Nördliches Usbekistan
Nördliches Usbekistan | |
Hauptstadt | |
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Einwohnerzahl | 4,62 Mio. (Stand: 2022) |
Fläche | 282.295 km² |
Postleitzahl | |
Vorwahl |
Zum Nördlichen Usbekistan, das weitgehend Wüste ist, gehören die Provinz Navoi, Provinz Xorazm (Khorezm) und die autonome Region Karakalpakistan in der sich der Aralsee befindet. Im Osten liegt die Wüste sich die Kysylkum, im Norden die Aralkum, im Westen das ins westliche Kasachstan reichende Ustjurt-Plateau, im Mittelteil das „Delta“ des Amudarja.
Regionen
BearbeitenDie Region grenzt im Süden an die Wüsten Turkmenistans, im Norden an das südliche Kasachstan. Mangels Verkehrswegen gibt es zwischen den beiden Ländern auf rund 1400 km keinen Grenzübergang.
Karakalpakstan ist eine autonome Republik in Usbekistan hat jedoch vergleichsweise wenig Selbstbestimmungsrechte. Dazu gehört vor allem der Gebrauch des kasachischen Dialekts Karakalpakisch als Amtssprache.
Um ausreichend Wasser für den Baumwollanbau zu bekommen, werden die Wasser der Flüsse Amudarja und Syrdarja in unzählige Kanäle abgeleitet und erreichen somit den Aralsee nicht mehr. Hierdurch ist die einst florierende Landwirtschaft im Amudarja-Delta zugrunde gegangen. Die Region ist mittlerweile großflächig ausgetrocknet, die Böden sind versalzen und die Region ist durch Dünger und Pestizide verseucht, die sich früher im Seeboden abgelagert hatten und nun mit dem Staub in der Region verweht werden. Hierdurch ist unter anderem die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen stark gestiegen. Die Rate an Speiseröhrenkrebs gehört zu den höchsten der Welt. Wer es besonders riskant mag besuche die verlandete Insel 1 Vozrojdeniye (Остров Возрождения) auf der 1935–92 biologische Kampfstoffe gezüchtet und im Freien getestet wurden. Zwar gab es 2006 Aufräumarbeiten, es bleibt aber ein Restrisiko speziell von Milzbrandsporen im Boden. Die Übersetzung des Namens, „Insel der Wiedergeburt,“ ist nicht ohne Ironie.
In der Provinz Navoiy lebt noch die Hälfte der Bevölkerung in den Gebieten wo Bewässerung stattfindet von der Landwirtschaft. Wichtig hierbei ist die Zucht von Karakol-Schafen. Die Region Choresmien südlich des Aralsees war für die Choʻgirma genannten Fellmützen berühmt, die durch Einlegen in saure Milch eine besondere Weichheit hatten. Der künstliche Aydarsee reicht in die Provinz hinein.
Der grenznahe Streifen, die Provinz Xorazm mit Urganch und Chiwa hat genug Wasser für eine größere Bevölkerung. In der autofreien Welterbstätte Chiva informiert ein Museum über Alt-Choresmien.
Orte
Bearbeiten- Chiwa
- Urganch
- Moynaq
- Nukus
- Nurota
- 2 Uchquduq (Учкуду́к, Üçquduq; Bahnhof Uchquduq-2 25 km südlich. Die Straße nach Nukus ist asphaltiert aber voller Schlaglöcher, langsam fahre man auch wegen der in der Wüste lebenden Schildkröten) Eine mitten in der Wüste gelegene Ortschaft, die nur wegen des Uran-Bergbaus südlich davon seit den 1960er existiert. Hier war nie zuvor eine Siedlung gewesen. Die Stadt war bis 1982 „geschlossen“ und ausschließlich bevölkert von Werktätigen, die aus Rußland gekommen waren. Die meisten zogen bis 2008 ab, eine kleine orthodoxe Kirche blieb.
- Das 1 Hotel Nurshox (Tel. +998942277040) ist landestypische Mittelklasse. Nachtleben bietet der einzige 1 „Club“ ab 19.00 Uhr. Hinein geht man durch das Maul eines Drachen.
