den Neunzigerjahren geschlossen.

Die Website der RAS Foundation mit einer Virtual Tour ist noch im Aufbau.

Pompeji: Forum
 
Forum: Basilica
Via Stabiana - Theaterviertel
 
Terme Stabianae (Umkleinderaum)
Amphitheater, Vicolo dei Fuggiaschi
 
Amphitheater

Hintergrund

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Am 24.8.79 n.Chr. wurde bei einem von Plinius dem Jüngeren in Briefen überlieferten Ausbruch des Vulkans Vesuv die römische Stadt 81 Pompeji unter einer dicken Schicht aus Vulkanasche und Bimsstein begraben. Die so konservierte Stadt wurde ab dem 18. Jhdt. ausgegraben.

Die in der Nähe der Mündung des Flüsschens Sarno Ende des 7. Jhdt. v.Chr. von Oskern gegründete und später von Etruskern bewohnte Stadt gelangte wohl um 425 v. Chr. nach der Niederlage der Etrusker gegen die griechische Seemacht unter Einfluss der Samniten. Wie der restliche samnitische Städtebund wurde auch Pompeji nach dem dritten Samnitenkrieg um 290 v.Chr. dem römischen Reich angeschlossen.
M Im Jahre 62 n.Chr. kam es durch ein Erdbeben zu Schäden an Gebäuden der Stadt Pompeji. Noch während der Schadensbehebung kam es 79 n.Chr. zum verheerenden Ausbruch des Vesuv, bei dem ein Ausbruch mit Asche- und Bimssteinregen die Stadt definitiv verschüttete.
Nachdem man 1738 mit ersten Grabungen begonnen hatte, um dem Erdboden Kunstgegenstände zu entreißen, wurden gegen Ende des 18. Jhdt. erstmals systematische konservierende Ausgrabungen durchgeführt.

Beschädigung durch Erdbebenaktivitäten, massive Regenfälle machen den Unterhalt der als Welterbe eingetragenen archäologischen Stätte extrem aufwendig. Immer wieder sind leider gewisse Gebäude und Abschnitte zur Besichtigung gesperrt. Einige Bereiche der Stadt sind noch gar nicht ausgegraben. Hier wird es immer wieder Neues zu sehen geben.

Sehenswürdigkeiten

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  • Die Via Marina führt durch das Stadttor 82 Porta Marina zur 83 Freifläche des Forums . Dort findet man die Basilica. 84 Ruinen des Apollo - Tempels aus dem 2. Jh. v.Chr. an der Nordseite des Jupiter - Tempels .
  • Vorbei an den Nordostquartieren mit zahlreichen Wohninsulae und auch repräsentativen Stadthäusern gelangt man durch das Stadttor Porta di Ercolaneo auf der 85 Via delle Tombe - Nekropole zur Nekropole an der Einfallstrasse zur etwas ausserhalb der Stadt gelegenen mit Fresken reich ausgemalten 86 Villa dei Misteri.
  • An der Via Stabiana geht es vorbei an der 87 Terme Stabiane mit grosszügigen Umleideräumen, Warm- und Heissbad und einem Schwimmbecken - das antike Bordell 88 Lupanar mit obszönen Malereien liegt gleich in einer Hintergasse - zum Theaterviertel. Das 89 Teatro grande mit einer vorgelagerten Säulenhalle wurde in augusteischer Zeit umgestaltet. Ummittelbar daneben liegt das kleine Theater, welches überdacht war und wohl auch als Versammlungsstätte diente.
  • Im Südosten der Stadt liegt neben dem von einer Säulenhalle umgebenen Sportplatz 90 Palestra grande das riesige Amphitheater, welches für Gladiatoren- und Tierkämpfe hergerichtet war. Nahe der Stadtmauer an der Südostecke mit ihren Wehrtürmen findet sich eine weitere Nekropole, durch die Porta Nocera gelangt man in die Stadt zurück. Im 91 Orto dei Fuggiaschi finden sich Gipsausgüsse von Flüchtlingen, welche vom Ascheregen des Vesusausbruchs eingeholt wurden und verzweifelt Schutz suchten. Die von den Körpern gebildeten Höhlen blieben im vulkanischen Material erhalten und konnten von den Archäologen mit Gipsausgussmaterial gefüllt werden.
  • Scavi di Pompei, Via Villa dei Misteri 2. Besichtigungszeit mindestens 1/2 - 1 Tag. Geöffnet: 08.30-19.30h (-17.00h 1.Nov.-31.März), Kassenschluss 15.30/18.00h. Preis: 11.00/5.50€, 20.00/10.00€ Dreitagespass für alle 5 Ausgrabungsstätten, Audioguide Depot 5.00€.

Aktivitäten

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  • Die Besichtigung der wichtigsten archäologischen Stätten in der Region der "Phlegräischen Felder" am nördlichen Golf von Neapel und der Ausgrabungsstätten am Fuß des Vesuv dürfte mindestens eine Woche Zeit in Anspruch nehmen.
  • In der warmen Jahreszeit könnte gebadet und alle Arten von Wassersport betrieben werden. Aufgrund der Wasserqualität bieten sich die Küste nördlich von Baia oder die Ebene um die Selemündung bei Paestum eher an, als die durch die Häfen von Neapel und Salerno ziemlich belasteten Meerabschnitte im Golf von Neapel und Salerno.
  • Weniger für Antikenfreunde sondern für Naturliebhaber bietet sich ein Besuch der (touristisch stärker belasteten)Amalfiküste und der Insel Capri an.

Einkaufen

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vgl. Ortsartikel

vgl. Ortsartikel

Unterkunft

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vgl. Ortsartikel

Sicherheit

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Abgesehen von Neapel (vor allem in gewissen Gegenden besteht nachts das Risiko, ausgeraubt zu werden) ist die Sicherheitslage wenig problematisch. Mit etwas Touristennepp, Taschendiebstählen und Autoaufbrüchen muss vor allem im Bereich der extrem stark frequentierten archäologischen Stätten von Pompeji in der Saison gerechnet werden.

Ausflüge

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  • Besteigung des Vesuv, welcher dank seines Ausbruchs 79 n.Chr. durch den Vulkanascheregen zur Konservierung der römischen Städte an seinem Fuß beigetragen hat und dank dem so einzigartige historische Stätten erhalten geblieben sind.

Literatur

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  • Website des Kulturgüterministeriums von Kampanien, Übersicht
  • Website mit Informationen über die archäolog. Stätten von Cumae
 
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