Abū Ballāṣ

Name mehrerer antiker Krugstationen in der Westlichen auf der Route zum Gebel ʿUweināt bzw. in die Oase Kufra
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Wasserkrüge am Abū-Ballāṣ-Felsen
Abū Ballāṣ · أبو بلاص
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl
Höhe461 m
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Abū Ballāṣ

Abu Ballas (arabisch: أبو بلاص, Abū Ballāṣ, „Vater aller Krüge“) ist der Name mehrerer antiker Krugstationen auf der Route zum Gebel el-ʿUweināt bzw. in die Oase Kufra, die am Rande markanter Felsen angelegt wurden. Die etwa 400 Kilometer lange Route trägt deshalb auch den Namen Abū-Ballāṣ-Weg (engl. Abu Ballas Trail, طريق أبو بلاص, Ṭarīq Abū Ballāṣ). Das bekannteste Kruglager befindet sich etwa 500 Kilometer westlich vom Nil, 90 Kilometer westlich des Samīr-Lāmā-Felsens und etwa 190 Kilometer südwestlich von Mūṭ in der Senke ed-Dāchla, etwa auf halbem Weg zwischen ed-Dāchla und dem Gilf-Kebir-Plateau.

Hintergrund

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Mindestens seit dem späten Alten Reich gab es eine Karawanenroute von ed-Dāchla, die zumindest bis zum 500 Kilometer entfernten Gebel el-ʿUweināt oder vielleicht auch bis in die 600 Kilometer entfernte Oase Kufra führte. Damals standen als Transporttiere nur Esel zur Verfügung, mit denen sich aber ohne Tränke nur maximal 200 Kilometer überbrücken ließen. Um die Wasserversorgung der Lastentiere sicherzustellen, wurden Krugstationen an markanten Felsen angelegt. Die Existenz dieser Route seit dem Alten Reich lässt sich aus den Felszeichnungen in Abū Ballāṣ, aber auch aus einer 1992 entdeckten Inschrift des Beamten Meri (Mrj) aus dem Alten oder frühen Mittleren Reich und weiteren Felsinschriften[1] entnehmen. In zwei Zeilen schrieb Meri kurz: „Im Jahr 23 des Königreichs: der Verwalter Meri ist auf seinem Weg, um die Oasenbewohner zu treffen.“[2]

Nach Angaben von Gerhard Rohlfs war der Verlauf dieser Route 1873 noch bekannt, auf der aus dem Südwesten stammende Nomadenstämme bis nach ed-Dāchla vordrangen.[3]

Das hiesige Krugdepot wurde 1918 von John Ball (1872–1941), erste Felsbilder 1923 durch Kamal ed-Din Husein (1874–1932), von dem auch die Bezeichnung Abū Ballāṣ stammte, entdeckt.[4] Bereits um 1933 vermutete László Almásy (1895–1951) aufgrund seiner Kenntnis von Abū Ballāṣ, dass sich auf dem Weg nach Kufra mindestens eine weitere Stationen befunden haben müsste.[5] Im Zeitraum von 1990 bis 2000 entdeckte Dr. Carlo Bergmann etwa 30 recht unterschiedliche Verweilposten von Dāchla bis an die Hänge des Gilf Kebir, die aus der Zeit vom Alten Reich bis zur ptolemäischen Zeit stammten.[6] Seit 2002 wurde diese Route durch Wissenschaftler des Heinrich-Barth-Instituts in Köln im Rahmen des Teilprojekt E3 „Wege und Handel in ariden Zonen“ des Sonderforschungsbereiches 389 „Kultur- und Landschaftswandel im ariden Afrika“ (ACACIA) archäologisch untersucht.[7]

Der Besuch des Felsen ist üblicherweise Teil einer Wüstenexkursion in den Gilf-Kebir-Nationalpark.

Von Mūṭ aus kommend fährt man etwa 70 Kilometer in südlicher Richtung entlang der Fernverkehrsstraße zum New-Valley-Bewässerungsprojkt und biegt dann von der Straße in die Wüste ab. Für die Reise durch die Wüste benötigt man ein geländegängiges Allradfahrzeug. Nach weiteren etwa 170 Kilometern, 90 Kilometer westlich des Samīr-Lāmā-Felsens, erreicht man den Abū-Ballāṣ-Felsen.

Ortskundige Fahrer und Fahrzeuge gibt es z. B. in den Senken ed-Dāchla und el-Baḥrīya.

Für eine Weiterfahrt in den Nationalpark benötigt man eine Erlaubnis des ägyptischen Militärs. Während der Reise wird man von bewaffneten Polizisten und einem Militäroffizier begleitet. Für Reisen in das Gilf Kebir gibt es in Mūṭ ein eigenes Safari-Department, das auch die nötigen Begleitpolizisten und deren Fahrzeuge stellt. Die Pflicht-Dienstleistung ist natürlich kostenpflichtig.

