Farāfra (Stadt)
Dieser Name wird von mehreren Orten verwendet. Dieser Artikel beschreibt den Hauptort el-Farāfra in der gleichnamigen Senke el-Farāfra. |
el-Farāfra · مدينة الفرافرة | |
Gouvernement | Neues Tal |
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Einwohnerzahl | 3.470 (2006) |
Höhe | 76 m |
Farāfra |
El-Farafra (arabisch: مدينة الفرافرة, Madīnat al-Farāfra/al-Farāfira, „Stadt al-Farāfra“) oder Qasr el-Farafra (قصر الفرافرة, Qaṣr al-Farāfra, „Festung al-Farāfra“) ist die einzige Stadt in der gleichnamigen Senke im ägyptischen Gouvernement „Neues Tal“ (englisch: New Valley). Hauptsehenswürdigkeiten sind die alte Speicherfestung und das Museum des Künstlers Badr ʿAbd el-Moghnī ʿAlī.
Hintergrund
BearbeitenDie ältesten Zeugen, die Speicherfestung el-Qaṣr, reichen bis in das Mittelalter um 1500 zurück. Die Stadt war lange Zeit auch der einzige besiedelte Ort, bis im Rahmen der Neulanderschließung auch neue Dörfer im Süden, Norden und Nordosten der Stadt entstanden sind.
Der einstige Kern der Siedlung, die Festung el-Qaṣr, ist mindestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt, vielmehr wohnen die Einwohner in Dörfern im Umkreis der Festung.[1] Der britische Ägyptologe John Gardner Wilkinson (1797–1875), der die Senke 1825 aufsuchte, erwähnte, dass das „Dorf von Faráfreh“ sechzig oder siebzig Einwohner zählte.[2] Für die gesamte Senke gab 1901 der britischen Kartograf Hugh John Llewellyn Beadnell (1874–1944) 542 Einwohner, darunter 270 männliche, an, die in 111 Häusern wohnten.[3] 2006 wurden 3.470 Einwohner gezählt.[4]
Im Osten der Stadt durchquert die Fernverkehrsstraße die Stadt. Im Bereich dieser Straße, die Gamal Abdel Nasser St. heißt, befindet sich der Großteil der Geschäfte und Behörden.
Anreise
BearbeitenEntfernungen | |
Kairo | 582 km |
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Bāwīṭī | 180 km |
Mūṭ (ed-Dāchla) | 230 km |
el-Chārga | 430 km |
Asyūṭ | 650 km |
Mit dem Auto
BearbeitenEl-Farāfra ist über Fernverkehrsstraßen von Kairo/el-Gīza über el-Baḥrīya (Fernverkehrsstraße 10) und von Luxor bzw. Asyūṭ über el-Chārga und ed-Dāchla erreichbar.
Zudem besteht seit dem Ende der 2010er_Jahre eine Direktverbindung vom Niltal über die Deirout/Dashlout El Farafra Road, طريق ديروط\دشلوط الفرافرة , Ṭarīq Dairūṭ/Daschlūṭ al-Farāfra, die als Abzweig der auf der Nilwestseite verlaufenden Wüstenautobahn el-Gīza nach Luxor und Assuan, der Cairo Luxor Desert Road, طريق الجيزة الأقصر أسوان, bei 1 27° 34′ 36″ N 30° 39′ 37″ O im Osten, westlich von Daschlūṭ bzw. westlich von Deirūṭ, nördlich von Asyūṭ, beginnt und in der Stadt el-Farāfra bei 2 27° 3′ 37″ N 27° 58′ 12″ O auf die Fernverkehrsstraße 10 mündet. Diese neue Fernverkehrssrtraße folgt über weite Strecken der einstigen Karawanenroute Darb Asyūṭ.
Wer mit einem Taxi fahren möchte, muss für die Strecke ab Mūṭ etwa LE 500 (30 Euro) bezahlen.
Mit dem Bus
BearbeitenEl-Farāfra ist mit Bussen von „EG Bus“ erreichbar, und zwar auf der Strecke von Kairo nach ed-Dāchla. Zweimal täglich fahren Busse ab Mūṭ in ed-Dāchla über el-Farāfra nach el-Bāwīṭī und Kairo, und zwar um 6:00 und 18:00 Uhr. Die Fahrkarten sollte man sich am Tag vorher besorgen. Die Fahrzeit von Mūṭ nach el-Farāfra dauert etwa vier Stunden.
