ʿAin et-Tarākwa

archäologische Stätte in der ägyptischen Senke el-Charga
ʿAin et-Tarākwa, Blick nach Norden über den Tempel hinweg
ʿAin et-Tarākwa · عين التراكوة
GouvernementNeues Tal
Einwohnerzahl
Höhe61 m
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
Lagekarte des Neuen Tals in Ägypten
ʿAin et-Tarākwa

'Ain et-Tarakwa (auch Ain el-Tarakwa, arabisch: عين التراكوة, ʿAin at-Tarākwa/at-Tarākiwa) ist eine archäologische Stätte im Norden der ägyptischen Senke el-Chārga in der Westlichen Wüste. Hier befinden sich eine verfallene Tempelanlage und Siedlungsreste aus römischer Zeit. An den Überresten werden wohl in erster Linie Archäologen Interesse finden.

Hintergrund

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ʿAin et-Tarākwa befindet sich 20 Kilometer nördlich von el-Chārga, nordöstlich von Qaṣr eḍ-Ḍabāschīya und zwei Kilometer westlich vom Dorf Attara (ʿIzbat 55) und bezeichnet einen antiken Siedlungsplatz.

Im Bereich der Quellen wurden Straußeneierschalen, Feuersteine und Mahlsteine gefunden, was darauf hindeutet, dass diese Bereiche schon in prähistorischer Zeit genutzt wurden. Die heute sichtbaren Überreste stammen aber erst aus dem 3./4. nachchristlichen Jahrhundert, wie Keramikfunde aus dieser Zeit belegen.

In dieser Zeit wurde ein kleiner Sandsteintempel innerhalb einer Lehmziegelumfassungsmauer angelegt. Südlich des Tempels befanden sich zwei Quellen. Weitere Quellen gab es zudem zwischen ʿAin et-Tarākwa und Qaṣr eḍ-Ḍabāschīya, die noch bis in die 1950er-Jahre genutzt wurden. Das Wasser stammte nicht aus Qanat-Systemen (unterirdischen Aquädukten), sondern aus natürlichen Vorkommen, wie dies auch der Fall in Qaṣr eḍ-Ḍabāschīya und ʿIzbat Muḥammad Ṭuleib war.

Das Areal wurde in christlicher Zeit wiederverwendet. Südlich des Tempels wurde eine Basilika aus Lehmziegeln errichtet.

Im Umfeld des Tempelareals befinden sich ehemalige Siedlungsstrukturen aus Lehmziegeln, insbesondere ein etwa 100 mal 100 Meter großer Bereich an der Südostecke. Leider lässt sich (noch) nicht bestimmen, ob sie bereits in römischer, oder erst in christlicher Zeit angelegt wurden. Ca. 300 Meter südlich der Umfassungsmauer wurden acht Gruppen mit Gräbern mit Lehmziegeloberbauten gefunden. Des Weiteren gibt es im Nordosten sechs weitere römische Siedlungsplätze ohne lokale Namen.

Die Stätte ist etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch den ägyptischen Ägyptologen Ahmed Fakhry (1905–1973) bekannt gemacht worden. Seit 2003 wurde das Gelände erneut im Rahmen des North Kharga Oasis Survey untersucht.

Man verlässt el-Munīra im Norden und biegt von der Fernverkehrsstraße von el-Chārga nach Asyūṭ bei 1 25° 37′ 2″ N 30° 38′ 41″ O nach Westen auf eine Asphaltstraße. Man bleibt nur kurz auf dieser Asphaltstraße, um dann um die landwirtschaftlich genutzten Flächen herum zur archäologischen Stätte zu fahren. Sie benötigen hierfür ein geländegängiges Fahrzeug (4 × 4) oder ein Motorrad sowie einen ortskundigen Fahrer.

Mobilität

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Das Gelände ist sandig, so dass man den restlichen Weg zu Fuß ergründen muss.

Sehenswürdigkeiten

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Der Grundriss der Kirche samt Säulenstellungen ist gut erkennbar.
Bogen aus Lehmziegeln im Bereich der Südwand der Kirche

Das Gelände ist in weiten Teilen unter Sand begraben. Der Sand reicht etwa bis in die Höhe der Türsturze des Tempels.

Das 1 Tempel- bzw. Kirchenareal (25° 36′ 3″ N 30° 36′ 21″ O) wird von einer 100 Meter langen (Nord–Süd), 85 Meter breiten und 0,6–1 Meter dicken Lehmziegelmauer umgeben. Das Haupttor aus Sandstein befindet sich im Süden der Umfassungsmauer und besaß als schmückende Elemente Hohlkehle und Rundstab. Die Umfassungsmauer ist insbesondere im Westen und im Norden gut auszumachen. Der im Nordosten anstehende mauerzug ist bereits von Weitem auszumachen.

Weit im Norden dieser Umgrenzung befindet sich der kleine geweißte 1 Sandsteintempel (25° 36′ 4″ N 30° 36′ 21″ O), der von Süd nach Nord ausgerichtet ist. Der Pronaos, die Tempelvorhalle, mit dem Eingang befindet sich im Süden und führt direkt zum Sanktuar mit seinen beiden Nebenräumen. Insbesondere die Räumlichkeiten auf der Ostseite sind gut sichtbar. Heute gibt es nur noch wenige Reste von Bauschmuck wie Rundstäbe an den Ecken des Tempels und Hohlkehle und Rundstab oberhalb der Zugänge zum Pronaos und Sanktuar.

Moderne Grabräuber haben dem Tempel aber mit schwerem Gerät zugesetzt und die mittlere und westliche Kammer zerstört. So konnte bisher nur ein dekorierter Block vom Sockel gefunden, der wohl den Kopf des Nilgotts Hapi zeigte. Ursprünglich gab es sicher mehr, es ist aber heute verloren.

Südlich des Tempels befindet sich die 2 Lehmziegelbasilika (25° 36′ 4″ N 30° 36′ 21″ O) mit dem Eingang an der Südwestecke. Die Schiffe werden durch Pfeiler getrennt, die im Westen eine Art Westumgang, der gleichzeitig der Eingangsbereich ist, besitzen. Im Osten befindet sich die Apsis mit je einer Säule zu beiden Seiten. In der Apsis gibt es vier Nischen, die mit kleinen Säulen eingefasst wurden. Teile der Südwand wie ein aus Lehmziegeln errichteter Bogen sind sichtbar. Die Kirche war wohl einst mit einer Flachdecke aus Palmenstämmen versehen.

Es lassen sich innerhalb der Umfassungsmauer weitere Gebäudestrukturen ausmachen.

Restaurants gibt es in der Stadt el-Chārga. Eine Bäckerei und ein Café gibt es auch in el-Munīra.

Unterkunft

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Eine Unterkunft wird üblicherweise in der Stadt el-Chārga gewählt.

Ausflüge

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Der Besuch von ʿAin et-Tarākwa lässt sich mit dem von Qaṣr eḍ-Ḍabāschīya verbinden.

Literatur

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  • Fakhry, Ahmed: The Search for Texts in the Western Desert. In: Textes et langages de l’Égypte pharaonique; Bd.2. Le Caire: Institut français d’archéologie orientale, 1972, Bibliothèque d’étude; 64,2, S.207–222, insbesondere Fußnote 123.
  • Ikram, Salima; Rossi, Corinna: North Kharga Oasis Survey 2004 Preliminary Report: Ain el-Tarakwa, Ain el-Dabashiya and Darb Ain Amur. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDAIK), Bd.63 (2007), S.167–184, Tafeln 23f., insbesondere S. 169–174, 180f.,Tafeln 23.a, 24.a.
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