Quṣūr Muḥārib

archäologische Stätte in der ägyptischen Senke al-Bahriya
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Siedlungsgebäude in Quṣūr Muḥārib
Quṣūr Muḥārib · قصور محارب
GouvernementGīza
Einwohnerzahl
Höhe115 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Quṣūr Muḥārib

Qusur Muharib (arabisch: قصور محارب, Quṣūr Muḥārib, „Schlösser/Festungen eines Kriegers“) oder Qasr Muharib (قصر محارب, Qaṣr Muḥārib, „Schloss/Festung eines Kriegers“) ist eine archäologische Stätte im Nordosten der Senke el-Baḥrīya. Hier befinden sich die Überreste einer römischen Siedlung und einer Basilika. Für diese Stätte dürften sich hauptsächlich Archäologen interessieren.

Hintergrund

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In Quṣūr Muḥārib befindet sich eine römische Siedlung aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert (nach Ahmed Fakhry). Auch wenn der Name derartiges suggeriert, handelt es sich hier nicht um eine Militäranlage. Die Siedlung wurde später wohl wegen der Austrocknung des hiesigen Brunnens verlassen. Ein Friedhof für diese Siedlung ist noch nicht bekannt. Untersuchungen des Institut Français d’Archéologie Orientale im Jahr 1999 brachten in einer Testgrabung Keramik zum Vorschein, die aus den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten stammte. Allerdings kann diese Testgrabung natürlich nicht repräsentativ sein, würde aber die Schätzung von Fakhry unterstützen.[1]

Etwa 450 Meter westlich der Siedlung befindet sich die Kirche von Dinīsa (دنيسة, Dinīsa). Aufgrund eines architektonischen Details, nämlich dem Vorhandensein eines Chūrus (Querhalle vor den Altarräumen (Sanktuaren)), konnte der Baubeginn (frühestens) in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert werden.

Die Stätte wurde 1945 von Ahmad Fakhry (1905–1973) aufgesucht. Eine Grabung wurde nicht durchgeführt, jedoch wurden von einigen Gebäuden die Grundrisse aufgenommen. 1995 weilte hier Peter Grossmann, um im Fall eines Gebäudes zu klären, ob es sich hier um eine Kirche handeln könnte.

Die Forschungsgeschichte um die Kirche ist etwas verwickelt. Fakhry hat seinen Grundriss der Kirche von Dinīsa „großzügig“ so erweitert, dass er in ihm ein großes Haus mit dem Eingang im Norden erkennen konnte. Er klagte über die Einheimischen, dass sie alle antiken Gebäude in die römische Zeit setzten und alle kleinen Gebäude als Kirchen und alle großen Gebäude als Klöster bezeichneten. Zumindest in diesem Fall lagen sie nicht so falsch. Grossmann fand in der Publikation von Fakhry den Grundriss eines Tempels innerhalb der Siedlung, und er wollte überprüfen, ob es sich dabei um eine Kirche handeln könnte. Er hat aber die außerhalb der Siedlung gelegene Kirche von Dinīsa untersucht und einen basilikalen Grundriss festgestellt.

Die archäologische Stätte erreicht man über die Fernverkehrsstraße nach Kairo. Man zweigt bei 1 28° 20′ 36″ N 28° 58′ 26″ O, etwa 1,2 Kilometer hinter dem Abzweig nach el-Qabāla, auf eine Piste nach Norden ab und erreicht nach etwa 350 Metern die archäologische Stätte.

Mobilität

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Das Gelände der archäologischen Stätte kann man nur zu Fuß ergründen. Der Untergrund ist sandig.

Sehenswürdigkeiten

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Zuerst erblickt man die Überreste von etwa einem Dutzend 1 Siedlungsbauten (28° 20′ 49″ N 28° 58′ 30″ O). Sie wurden aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet und bestanden teilweise aus zwei Stockwerken. Man erkennt noch die Fester, Nischen und Auflager für Holzbalken für das zweite Stockwerk. Wahrscheinlich waren die Häuser ebenfalls mit Holz- oder Palmstämmen gedeckt. Man findet aber auch Gebäude, in denen sich Gewölbedecken aus Lehmziegeln abzeichnen.

Wenn man von der Siedlung etwa 450 Meter in westlicher Richtung läuft, findet man sehr leicht die 1 Kirche von Dinīsa (28° 20′ 48″ N 28° 58′ 14″ O). Der Grundriss ist typisch für eine frühchristliche Kirche. An der Ostseite befinden sich drei nebeneinander liegende Räume, der mittlere ist der Altarraum, an den Seiten befinden sich die Pastophorien (Räume am Ostende der Seitenschiffe). Vor diesen drei Räumen befindet sich der Chūrus (Querhalle vor den Altarräumen). Dahinter schließt sich der dreischiffige Naos (Gemeinderaum) an. Die Seitenschiffe sind im Westen mit dem Westumgang verbunden. Den westlichen Abschluss bildet der Narthex (über die volle Breite reichende Vorhalle).

Man sollte die Besichtigung in Begleitung eines Einheimischen durchführen, um einen möglichen Wächter beruhigen zu können.

Restaurants findet man in el-Bāwīṭī.

Unterkunft

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Eine Unterkunft wählt man üblicherweise in el-Bāwīṭī.

Ausflüge

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Diese Stätte lässt sich mit anderen Sehenswürdigkeiten im Nordosten der Senke el-Baḥrīya, insbesondere die sich nördlich der Straße befinden, besuchen.

Literatur

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  • Fakhry, Ahmed: Baḥria Oasis, vol. II. Cairo: Government Press, 1950, S.95–102 (englisch). Auf den Seiten 97f. und 100 sind einige Grundrisse angegeben. Der Plan 100 auf Seite 100 zeigt den von Fakhry erweiterten Grundriss der Kirche.
  • Grossmann, Peter: Ein spätantikes Gebäude in Qusûr Muharib (Baharîya Oase): Tempel oder Kirche?. In: Bulletin de la Société d’archéologie copte (BSAC), Bd.36 (1997), S.99–104, Tafel VI. In Fußnote 3 auf Seite 99 wird zwar ausgeführt, dass es noch eine Kirche in Dinīsa gäbe. Eben diese ist durch Grossmann untersucht worden.

Einzelnachweise

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  1. Colin, Frédéric; Laisney, Damien; Marchand, Sylvie: Qaret el-Toub: un fort romain et une nécropole pharaonique. Prospection archéologique dans l’oasis de Baḥariya 1999. In: Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO), Bd.100 (2000), S.145–192, insbesondere S. 152f.
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