Die Fahrzeit von el-Farāfra nach el-Bāwīṭī beträgt etwa zweieinhalb Stunden, die folgende Strecke nach Kairo weitere fünf Stunden.
Die Busse ab Kairo fahren um 6:30 und 18:30 Uhr, ab el-Bāwīṭī gegen 11:30–12:00 und 23:30–24:00 Uhr.
In el-Farāfra gibt es keinen Busbahnhof. Die Busse halten z. B. an der Tankstelle. Die Tickets erwirbt man direkt im Bus, eine Reservierung ist nicht möglich. Die Busse nach Kairo kommen gegen 10:00 und 22:00 Uhr vorbei, die nach Mūṭ gegen 15:30 und 1:30 Uhr (nachts).
Mobilität
BearbeitenIm Dorf gibt es eine größere Anzahl geländegängiger Allradfahrzeuge, die sich z. B. im Badawiya-Hotel buchen lassen. Die Kosten pro Tag betragen etwa 75 bis 120 Euro.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDie Speicherfestung 1 el-Qaṣr (القصر; 27° 3′ 6″ N 27° 58′ 7″ O) oder Qaṣr el-Farāfra, قصر الفرافرة, wurde wohl erst im Mittelalter auf einem niedrigen Bergrücken angelegt. Ob es Vorgängerbauten aus vielleicht römischer Zeit gab, ist unbestimmt. Die Festung ist in etwa quadratisch und misst an ihren Seiten etwa 150 Meter. Ihre Außenmauern stehen bis zu 10 Meter an. Der Unterteil der Mauer besteht bis in etwa zwei Meter Höhe aus Steinbrocken, darüber besteht aus Mauerwerk aus gebrannten Ziegeln. Am oberen Ende gibt es Schießscharten mit dahinter liegender Plattform. In der Mauer gab es nur ein Tor.
Im Inneren der Festung gibt es verwinkelte, enge Gassen. In mehreren Reihen gab es auch übereinander 116 Räume, die für die Aufbewahrung von Nahrung genutzt wurden. Die Türen bestanden aus Palmenstämmen oder Holzbrettern.
Im Norden des Areals befindet sich eine Zisterne, die etwa 15 Meter tief ist. Rohlfs berichtete von Aussagen Einheimischer, die meinten, dass dies ein 1000 Meter tiefer Brunnen sei.
Diese Festung ist mindestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt. Ahmed Fakhry (1905–1973) berichtete, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Festung, wenn sie nicht zur Verteidigung benutzt wurde, nur von einer einzigen Frau namens Saʿāda bewohnt wurde. Sie wachte darüber, dass nur die jeweiligen Eigentümer Zugang zu ihren Räumen hatten.
Seit 1945 verfällt die Festung zunehmend.
Im Süden des alten Qaṣr befindet sich die ehemalige Hauptquelle der Senke, 2 ʿAin el-Bilād (عين البلاد; 27° 3′ 9″ N 27° 57′ 46″ O) mit einer Wassertemperatur von etwa 26 °C. Ihre Aufgabe übernimmt heute der neue Brunnen 6 (Biʿr Sitta) im Nordwesten der Stadt. Eine weitere warme Quelle ist Biʿr Chamsa (Brunnen fünf). Im Westen und Süden der Speicherfestung befinden sich ausgedehnte Palmengärten.
Im Eintrittspreis sind sind Postkarten zum Museum inbegriffen.
Badr ʿAbd el-Moghnī ʿAlī (بدر عبد المغني علي) wurde 1958 in el-Farāfra geboren. Seine Fertigkeiten als Künstler hat sich der gelernte Lehrer autodidaktisch beigebracht. Zu seinen Produkten zählen Ton-, Zement- und Palmholzskulpturen sowie Öl-, Wasserfarben- und Sandgemälde. Mittlerweile ist Badr auch über die Grenzen Ägyptens hinaus bekannt. Seine Werke waren seit 1992 in Ausstellungen in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Frankreich und Ägypten zu sehen. Am 27. Oktober 2023 verstarb Badr nach langer Krankheit. Das Museum wird von seinem Sohn fortgeführt.
