Maḥalla el-Kubrā

Stadt in Ägypten
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El-Mahalla el-Kubra (arabisch: ‏المحلة الكبرى, al-Maḥalla al-Kubrā), seltener Maḥallat Kabīr (‏محلة كبير‎) oder Maḥallat Maḥrūm (‏محلة محروم‎), ist eine ägyptische Industriestadt westliche des Damiette-Nilarms im Gouvernement el-Gharbīya. In der größten Stadt des Nildeltas leben etwa 443.000 Einwohner.[1]

Wandbild am Stadteingang von el-Maḥalla el-Kubrā
El-Maḥalla el-Kubrā · المحلة الكبرى
GouvernementGharbīya
Einwohnerzahl592.573 (2021)
Höhe17 m
Lagekarte des Nildeltas in Ägypten
Lagekarte des Nildeltas in Ägypten
Maḥalla el-Kubrā

Hintergrund Bearbeiten

 
Lageplan von el-Maḥalla el-Kubrā

Mit etwa 443.000 Einwohnern (2006)[1] ist el-Maḥalla el-Kubrā die größte Stadt des Nildeltas und siebtgrößte Stadt Ägyptens und übertrifft somit auch die Einwohnerzahl der Gouvernementshauptstadt Ṭanṭā. Nur Schubrā el-Cheima am Südzipfel des Nildeltas besitzt mehr Einwohner. El-Maḥalla el-Kubrā befindet sich in einiger Entfernung westlich vom Damietta-Nilarm am Kanal Turʿat el-Milāḥ.

Die Stadt wird bestimmt von der Textilindustrie. Allein die „Spinnerei und Weberei Misr“ beschäftigt 27.000 Mitarbeiter. In der Stadt sind alle Zweige für die Verarbeitung der Baumwolle angesiedelt, von der Baumwollentkörnung über Spinnereien, Webereien bis zur Textilverarbeitung. Die Arbeitsbedingungen der teilweise privatisierten Unternehmen sind eher schlecht, so dass es in der Stadt seit 2008 immer wieder zu landesweit beachteten Streiks und Arbeitsniederlegungen kommt. Aus diesen Arbeitskämpfen ging die politische Jugendbewegung des 6. April hervor.

Ein weiterer Wirtschaftszweig ist das Druckereiwesen.

An der Stelle der heutigen Stadt gab es mindestens seit der altägyptischen Spätzeit eine Ansiedelung, wie Einzelfunde, meist aus Granit, belegen.[2] Die Säulen oder Steinblöcke stammen sicher zumeist aus Sebennytos oder Bahbīt el-Ḥigāra. Während der französischen Napoléon-Expedition wurden von den Mitgliedern der Expedition zahlreiche in den Gebäuden verbaute pharaonische Steinblöcke vorgefunden.[3] 1828 wurden von Nestor l’Hôte 120 antike Granitsäulen in den hiesigen Moscheen gezählt.[4]

Es gibt die unbestätigte Vermutung von Émile Amélineau (1850–1915), dass die Stadt das koptische Tischairi gewesen sein könnte.[5]

Der heutige Name el-Maḥalla el-Kubrā ist ein rein arabischer Name. Die Stadt wurde z. B. 1160 von el-Idrīsī (1100–1166) in seinem Hauptwerk Nuzhat al-Muschtāk fi-ichtirāq al-afāq (Reise des Sehnsüchtigen um die Horizonte zu durchqueren)[6] und 1354 vom Reisenden Ibn Baṭṭūṭa (1304–1368/1377) erwähnt.[7] Wie auch heute spielte die Stadt aber kaum eine wichtige Rolle. Eine umfangreichere Beschreibung stammt von ʿAlī Pascha Mubārak (1823–1893) aus dem Jahr 1887. Er führt in seinem Kitāb al-Chiṭaṭ at-Taufīqīya al-Ǧadīda (Buch der neuen Taufīqschen Planungen) u.a. aus, dass schon zu seiner Zeit nur Alexandria größer war und in der Stadt 50.000 Menschen lebten. Auf den Märkten wurden Nahrungsmittel und Kleidung verkauft. In der Stadt gab es vierzig Moscheen, aber auch eine Synagoge und eine koptische Kirche.[8] Für das Jahr 1914 gab der Baedeker 33.547 Einwohner an.[9] Trotz der Größe der Stadt wurde bereits im 19. Jahrhundert Ṭanṭā die Hauptstadt des Gouvernements.