Sehenswürdigkeiten

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Abū-Ballāṣ-Felsen, von Osten gesehen
Felszeichnung einer Kuh mit Kalb
Felszeichnung eines Jägers

Schnell fallen die zahlreichen Krüge am Fuß des 1 Abū-Ballāṣ-Felsens (24° 26′ 20″ N 27° 38′ 56″ O), insbesondere an seiner Nordostseite, auf. Sie stammen aus dem Neuen Reich (18./19. Dynastie). Leider wurden schon zahlreiche Krüge durch moderne Reisende zerstört. Nur noch ein paar Dutzend Krüge sind fast unversehrt. Die Höhe der Krüge beträgt etwa 60 Zentimeter, ihre maximale Schulterbreite 38 Zentimeter, der Öffnungsdurchmesser 9–10 Zentimeter und die Wandstärke knapp 2 Zentimeter. Sie bestehen aus einem dunkelgrauen Tonkern mit ziegelrotem Überzug.[8]

Weniger auffällig sind Felszeichnungen an zwei leicht erhöhten Stellen an der Südseite des Felsen. An der ersten, linken Stelle befinden sich ein Jäger mit Pfeilen und Bogen, vor ihm ein Hund, weitere Tiere und eine Frau. An der zweiten, weiter rechts gelegenen Stelle erkennt man eine Kuh, die ihr Kälbchen säugt.

Einen Stopp für ein Picknick sollte man in einiger Entfernung zum Felsen vornehmen. Speisen und Getränke müssen mitgeführt werden. Abfälle müssen mitgenommen werden und dürfen nicht liegen gelassen werden.

Unterkunft

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Für die Übernachtung in einiger Entfernung müssen Zelte mitgeführt werden.

Ausflüge

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Auf dem Weg zum Gilf-Kebir-Nationalpark besucht man im Regelfall vorher auch den Samīr-Lāmā-Felsen, später nach Abū Ballāṣ das etwa 30 Kilometer südwestlich gelegene Schlammlöwenfeld (Yardangs) im 2 Wādī el-Aswad (24° 15′ 19″ N 27° 29′ 20″ O), auch Wādī el-Baqr, bzw. die 240 Kilometer südwestlich gelegene Felsengruppe mit dem Flugplatz von Eight Bells.

Die Schlammlöwen, sie werden auch als Yardangs bezeichnet, befinden sich im Bereich ehemaliger Playa-Seen, die durch Niederschlagswasser gebildet wurden und nur zeitweilig bestanden. Durch Winderosion der Schichtfolgen aus Sedimenten und Flugsand sind über Jahrtausende Hunderte dieser Yardangs entstanden.

Zwischen den Schlammlöwen und Eight Bells befindet sich der 1 Wegweiser 22 (23° 48′ 25″ N 27° 15′ 32″ O) der Rallye Paris-Dakar, die im Jahr 2000 bis nach Kairo führte.

Literatur

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Schlammlöwen im Wadi el-Aswad
Schlammlöwen im Wadi el-Aswad
Wegweiser 22 der Rallye Paris-Dakar-Kairo aus dem Jahr 2000

Einzelnachweise

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  1. Rhotert, Hans: Libysche Felsbilder: Ergebnisse der 11. und 12. Deutschen Innerafrikanischen Forschungs-Expedition (DIAFE) 1933/1934/1935. Darmstadt: Wittich, 1952, S.70ff., Tf. XXXVI.
  2. Burkard, Günter: Inscription in the Dakhla region: text, translation and comments. In: Sahara: preistoria e storia del Sahara, ISSN 1120-5679, Bd.9 (1997), S.152–153, doi:10.11588/propylaeumdok.00002512.
  3. Rohlfs, Gerhard: Drei Monate in der Libyschen Wüste. Cassel: Fischer, 1875, S.250. Nachdruck Köln: Heinrich-Barth-Institut, 1996, ISBN 978-3-927688-10-0. Open Access
  4. Prince Kemal el Dine Hussein; Franchet, L.: Les dépots de jarres du désert de Lybie. In: Revue Scientifique, ISSN 0370-4556, Bd.65 (1927), S.596–600, Abb. 254–262. Abb. 260 zeigt die Felszeichnungen.Ball, John: Problems of the Libyan Desert. In: Geographical Journal (GJ), ISSN 0016-7398, Bd.70 (1927), S.105–128, zwei Tafeln zwischen Seiten 124 und 125, doi:10.2307/1782177.
  5. Almásy, Ladislaus E.: Schwimmer in der Wüste: auf der Suche nach der Oase Zarzura. Innsbruck: Haymon, 1997, ISBN 978-3-85218-248-3, S.75–76. Die ungarische Originalausgabe, Az ismeretlen Szahara, erschien 1934.
  6. Bergmann, Carlo: Der letzte Beduine: meine Karawane zu den Geheimnissen der Wüste. Reinbek: Rowohlt, 2001, ISBN 978-3-499-61379-1, S.367–459, insbesondere S. 409f.
  7. Kuper, Rudolph: The Abu Ballas Trail: Pharaonic Advances into the Libyan Desert. In: Hawass, Zahi (Hrsg.): Egyptology at the dawn of the twenty-first century: proceedings of the Eighth International Congress of Egyptologists, Cairo, 2000; 2: History, religion. Cairo: American Univ. in Cairo Press, 2003, ISBN 978-977-424-714-9, S.372–376.
  8. Kuhlmann, Klaus P[eter]: Das Ammoneion: Archäologie, Geschichte und Kultpraxis des Orakels von Siwa. Mainz: von Zabern, 1988, Archäologische Veröffentlichungen; 75, ISBN 978-3-8053-0819-9, S.117–118, Fußnoten 922f.
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