Badr betrieb auch ein einfaches Gästehaus.
Badr ist zudem auch der Schöpfer einiger Wandgemälde an den älteren Häusern in der Stadt.
Der neu gebohrte Brunnen Bir Sitta (بئر ستة, Biʾr sitta, „Brunnen sechs“) ist der wichtigste Brunnen für die Stadt und befindet sich im Nordwesten. Das geförderte Wasser ist um 40 °C warm und leicht schwefelhaltig.
Im Süden der Stadt befindet sich die 1 et-Taqsīm-Moschee (مسجد التقسيم, Masǧid at-Taqsīm; 27° 3′ 12″ N 27° 58′ 24″ O).
Seit 2005 gibt es auch eine Kirche für den hl. Menas.
Aktivitäten
BearbeitenBaden ist in der Bir Sitta nahe dem Aqua Sun Hotel möglich.
Einkaufen
Bearbeiten„Mr. Socks“ verkauft Schalte, Mützen, Handschuhe und Strümpfe aus Kamelhaar- oder Schafswolle. Einige Artikel liegen üblicherweise in den hiesigen Hotels aus, er ist aber auch unter (0)92 251 0134 telefonisch erreichbar.
Küche
BearbeitenIn den größeren Hotels gibt es Restaurants. Eine vorherige Anmeldung ist aber notwendig.
An der Durchgangsstraße befinden sich einige kleine Restaurants.
Alkohol wird nicht ausgeschenkt.
Unterkunft
BearbeitenEinfach
Bearbeiten- 1 El-Waha Hotel (فندق الواحة حمودة, Funduq al-Wāḥa Ḥamūda). Tel.: +20 (0)95 751 1352, Mobil: +20 (0)122 720 0387, E-Mail: wahafarafra@yahoo.com. Einfaches Hotel südwestlich vom Badr-Museum. (27° 3′ 40″ N 27° 58′ 6″ O)
Mittel
Bearbeiten- 2 Aqua Sun Hotel Farafra (فندق اكوا صن, Funduq Akwa Ṣan), Farafra. Mobil: +20 (0)100 635 7340, (0)100 667 8099, (0)122 813 9372. Das Hotel befindet sich im Nordwesten der Stadt in der Nähe des Brunnens 6 (Bir Sitta). Das 1-Stern-Hotel besitzt 21 Zimmer mit Bad und Klimaanlage. Zum Hotel gehören ein Restaurant und ein Swimmimg-Pool, der sein Wasser von der Quelle 6 erhält. Preis: Das Einzelzimmer mit Frühstück kostet 32 US-$, das Doppelzimmer 42 $ (Stand 2004). (27° 4′ 51″ N 27° 55′ 22″ O)
- 3 Badawiya Hotel Farafra (فندق البدوية, Funduq al-Badawīya), Gamal Abdel Nasser St., Farafra, Wadi el-Gadid. Tel.: +20 (0)92 251 0060, +20 (0)92 251 0400, Mobil: +20 (0)128 447 7397, Fax: +20 (0)92 251 0400, E-Mail: info@badawiya.com Das Hotel befindet sich im Norden der Stadt am östlichen Straßenrand. Das nicht klassifizierte Hotel ist in Lehmziegelarchitektur errichtet und verfügt über 22 Zweibett-Chalets. Die Chalets sind zweietagig mit dem Doppelbett im oberen Teil und dem Aufenthaltsraum und dem Bad im unteren Teil. Zum Hotel gehört ein Restaurant. Safaris werden veranstaltet. Merkmale: freies WLAN, Restaurant, Schwimmbecken. Check-in: 14:00. Check-out: 12:00. Preis: EZ 20 US-$, DZ 35–45 $, jeweils ÜF (Stand 2004). (27° 3′ 56″ N 27° 58′ 20″ O)
