Brücken spielen im Stadtgebiet des Oberzentrums Marburg in Mittelhessen eine wichtige Rolle. Marburg ist, bedingt durch die enge Tal-Lage - im Kernstadtgebiet westlich vom Marburger Rücken, östlich von den Lahnbergen begrenzt mit der Lahn dazwischen - sowie der Verkehrsadern Main-Weser-Bahn und Bundesstraße 3 in besonderer Weise auf Brückenbauwerke angewiesen.

Geschichte

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Weidenhäuser Brücke in Marburg
Schützenpfuhlbrücke in Marburg

Marburg lag seit der Gründung auf der rechten Lahnseite am Berghang unterhalb des Schlosses. Auf der anderen Lahnseite gab es außer dem Brückenvorort Weidenhausen keine Bebauung. Als Verbindung zu diesem Vorort gab es bereits seit dem 13. Jahrhundert eine Steinbrücke. Die nächste Flussquerung war die südlich gelegene Nehbrücke bei Argenstein. Erst ein halbes Jahrtausend später wurde im Norden der Stadt eine zweite Steinbrücke als Verbindung zur Poststraße nach Norden (Cölbe, Kassel) gebaut, die Elisabethbrücke. Und nach der Ausdehnung vom Marburg über die mittelalterlichen Stadtmauern hinaus entstand 1892 eine dritte Verbindung über die Lahn. In Richtung Süden wurde 1892 die Schützenpfuhlbrücke gebaut.

Steinbrücken über die Lahn

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Weidenhäuser Brücke

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Die Weidenhäuser Brücke wurde im Mittelalter auch Stadtbrücke oder Lange Brücke genannt. Genaue Entstehungdaten sind nicht überliefert. Erste Berichte datieren aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Brücke setzten zwei Katastrophen zu. Am 10. Januar 1552 stürzte sie durch Hochwasser ein. 24 Menschen fanden den Tod. Bei einem weiteren starken Hochwasser wurden am 31. Dezember 1763 zwei Pfeiler weggerissen. Diese wurden durch eine Holzkonstruktion ersetzt. Erst 1892 wurde die noch heute bestehende Brücke mit vier weiteren Segmentbogen nach Plänen des Stadtbaumeiters Broeg erstellt.

Elisabethbrücke (Bahnhofsbrücke)

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Im Norden von Marburg wurde 1723 eine zweite Steinbrücke, die Elisabethbrücke, errichtet. Über sie lief die Poststraße nach Cölbe beziehungsweise Kassel. Diese Brücke wurde 1867 erneuert mit weiten Segmentbogen. Über sie führte die Bahnhofstraße als Verbindung der Stadt zu dem weit außerhalb angelegten Bahnhof der Main-Weser-Bahn, die am 3. April 1850 eingeweiht worden war. Im Verlauf der Bahnhofstraße wurden gleichzeitig zwei weitere Steinbrücken über vorhandenen Mühlgräben errichtet und die gesamte Straße einen Meter höher gelegt, um zu verhindern, dass - wie vorher oft - Hochwasser die Verbindung zum Bahnhof behindert. Seit dieser Zeit wird die Elisabethbrücke auch Bahnhofsbrücke genannt.

Schützenpfuhlbrücke (Südbahnhofsbrücke)

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Eine dritte Überquerung der Lahn mit einer Steinbrücke entstand 1892 im Süden der Stadt, die Schützenpfuhlbrücke. Sie verband das neu entstandene Südviertel mit Cappel.[1]

Holzbrücken verkürzten die Wege

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Wolfgang-Abendroth-Brücke in Marburg
Luisa-Haeuser-Brücke in Marburg
Alter Hirsefeldsteg (Neubau 2010) in Marburg

Nachdem Marburg nach der Annexion von Kurhessen durch Preußen prosperierte, entstanden Stadtviertel außerhalb der Stadtmauern, jedoch vorerst nur auf der rechten Lahnseite. Um 1900 nahmen die Bürger von Marburg auch Zug um Zug von der anderen Lahnseite Besitz. Zuerst waren Kleingärten angelegt worden und Ausflugstätten entstanden (Spiegelslust, Kaiser-Wilhelm-Turm, Kalter Frosch, Hansenhaus). Um die Wege zwischen den kilometerweit auseinander liegenden Steinbrücken zu verkürzen, wurden Holzbrücken angelegt.

Gaswerkbrücke

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Die Holzbrücke am Ende der Rosenstraße verkürzte anfangs den Weg zur Gaststätte "Der Kalte Frosch", der auf dem Gebiet des Afföllers lag. Daneben wurde in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts eine Gasanstalt gegründet. Beide Interessenten unterhielten den Holzsteg. Ab 1892 übernahm die Stadt den Steg, nachdem sie Alleinbesitzer der Gasaktiengesellschaft geworden war. Der Steg bestand bis 1947. Ein Hochwasser riss den Steg mit sich. Erst über 50 Jahre später wurde an derselben Stelle ein Betonsteg errichtet, der vom neu gebauten Hotel "Rosenpark" zu dem Parkplatz auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks führt und seither den Namen Rosenparkbrücke.[2]

Schülerparksteg

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Anwohner des Nordviertels kämpften mehrere Jahre darum, von der Uferstraße einen Steg zum Schülerpark hin herzustellen. Erst 1908 stimmte die Stadt zu und ließ einen einfachen Holzsteg bauen. Er ging nur von Ufer zu Ufer. Bei Regenwetter oder Überschwemmungen war er unpassierbar. Erst 1933 wurde der Steg so weit verlängert, dass er bis zum Uferdamm reichte. 1946 wurde das Mittelteil des Steges von dem Jahrhunderthochwasser fortgerissen. Da er jedoch als Zugang vom Ortenberg her zu den Schulen an der Uferstraße unverzichtbar war, wurde er trotz Materialmangel wieder aufgebaut. 1971 wurde der Holzsteg durch einen Betonbrücke an gleicher Stelle ersetzt. Diese Fußgängerbrücke überspannt die Lahn, das Lahnvorland, die vierspurige B3 und den Krummbogen und endet im Schülerpark.[3]

