Tel Arad

archäologische Ausgrabungsstätte in Israel

Der Tel Arad National Park ist eine archäologische Stätte und Nationalpark bei Arad im nordöstlichen Negev.

Tel Arad

Hintergrund

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Luftansicht des Tel Arad
Blick von der Kanaanit. Stadt hinauf zur Zitadelle

Der archäologische Park von Tel Arad umfasst zwei Bezirke: die Ruinen von Arad aus kanaanitischer Zeit und die auf der Anhöhe des Tel gelegene Zitadelle mit der Stadt aus israelitischer Zeit.

Nach biblischem Bericht im 4.Mose 21,1 EU widersetzte sich der Kanaanitische König von Arad der Eroberung durch die Israeliten, gemäss der Erwähnung in Josua 12,14 EU wurde Arad dann doch von den Israeliten unterworfen. Auch in einer ägyptischen Inschrift taucht die Stadt in einer Liste von Orten, die von Pharao Shishak im Jahre 925 v.Chr. unterworfen wurde, auf.

Geschichte

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Rekonstruktion der Zitadelle
Rekonstruktion des Tempelbereichs

Das Gebiet des kanaanitischen Arad wurde im 4.Jahrtausend v.Chr. in der Jungsteinzeit gegründet und entwickelte sich in der frühen Bronzezeit (ab 3000 v.Chr.) zu einer befestigten Stadt mit einem von Mauern umgebenen Areal von 10 Hektaren um eine zentrale Zisternenanlage, in der sich das Wasser aus dem Stadtgebiet sammelte. Die Bevölkerung lebte von Ackerbau und Viehzucht; durch die Handelsbeziehungen mit den Kupferminen im südlichen Sinai wurde die Stadt am bewohnbaren Rande der Wüste zu einem Handelszentrum für Kupferwaren. Bis 2650 v.Chr. blieb die Stadt bewohnt und wurde dann wohl von der Bevölkerung für weitere 1500 Jahre verlassen.

Die Besiedelung durch die Israeliten begann im 11. Jhdt. v.Chr., in der Regierungszeit von König Salomo in der zweiten Hälfte des 10. Jhdt. bestand hier eine kleine Festung mit einem Hof, umgeben von Wohnbauten. Unter den nachfolgenden judäischen Königen wurde die Stadt befestigt, es konnten eine einzigartige judäische Tempelanlage, ein Wasserversorgungssystem, Lagerhäuser und Wohnhäuser ausgegraben werden. In der Festung konnten zweihundert Tonscherben (sog. Ostraka), teils in hebräischer und teils in aramäischer Sprache beschrieben, gefunden werden. In einer Inschrift wird das "Haus von JHWH" erwähnt (wohl mit Bezug auf den Tempel in Jerusalem, evtl. auch auf das lokale Heiligtum in Arad), in einer anderen Edom und den König von Juda, die Inschrift nimmt wohl Betzug auf die Bedrohung der judäischen militärischen Aussenpostens durch die Edomiter.

Nach der Zerstörung des ersten Tempels wurde die Festung Arad auch unter persischer Herrschaft militärisch genutzt. Die aramäisch beschrifteten Ostraka enthalten Listen von Verpflegung und militärischen Gütern, welche von der Garnison in Arad benötigt wurden. In der hellenistischen Zeit wurden die Befestigungen ausgebaut und die Stadt erhielt einen zentralen Turm, in römischer Zeit bestand auf dem Tel Arad eine Festung gegen die Bedrohung aus dem Süden, welche nach der Integration des nabatäischen Königreichs ins römische Reich an Bedeutung verlor.

Nach arabischer Eroberung im 7. Jhdt. wurde hier im Bereich der Ruinen aus römischer Zeit von einem ortsansässigen Stamm ein Khan (Karawanenherberge) errichtet, nach der Zerstörung im 8. Jhdt. blieb der Tel Arad unbewohnt. 1962 wurden unter Ruth Amiran und Yohanan Aharoni Ausgrabungsarbeiten auf dem Tel Arad durchgeführt, welche sich bis in die Achzigerjahre hineinzogen.