- 4 Rahala Safari Hotel (فندق رحالة سفاري, Funduq Raḥāla Safārī, Eigentümer Ahmed Abed), Qasr el-Farafra, Wadi el-Gadid 17440. Mobil: +20 (0)100 306 4733, +20 (0)122 950 0473, Fax: +20 (0)92 251 0440, E-Mail: info@rahala-safari.com Das Hotel, das sich 400 Meter östlich der Fernverkehrsstraße befindet, verfügt über 20 Zimmer mit Kuppeldecke im traditionellen Stil, einen großen Bedouinenpavillon, der auch als Restaurant dient, ein modernes Restaurant und einen Garten. Die Dekorationen in der Anlage wurden von Badr ʿAbd el-Moghnī ʿAlī ausgeführt. Die Zimmer sind mit zwei Betten, Klimaanlage und Kühlschrank ausgestattet. Drei Zimmer besitzen ein Gemeinschaftsbad, der Rest über Innenbad mit Dusche. Safaris werden veranstaltet. Das Rahala übertrifft in der Beliebtheit das Badawiya Hotel. Freie Parkplätze befinden sich außerhalb des Hotels. Das Hotel selbst ist autofrei. Merkmale: freies WLAN, Parkplatz, Restaurant, 20 Zimmer. Preis: EZ 43 $, DZ 50 $, Mittagessen 5 $ Abendessen 6 $, jeweils ÜF (Stand 9/2023). (27° 3′ 50″ N 27° 58′ 36″ O)
- 5 Sunrise Hotel (فندق صن رايز, Funduq Ṣan Rāiz), Farafra. Tel.: +20 (0)92 251 1550, (0)95 251 1352, Mobil: +20 (0)122 291 0878, (0)122 720 0387, (0)100 708 1506, Fax: +20 (0)92 251 1032. 2008 eröffnetes Hotel im Norden der Stadt, das sich etwa am Stil des Badawiya Hotels anlehnt, mit einem Restaurant. Safaris werden veranstaltet. Preis: Preise für eine Übernachtung inklusive Frühstück betragen $ 20 (Einzelzimmer) und $ 34–40 (Doppelzimmer, Stand 2011). (27° 4′ 22″ N 27° 58′ 25″ O)
Gesundheit
BearbeitenPraktische Hinweise
BearbeitenIm Norden der Stadt befindet sich eine Tankstelle.
In der Stadt gibt es keine Bank. Man muss sich bereits in Kairo oder Mūṭ mit einer ausreichenden Menge Bargeld ausstatten. Evtl. können in den Hotels kleinere Mengen Bargeld getauscht werden.
In der Stadt gibt es keine Touristeninformation. Die nötigen Informationen kann man sich in den Hotels erhalten.
Die 1 Polizei (27° 3′ 36″ N 27° 58′ 12″ O) befindet sich südlich des Badawiya-Hotels an der östlichen Straßenseite.
Mobiltelefone funktionieren etwa bis in eine Entfernung von 20 Kilometern um die Stadt.
Ausflüge
BearbeitenDas Quasi-Monopol für den hiesigen Wüstentourismus befindet sich in den Händen der Eigentümer des Badawiya-Hotels. Sie bieten Touren sowohl in die Weiße Wüste als auch in die Senke selbst. Pro Person und Tag kostet ein Allradfahrzeug mit Fahrer zwischen 70 bis 120 US-$. Ein weiterer Anbieter für Wüstentouren vor Ort ist Desert Arrow Safari.
Informationen zu möglichen Zielen findet man im Artikel zur Senke el-Farāfra.
Literatur
Bearbeiten- Drei Monate in der Libyschen Wüste. Cassel: Fischer, 1875, S. 75–99. Nachdruck Köln : Heinrich-Barth-Institut, 1996, ISBN 978-3-927688-10-0. :
- Cairo: The American Univ. in Cairo Pr., 1974, ISBN 978-977-424-732-3, S. 174–176 (englisch). : The oases of Egypt. Vol. II: Bahrīyah and Farafra Oases.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ 1. Paris: Imprimerie Royale, 1826, S. 206 ff. : Voyage a Méroé, au fleuve blanc, au-delà de Fâzoql dans le midi du Royaume de Sennâr, a Syouah et dans cinq autres oasis …; Bd.
- ↑ Topography of Thebes and general view of Egypt. London: Murray, 1835, S. 358. :
- ↑ Cairo: National Printing Department, 1901, S. 13. : Farafra Oasis : its topography and geology.
- ↑ Einwohnerzahlen nach dem ägyptischen Zensus von 2006. Central Agency for Public Mobilization and Statistics, abgerufen am 3. Juni 2014.