Halberstadt/Burchardikirche

ehemaliges Kloster der Zisterzienserinnen in Halberstadt in Sachsen-Anhalt

Die Burchardikirche befindet sich in Halberstadt. Hier wird das langsamste und längste Musikstück der Welt aufgeführt.

Burchardikirche

Adresse Bearbeiten

John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt, Am Kloster 1, 38820 Halberstadt, Tel.: 03941/61 16 20, e-mail: info@aslsp.org

Anreise Bearbeiten

Straßenbahn: Man nimmt vom Bahnhof aus die Linie 2 bis Voigtei, geht weiter an den Straßenbahnschienen entlang und folgt den roten Schildern bis zum Kloster.

Zu Fuß: Man läuft vom Bahnhof aus die Richard-Wagner-Straße entlang bis zum Stadtzentrum und folgt den roten Schildern bis zum Kloster. Der Fußmarsch dauert etwa 20–30 Minuten.

Öffnungszeiten Bearbeiten

April-Oktober, Di-So 11:00 – 17:00 Uhr, November-März, Di-So 12:00 - 16:00 Uhr

Eintrittspreise Bearbeiten

Eintritt ist frei, eine Spende wird erwartet.

Hintergrund Bearbeiten

 
Orgel

Die Burchhardikirche wurde um 1050 von Burchhard von Nabburg gebaut. 600 Jahre diente sie als Zisterzienserkloster. Im 30-jährigen Krieg wurde sie teilweise zerstört und 1711 wieder aufgebaut. In den folgenden Jahren diente sie als Scheune, Lagerschuppen, Schnapsbrennerei und Schweinestall. Mit Unterstützung der Stadt Halberstadt wurde die Kirche für ein sehr ungewöhnliches Projekt gereinigt und restauriert:

Seit dem Jahr 2001 wird hier ORGAN²/ASLSP - „as slow as possible“ von John Cage - die langsamste und längste Komposition der Welt aufgeführt: Ein Ton dauert mehrere Monate oder Jahre und es wird insgesamt 639 Jahre dauern, bis das Stück vollendet ist.

John Cage lebte von 1912 bis 1992 in den USA und war Schüler von Henry Cowell und Arnold Schönberg. 1985 schrieb er das Stück ASLSP – as slow as possible (so langsam wie möglich) zunächst für Klavier und 2 Jahre später für Orgel. 1997 wurde auf einem Orgelsymposium in Trossingen die Frage gestellt, wie langsam ist „so langsam wie möglich“? Organisten, Musikwissenschaftler, Orgelbauer, Theologen und Philosophen diskutierten darüber und kamen zu dem Ergebnis, dass man es theoretisch unendlich lang spielen könnte – zumindest solange wie die Lebensdauer einer Orgel ist und so lange, wie es Frieden und Kreativität in künftigen Generationen gibt.

Warum in Halberstadt? Im Jahr 1361 wurde in Halberstadt die erste Großorgel der Welt, eine Blockwerksorgel, gebaut. Diese Orgel stand im Dom und hatte zum ersten mal eine 12-tönige Tastatur. Im Jahr 2000 waren 639 Jahre seit der Inbetriebnahme dieser Orgel vergangen. Das Stück von John Cage soll ebenso lange dauern. Die leerstehende Kirche bot sich dafür an. Finanziert wird das Projekt durch Spenden und der Reservierung von Klangjahren.

In der SAT.1 – Sendung „Genial daneben“ kam es wegen dieser Orgel zu einer legendären Szene: Die Frage lautete: Warum blieb die Kirchenorgel von Halberstadt vom 5.9.2001 bis zum 5.2.2003 mit voller Absicht stumm? Nun zerbrach sich das Rateteam den Kopf darüber und erst als Hugo Egon Balder die Frage auflösen wollte, rückte Bernhard Hoëcker mit der Antwort heraus: Es handele sich um ein Kunstwerk, das langsamste Musikstück der Welt und in dieser Zeit war gerade eine Pause. Hoëcker wusste es die ganze Zeit und hatte die Anderen nur an der Nase herumgeführt. Er freute sich wie ein Schneekönig, ließ sich vom Publikum feiern und die anderen Mitglieder des Rateteams verließen wütend das Studio. Hella von Sinnen: „Dieser kleine Giftzwerg wusste es die ganze Zeit !!!“

Ausstellung Bearbeiten

 
Blasebalg

Wenn man die Kirche besichtigen will, muss man am Herrenhaus klingeln und darf sich einen Vortrag über die Geschichte des Projektes anhören. Im Moment gibt es die Interimsorgel mit 7 Pfeifen zu sehen, auf der die ganze Zeit ein einziger Ton zu hören ist. Die Tastatur wird dafür mit Sandsäcken beschwert. Um die Orgel wurde ein Glaskasten gebaut, um die Geräuschemission etwas einzudämmen. Im Laufe der Jahre soll eine große Orgel gebaut werden, die die Interimsorgel ersetzen wird. Gegenüber der Orgel befindet sich der Blasebalg, der aber nur eine Attrappe ist. Darunter befindet sich ein Kompressor. An den Wänden sind Tafeln von Personen angebracht, die sich ein Klangjahr reservieren ließen.

Wer mag, kann sich ein Klangjahr für einen beliebigen Betrag ab 1000 € reservieren oder für 20 € eine CD kaufen, auf der das Stück auf 74 min Spieldauer komprimiert wurde.

Feste Bearbeiten

Ein Klangwechsel ist ein großes Ereignis mit einem Orgelkonzert im Dom, einem Gottesdienst, manchmal mit der Montage neuer Pfeifen oder nur dem Abnehmen eines Sandsacks, der die Tastatur beschwert. Danach gibt es ein großes Schwedenfeuer.

Die nächsten Klangwechsel sind:

  • Impuls17: 05.02.2024 d′
  • Impuls18: 05.08.2026 a′
  • Impuls19: 05.10.2027 e′

Weblinks Bearbeiten

 
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