Landschaft

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Der flache Hügel des Tel Arad erhebt sich nur wenig über dem künstlich bewässerten und landwirtschaftlich genutzten Hochplateau mit der modernen Stadt Arad wenig weiter östlich. Im Hinterland liegen etliche Beduinensiedlungen am Rande der kaum mehr bewohnbaren Negevwüste.

Flora und Fauna

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An der Grenze zur bewohnbaren Negev-Wüste ist die Vegetation spärlich.

Arad mit seinem teils mediterranen, teils ariden Wüstenklima liegt an der Grenze des bewohnbaren Gebiets, im Osten liegt die judäische Wüste und die Arava Senke, im Süden beginnt der Negev.

Mit der Bahn / mit dem Bus

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Aus Tel Aviv reist man mit der Bahn (Israel Railways) bis Be'er Scheva an, von dort her besteht drei bis viermal täglich eine Busverbindung (u.a. Linie 384 der Egged) mit Halt an der Tel Arad Junction und weiter nach 1 Arad Bus Station Arad und ans Tote Meer.

Auf der Straße

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Von der Hauptstrasse 40 aus dem Grossraum Tel Aviv nach Be'er Scheva biegt man in der Lehavim Junction auf die Strasse 31 nach Arad ab, die Strasse führt weiter hinab ins Tal des Toten Meers. Aus der Grosstadt Be'er Sheva kann die Strasse 31 nach Arad über die 60 erreicht werden.

Die Zufahrt zum Tel Arad erfolgt auf der Strasse 80, ab der Tel Arad Junction nordwärts, wer ohne Privatfahrzeug unterwegs ist, muss für die 2,8km bis zum Parkeingang 30 - 45 Min. einrechnen (oder sich mitnehmen lassen).

Gebühren/Permits

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Erwachsene 15 NIS, Kinder 7 NIS, Parkbesuch mit der Zweiwochenkarte der INPA inbegriffen.

Mobilität

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Vom Eingangsgebäude (mit Sanitäranlagen und Snack Bar) führt eine asphaltierte Strasse hinauf zu einem zweiten Parkplatz bei der Zitadelle, die Distanzen zur israelitischen Stadt mit der Zitadelle und zur kanaanitischen Stadt lassen sich auch gut zu Fuss zurücklegen. Die Rundgänge in den archäologischen Bereichen sind für Menschen mit Gehbehinderung nur sehr eingeschränkt zu bewältigen eingeschränkt barrierefrei.

Sehenswürdigkeiten

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Tel Arad, kanaanitische Stadt: Übersicht
Heiliger Bezirk in der kanaanit. Stadt
Tel Arad, kanaanitische Stadt: Wohnhaus (Rekonstruktion)
Tel Arad, kanaanitische Stadt: Brunnen
Tel Arad, Zitadelle: Torbereich
Tel Arad, Zitadelle: Tempelanlage
das Allerheiligste
1 Tel Arad National Park. Tel.: +972 (0)8-699-2444. Geöffnet: 08.00-17.00h, Okt.-März 08.00-16.00h, am FR eine Stunde früher geschlossen. Preis: NIS 15/7.

eingeschränkt barrierefreieingeschränkt barrierefrei

  • ein Videofilm informiert in mehreren Sprachen über die Geschichte und die Lebensumstände in der Stadt auf dem Tel Arad, Alltagsszenen wurden nachgestellt um die Geschichte auch für Kinder verständlich darzustellen. (Vorführungszeiten beim Parkpersonal erfragen).