Zarafshon
BearbeitenDie mittelgroße Stadt 3 Zarafshon (Zarafshan) kann nur existieren, weil ihr Wasser über eine 220 km lange Pipleline vom Amurdaja kommt. Ihre einzige Existenzberechtigung hat sie wegen der nahen Uran- und Goldlagerstätten. Sie wurde deswegen sowjettypisch in den 1960ern mit Verhüttungsindustrie angelegt.
Hin kommt man zur 1 Busstation (Zarafshon avtovokzal) beim Mikrorayon-1. Schräg durch den Basar (in der промышленная зона) ist das 2 Hostel Zarafshan, Tel. +998933140045. Am Stadtrand beim Mikrorayon-7 ist das 3 Hotel Gold Plaza, Tel. +998942590900.
Weitere Ziele
Bearbeiten- Wüstenfestungen 1 Toprak Kala und die beiden Ruinen von 2 Ayaz Kala.
- Jampyk-kala (Dzhanpik-kala; 6 km von der Straße Urgench–Nukus, etwa 50 km von letzterem). Mauern von fünf Türmen der alten Festung stehen noch.
- Mizdach Chan - eine Gräberstadt aus dem 9.–11. Jhdt. mit einer unterirdischen Moschee; ca. 40 Kilometer von Nukus entfernt.
- Festung von Uzundara (in den Ausläufern von Baysun, zwischen den Schluchten von Uzundara und dem Kara-Kamar-Trakt) Baktrische Grenzfestung mit doppelten Mauern, verstärkt durch dreizehn Türme. Erhalten sind Teile von Außenmauern mit einer Länge von bis zu einem Kilometer. Erst 1991 entdeckt und 2013 archäologisch freigelegt.
- Der auf usbekischer Seite vollkommen ausgetrockneten Aralsee.
- Nett ist das 2 Sentob-Tal (Sentyab, Sintab oder Kadvan) im Frühjahr wegen seiner Wildblumen. Die Gegend ist vor der Sommerhitze zum Wandern geeignet. An einigen Stellen finden sich bronzezeitliche Petroglyphen.
Hintergrund
BearbeitenDie Karakalpaken stammen aus Kasachstan und wurden dort vertrieben. Zusammen mit dem Khanat von Khiva wurde die Region 1873 Teil Russlands und 1936 Teil der Sowjetrepublik Usbekistan. Seit dem 14. Dezember 1991 ist die Republik autonom innerhalb Usbekistans. Die Republik verfügt über eine eigene Verfassung und einen eigenen Landtag. Nach gewaltsamen Protesten gegen die Abschaffung der Autonomie im September 2022 wurde sie beibehalten.
Sprache
BearbeitenDie Karakalpakische Sprache ist ein Turksprachen-Dialekt, der dem Kasachischen näher steht als dem Usbekischen.
Anreise
BearbeitenSiehe auch: Urganch, Chiwa, und Einreisebedingungen Turkmenistan.
Der einzige Grenzübergang mit Kasachstan, auf der Straße und mit der Bahn, ist der 1 Pajen Tájen / Daut Ata (Тәжен), 86 km von Beineu (KAZ) parallel zur Bahnstrecke. Aus Nukus (UZB) sind es 436 km nach Nordwesten.
Mobilität
BearbeitenDie einzige Hauptstraße verläuft Buchara – Urgench (422 km) – Nukus (157 km) – [Kasachstan] (436 km). Parallel hierzu gibt es die Bahnstrecke.
Navoi ist an der M37 zwischen Buchara (110 km) und Samarkand (166 km).
Innerstädtisch die in der Region üblichen Sammeltaxis ( jo'nelisli) bzw. auf dem Lande Marschrutki, lokal Marshrutli genannt. Stadtbusse gibt es nur in Nukus und der Gegend um Urgench.
Mietet man ein Auto für Überlandfahrten, sollte neben zwei Ersatzreifen auch immer auf Wagenheber und Luftpumpe geachtet werden. Geländewagen wie UAZ Patriot oder die älteren, robusten UAZ-469 sind zuverlässig, wenn auch nicht billig. Man beachte, daß die meisten Autos in Usbekistan mit Gas fahren und nicht jede abgelegene Tankstelle überhaupt Flüssigkraftstoffe führt. Normalbenzin hat nur 80 Oktan, daher immer Super tanken.