Hirsefeldsteg

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Der Hirsefeldsteg wurde 1913 auf Privatinitiative errichtet. Ziel einer großzügigen Spende des Geheimrats Professor Dr. Kurt Hensel und seiner Frau Gertrud (Hensel-Stiftung) war es, einen Volkspark auf der kleinen Lahninsel zwischen Frankfurter Straße und Hirsefeld ("Auf der Weide") anzulegen. Als Zugang zum Park von Weidenhausen her sollte ein Holzsteg dienen. Zu der Errichtung des Volksparks kam es nicht. Der Bauhof, auf der Lahninsel seit 1900 angesiedelt, blieb bestehen. Doch der Steg wurde gebaut. Bauherr war der Marburger Spar- und Bauverein. Besonders intensiv hatte sich Professor André für den Bau eingesetzt. Da er lange Zeit keine Funktion hatte - auf der anderen Lahnseite gab es nur landwirtschaftlich genutzte Flächen -, sollte er wieder abgerissen werden. Er verursachte Kosten mit Ersatz von Balken und Anstrich mit Carbolineum. Zudem hatte Oberbürgermeister Troje zur Hochwassersicherung von Weidenhausen einen höheren Damm anlegen lassen. Dieser war etwa 25 Meter zurückverlegt worden. Damit endete der Hirsefeldsteg im Lahnvorland. Eine Treppe behindert die Bürger, die mit ihren Handwagen in Richtung ihrer Kleingärten an der Cappeler Straße fuhren.

Ab dem Jahr 1924 war der Bestand des knapp hundert Meter langen Steges gesichert. Auf dem Hirsefeld entstand das Universitätsstadion und eine Jugendherberge. Der Zugang vom Süden der Stadt führte über den Steg. 1928 kam noch der Bau des Sommerbades hinzu. Seine Breite von nur 1,50 Meter wurde schon vor dem Jahr 2000 so stark bemängelt, dass ein Neubau gefordert wurde. Dieser Neubau mit 3,50 Meter Breite gelang im Jahr 2010. Obwohl der Steg in der Zwischenzeit als Kulturdenkmal eingestuft worden war, wurde sein Abriss genehmigt.[4]

Pioniersteg

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Nach der Einrichtung von Kleingärten im Bereich des Sommerbades wurde der Wunsch laut, eine kurze Verbindung vom Bückingsdamm über die Lahn zu diesem Gebiet zu erhalten. 1933 bauten Pioniere der SA einen leichten Holzsteg, der von Ufer zu Ufer reichte und über den man zur anderen Lahnseite gelangen konnte. Eine Abteilung eines Pionierbataillons aus Hann. Münden errichtet dann im Juli 1937 einen verlängerten Steg, der vom Bückingsdamm bis zum Krummbogen (damals "Hindenburg-Ring") führte. Auch dieser Steg wurde vom Jahrhunderthochwasser 1946 weggerissen und bis heute nicht wieder aufgebaut.

Weitere Marburger Brücken

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Brücke mit Galerie im Marburger Schloss zwischen Leutehaus und Wilhelmsbau

Ab den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurden weitere Überquerungen über die Lahn gebaut. Die Konrad-Adenauer-Brücke (vierspurige Betonbrücke) verbindet das Südviertel (Schwanallee/Gisselberger Straße) mit Überquerung der Lahn und der Main-Weser-Bahn mit der Großseelheimer Straße. Zwei Fußgängerbrücken über die Lahn im Bereich des Biegenviertels dienen als Überwege zur Mensa.

Neben den Lahnbrücken gibt es eine Reihe weiterer Brücken, die im Wesentlichen die Schienen-, Straßen- und den nicht motorisierten Verkehr entflechten.

  • Ortenbergsteg
  • Kurt-Schumacher-Brücke
  • Adolf-Reichwein-Steg
  • Pilgrimstein-Steg

Einzelnachweise

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  1. Karl-Heinz Gimbel, Marburger Holzbrücken, Marburg 2010, S. 4-10
  2. Karl-Heinz Gimbel, Marburger Holzbrücken, Marburg 2010, S. 10-18
  3. Karl-Heinz Gimbel, Marburger Holzbrücken, Marburg 2010, S. 19-27
  4. Karl-Heinz Gimbel, Marburger Holzbrücken, Marburg 2010, S. 27-38

Literatur

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  • Erhart Dettmering, Rudolf Grenz (Hrsg.): Marburger Geschichte. Rückblick auf die Stadtgeschichte in Einzelbeiträgen Magistrat der Stadt Marburg, Marburg 1982, ISBN 3-9800490-0-0.
  • Karl-Heinz Gimbel: Der historische Hirsefeldsteg in Marburg an der Lahn, 1913- 2010. Marburg 2010, ISBN 978-3-89703-749-6. (Kleine Reihe von Marburg, Band 2)
  • Karl-Heinz Gimbel: Marburger Holzbrücken über die Lahn im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Marburg 2010, ISBN 978-3-89703-756-4. (Kleine Reihe von Marburg, Band 3)
  • Ullrich Hussong: Die Schützenpfuhlbrücke. Rathaus-Verlag, Marburg 1993 (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 44).
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