"Lower City" (kanaanitische Stadt)

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  • vom Parkplatz aus führt ein 2 Fussweg zu den Ausgrabungen der kanaanitischen Stadt, hinauf zur Zitadelle führt ein weiterer Fussweg. Von einem Schattenpavillon aus gewinnt man einen Überblick über das archäologische Gelände.
  • von weitem sieht man bereits den grossen ummauerten Bezirk, in die knapp drei Meter hohe und 1200m lange Stadtmauer waren ursprünglich Rund- und quadratische Türme eingelassen.
  • rechterhand neben dem Weg durch die Ausgrabung liegen die Ruinen des 2 Heiligen Bezirks . Hier fand sich in einem ummauerten Geviert ein Altar, eine runde mit Steinen ausgemauerte Grube und der Platz war der Fundort von Kultgegenständen.
  • die Strasse steigt nun leicht nach Westen an, linkerhand liegen die Ruinen eines grossen ebenfalls ummauerten Komplexes mit einem zentralen Hof, Wohn- und Lagerräumen. Man geht davon aus, dass die Gebäude als 3 Palast des Stadtoberhaupts gedient haben mögen.
  • durch das rekonstruierte westliche 4 Stadttor verlässt der Rundgang nun für eine kurze Strecke das Stadtgebiet und verläuft ausserhalb der rekonstruierten Stadtmauer.
  • der Rundgang führt nun wieder durch einen Durchlass in der Stadtmauer ins Stadtgebiet in die Wohnquartiere im Süden. Ein typisches {{Marker|type =see|lat = 31.27826|long = 35.12411|name =Haus im Arad-Stil wurde rekonstruiert (und kommt einem auch aus dem Informationsvideo bekannt vor). Die Gebäude in Arad waren rechteckig, eine niedrige gemauerte Steinbank verlief entlang aller Wände, die quer über dem Haus liegenden Dachbalken wurden von einem zentralen Holzpfosten (auf einem Steinfundament) gestützt, gedeckt war das Dach wohl mit Palmblättern oder Schilf.
  • der Weg führt nun hinab zum 5 Brunnen . In kanaanitischer Zeit wurde an der tiefsten Stelle der Stadt das Wasser von den Regenfällen im Winter in einer Zisterne aufgefangen, Kanäle leiteten das Wasser aus dem ganzen Stadtgebiet bei den seltenen Regenfällen zu. In der Zeit der judäischen Könige wurde der Brunnen bis auf eine Tiefe von 52,5 Fuss vertieft; hinauf zur Zitadelle musste das hier geschöpfte Wasser mit Packtieren transportiert werden. In römischer Zeit (wohl unter Herodes im 1. Jhdt.) wurde der Sodbrunnen erneuert und sauer ausgemauert, es wurden um ihn herum mehrere sorgfältig verputzte Zisternen angelegt.