Anreise Bearbeiten

Mit der Bahn Bearbeiten

Der 1 Bahnhof El-Maḥalla el-Kubrā befindet sich an der Bahnlinie Kairo – Dumyāṭ. Die Stadt lässt sich so von Kairo, Ṭanṭā, ez-Zaqāzīq, el-Manṣūra und Dumyāṭ erreichen.

Auf der Straße Bearbeiten

Mobilität Bearbeiten

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Die Stadt bietet kaum Sehenswertes. Mehr gibt es in der Nachbarstadt Samannūd.

Aktivitäten Bearbeiten

In der Stadt gibt es zwei Fußballklubs, Ghazl el-Maḥalla (‏نادي غزل المحلة‎) and Baladīya el-Maḥalla (‏نادي بلدية المحلة‎). Ersterer konnte 1973 die ägyptische Meisterschaft für sich entscheiden.

Küche Bearbeiten

Unterkunft Bearbeiten

Ausflüge Bearbeiten

Im Westen erhebt sich die Nachbarstadt Samannūd mit ihren Zeugnissen aus pharaonischer und islamischer Zeit als auch der Kirche der hl. Jungfrau und des hl. Aba Nūb.

Literatur Bearbeiten

  • Kramers, J.H.: al-Mahalla al-Kubrā. In: Bosworth, Clifford Edmund (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam : Second Edition ; Bd. 5: Khe - Mahi. Leiden: Brill, 1986, ISBN 978-90-04-07819-2, S. 1221.  

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 1,0 1,1 Egypt: Governorates, Major Cities & Towns. In: Citypopulation.de, abgerufen am 19. April 2014.
  2. Porter, Bertha ; Moss, Rosalind L. B.: Lower and Middle Egypt : (Delta and Cairo to Asyûṭ). In: Topographical bibliography of ancient Egyptian hieroglyphic texts, statues, reliefs, and paintings; Bd. 4. Oxford: Griffith Inst., Ashmolean Museum, 1934, ISBN 978-0-900416-82-8, S. 42; PDF.
  3. Description d’Egypte, Textband 5, Seite 166–169, Tafelband Antiquites V, Tafel 30.10–30.14.
  4. Vandier d’Abbadie, Jeanne: Nestor l'Hôte (1804–1842) : choix de documents conservés à la Bibliothèque Nationale et aux archives de Musée du Louvre. Leiden: Brill, 1963, Documenta et monumenta orientis antiqui ; 11, S. 16.
  5. Amélineau, É[mile]: La géographie de l’Égypte à l’époque copte. Paris: Impr. Nationale, 1893, S. 262 f.
  6. Siehe auch Idrīsī, Muḥammad Ibn-Muḥammad al-: Description de l’Afrique et de l’Espagne. Leiden: Brill, 1866, S. 158.
  7. المحلة الكبرى, Artikel auf der arabischen Wikipedia, eingesehen am 06. Juni 2011.
  8. Mubārak, ʿAlī: al-Ḫiṭaṭ at-taufīqīya al-ǧadīda li-Miṣr wa-l-Qāhira wa-mudunihā wa-bilādihā al-qadīma wa-'š-šahīra ; Ǧuzʾ 15. Būlāq: al-Maṭbaʿa al-Kubrā al-Amīrīya, 1887, S. 18–25.
  9. Baedeker, Karl: Egypt and the Sûdân : handbook for travellers. Leipzig: Baedeker, 1914 (7. Auflage), S. 174.
 
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