Nicht auf den Bahnwebseiten angezeigt werden die Regionalzüge nach Toʻrtkoʻl, zwischen Qon'ırat und 4 Shımbay über No'kis, No'kis – Shımbay oder No'kis – 2 Qon'ırat (Қоңырат, Kungirot) wo auch Fernzüge Taschkent – 3 Karakalpakia (Қорақалпоғистон) halten.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenNavoiy
Bearbeiten5 Navoiy (Навоий) ist benannt nach Alisher Navoiy einem Dichter des 15. Jahrhunderts. Der 1958 wiedergegründete Ort ist eine Fabrikstadt des staatlichen Navoiy-Kombinats, das die weltgrößte Goldmine kontrolliert. Der nördliche Ortsteil Karmana ist eine eigene Gemeinde. Die Somerresidenz der letzten Sultane von Buchara, die 4 Rezidencija Mirzačorbog (Mirzachorbogʻ qarorgohi) dort erbaut 1900–05 steht zwar unter Denkmalschutz, ist aber verfallen. Nahebei ist ein polnischer Soldatenfriedhof des großen vaterländischen Kriegs.
In der Mitte der Stadt ist der 4 Alisher Navoiy-Gedenkpark samt entsprechendem Denkmal und einem Weiher.
Historisch sind das 5 Mir-Sayid-Bakhrom-Mausoleum (Mir Said Bahrom maqbarasi) aus dem 11. Jahrhundert sowie das 2017 sanierte 6 Scheich-Kasim-Mausoleum (Qosim Sheikh) aus dem 16. Jhdt. Hier ist heute die Hauptmoschee.
- Anreise
Der Flughafen hat einzelne Verbindungen mit Taschkent und Moskau-Wnukowo.
Stadtbusse vebinden, 10 km voneinander:
- Unterkunft
Gesundheit
BearbeitenIn den Dörfern ist das vorhandene Wasser oft nicht trinkbar. Geschöpft wird vielfach aus Gemeinschaftsbrunnen. Durchreisende Langstrecken-Radler berichten davon, daß man ihnen im Sommer und Herbst oft kein Wasser geben oder verkaufen wollte, weil selbst für die Einheimischen nicht genug vorhanden ist.
Klima
BearbeitenDurchschnittstemperaturen im Januar sind −25 °C. Sommerhitze beginnt Ende April. Im Juli sind Tagestemperaturen von 45 °C normal. Dann erreichen die Temperaturen der Bodenoberfläche im Sand 60 °C Die rund 100 mm Niederschlag fallen vor allem im Frühjahr.
Literatur
Bearbeiten- Finke, Peter; Desperation at the End of the World?: The Oasis of Khorezm; Wien 2014 (Berghahn Books); ISBN 9781782382386
- Hanks, Reuel R.; A Separate Space? Karakalpak Nationalism and Devolution in Post-Soviet Uzbekistan; Europe-Asia Studies, Vol. 52 (2000), Nr. 5, S. 939–53
- Ibbotson, Sophie; Adams, Stephanie; Karakalpakstan; 2023 (Bradt); ISBN 978-1804690819
- Khamroev, H. [et al.]; Architekturdenkmäler Usbekistan; Taškent 2015 (Zarafshon); ISBN 978-9943-385-43-6; [Taschkent - Samarkand - Buchara - Chiwa - Nurata - Shahrisabz - Termiz - Kokand]
- Kidd, F. [et. al]; Karakalpak-Australian Excavations in Ancient Chorasmia. An Interim Report on the Kazakly-yatkan Wall Paintings: the "Portrait" Gallery; Bulletin of the Asia Institute, 18 (2008); DOI: 10.1484/J.JIAA.3.20
- Richardson, David; The Qaraqalpaqs of the Aral Delta; München 2012 (Prestel); ISBN 978-3-7913-4738-7; [Bildband]
- Yesemuratova, Rabiga X.; Rare and Endemic Plants of the Relic Mountain of Sultan-Uvays; American Journal of Plant Sciences 12.1 (2021), S. 1–6
- Traditionelle Musik: Karakalpakistan - La Voix Des Ancet, Brüssel 2012, 1 CD + 1 DVD
Weblinks
Bearbeiten(Stand: Feb 2024)
- qaraqalpaq.com englische Seite zu allem Karaklpakischen (seit 2018 ungepflegt)
- UNESCO Broschüre The Golden ring of Khorezm, 2009