"Zitadelle", die Oberstadt mit der israelitischen Festung

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  • die israelitische Oberstadt zeugt von einer Neubesiedelung des Tel Arad nach einer Pause von ca. 1500 Jahren zur Zeit der Könige David und Salomo, ca. im 11./10. Jhdt. v.Chr.
  • die Festung misst 50 x 50m und war zunächst mit Kasemattenmauern, in späteren Phasen mit soliden Mauern umgeben. Das 6 Eingangstor wurde von zwei Rechtecktürmen flankiert. Der quadratische massive Turm im Zentrum der Zitadelle wurde erst in hellenistischer Zeit errichtet.
  • in der Nordwestecke gelangt man zu einem 7 Tempel , in dem wohl im 9./8. Jhdt JHWH angebetet wurde; er gilt als ein kleinformatiges Ebenbild des ersten Tempels in Jerusalem. Man geht davon aus, dass die Tempelanlage mit der Kultreform unter König Hiskia geschlossen (aber nicht zerstört, sondern nur mit Erde bedeckt) wurde (2.Könige 18,4 EU), der Tempeldienst wurde im 8. Jhdt. fortan ausschliesslich in Jerusalem konzentriert.
Die Anlage besteht aus einem rechteckigen ummauerten Bezirk. Im "Heiligtum" fand sich an der Nordwand ein 2,2 x 2,4m grosser Altar, gemauert aus unbehauenen Steinen, der von einer Feuersteinplatte abgedeckt war. Kanäle an den Seiten fingen das Blut der geschlachteten Opfertiere auf und leiteten es ab.
Im Westen lag ein kleiner Raum, das "Allerheiligste" ("Holy of Holies"). Hier stand eine Steinstele als Zeichen der göttlichen Gegenwart, flankiert von zwei steinernen Räucheraltaren (Originale im Israel Museum in Jerusalem). Die Steinstele wurde beim Einstellen des Tempeldienstes sorgfältig abgelegt und begraben, was für ein geregeltes Einstellen des Opferdienstes im Tempel des Tel Arad und gegen eine Zerstörung spricht.
  • im Südwesten fand sich das 8 "Water System" , eine Hauptkomponente jeder israelitischen Festung. Das Wasser wurde teils bei Regengüssen aufgefangen und wohl zum anderen Teil vom Sodbrunnen in der Unterstadt zur Zitadelle auf Lasttieren hinaufgetragen und in ein Wasserbecken westlich der Festungsmauer gegossen, von dort aus floss es durch eine Wasserleitung in die Zisternen im Innern der Festung, die sorgfältig verputzt waren. Die beiden Zisternenkammern mit einem Treppenzugang sind 10m tief und hatten ein Fassungsvermögen von 400 m³.
  • südlich des hellenistischen Zentralturms fand sich in einem Gebäude, von den Archäologen als 9 "Haus des Elyashvb" "Haus des Elyashiv" bezeichnet, ein Tonscherbenarchiv mit ca. 100 in hebräischer und 89 in aramäischer Sprache grossteils mit Tinte beschriebenen Tonscherben (Ostraka), ein Teil der "Briefe" war wohl an den Kommandanten der Festung gerichtet, handelte von Versorgungsgütern und enthielt Listen von Korn- und anderen Lagerbeständen. Aussergewöhnlich ist, dass sich auf einer Tonscherbe eine Inschrift fand, welches auf das "Haus von JHWH" (בית יהוה) Bezug nimmt.

Aktivitäten

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  • Besichtigung des Archäologischen Parks
  • Wanderungen sind beispielsweise im Bereich des Yatir Forest (der 30 km² grosse Wald wurde ab 1964 durch den Jewish National Fund aufgeforstet) und der judäischen Wüste möglich.
  • Besuch der Yatir Wineries, nachdem 1997 die ersten Reben angepflanzt wurden, gelangen schon bald schöne Erfolge in der Weinproduktion.

Einkaufen

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  • im Shop der Parkverwaltung sind Snacks, Getränke und Eis erhältlich
  • zum Einkaufen muss man sich in die nahe Wüstenstadt Arad begeben.
  • im Shop der Parkverwaltung sind Snacks, Getränke und Eis erhältlich

Unterkunft

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Hotels und Herbergen

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  • die nächsten Hotelunterkünfte finden sich in Arad, von Be'er Sheva und auch von den Resorts am Toten Meer ist der Tel Arad bequem in einem Tagesausflug zu erreichen.
  • im Parkgelände kann im eigenen mitgebrachten Zelt oder im Beduinenzelt übernachtet werden, die Sanitäranlagen der Parkverwaltung können beim Übernachten mitbenutzt werden.

Sicherheit

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Die Sicherheitslage ist im nördlichen Negev unbedenklich, die Zufahrt über die inzwischen ausgebaute 31 wurde verbessert. Vom Tel Arad kann mit dem in Israel registrierten Mietwagen nicht auf der Strasse 80 nach Norden weitergefahren werden, nach kurzer Strecke gelangt man ins Autonomiegebiet der "West Bank".

Ausflüge

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  • Besuch der Nabatäerstädte, beispielsweise in Mamshit
  • Besuch der Festung Masada, die über Arad von Westen her über die römische Belagerungsrampe gut zu Fuss zugänglich ist.

Literatur

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Vollständiger Artikel
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