Hippos

archäologische Stätte in Israel

Der Susita National Park mit den Ruinen der griechisch-hellenistischen Stadt Hippos ist ein Nationalpark im Golan, auf einem Hügelrücken oberhalb des Sees Genezareth im Norden von Israel.

Hippos / Susita National Park

Hintergrund Bearbeiten

 
Plan von Gottlieb Schumacher 1885

Die Ruinen der griechisch-hellenistischen Stadt Hippos (griech. Ἵππος, "Pferd") liegen auf einem Hügelzug auf den Golanhöhen oberhalb des Ostufers des Sees Genezareth, über dem Kibbutz Ein Gev. Die griechische Stadt war Teil des Städtebunds der Dekapolis, in römischer Zeit hieß sie Hippus, hebräisch-aramäisch war sie als Susita (hebräisch: סוסיתא) bekannt, diese und die arabische Bezeichnung Qal'at al-Hisn oder Husn nehmen alle auf die Bezeichnung "Pferd" Bezug.

Die Stadt ging nach einem verheerenden Erdbeben 749 n.Chr. unter und wurde 1885 vom deutschen Vermessungsingenieur Gottlieb Schumacher entdeckt (und zunächst fälschlicherweise als Gamala verortet). Unter den israelischen Archäologen Emmanuel Anati und Claire Epstein wurden 1951/55 Ausgrabungen durchgeführt und neben dem Osttor auch eine byzantinische Kirche freigelegt, die als Sitz des Bischofs von Hippos identifiziert wurde.

Von den Israelischen Streitkräften wurde der Ort als Grenzfestung gegen Syrien befestigt und war bis zur Eroberung der Golanhöhen von Syrien im Sechstagekrieg 1967 militärisches Sperrgebiet; heute zeugen noch Minenfelder von der strategischen Bedeutung. 1964 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt und seit 1999 systematisch archäologisch untersucht.

In alljährlichen Ausgrabungskampagnen seit 2000-2011 durch die Universitäten Haifa, Warschau und Minnesota (USA), seit 2012 unter alleiniger Verantwortung durch Prof. M. Eisenberg von der Universität Haifa. 2015 wurde eine lebensgroße Bronzemaske mit einer Darstellung des Gottes Pan gefunden.

Geschichte Bearbeiten

 
Luftbild

Der Hügelzug dreihundertfünfzig Meter über dem Spiegel des Sees Genezareth war seit dem 3. Jhdt. V.Chr. besiedelt; seine Geschichte als befestige Siedlung begann wahrscheinlich als Außenposten der Seleukiden gegen die Ptolemäer in den Diadochenkriegen zwischen den Nachfolgern Alexanders des Großen. Seleukidische Siedler gründeten die Stadt in der Mitte des 2. Jhdt. v.Chr. als Antiochia Hippos. Die Stadt entwickelte sich zu einer typischen hellenistischen Polis mit einem Tempel, einem Marktplatz und öffentlichen Bauwerken, die Verfügbarkeit von Trinkwasser, welches in Regenzisternen aufgefangen werden musste, setzte der Stadtentwicklung Grenzen.

Ein Landstrich östlich des Jordans wurde von den jüdischen Hasmonäerkönigen unter Alexander Jannaeus erobert, im Jahre 63 v.Chr. eroberten die Römer unter General Pompeius Coele-Syrien. Zehn Städten wurden von Pompejus im Rahmen des Städtebunds der Dekapolis Autonomie zugesprochen; die Stadt Hippos resp. lateinisiert Hippus gehörte fortan zur römischen Provinz Syria. 37 v.Chr. erhielt Herodes d. Große die Stadt zugesprochen; als heidnische Stadt blieb sie stets mit der jüdischen Stadt Rakkat resp Tiberias auf der anderen Seite des Sees Genezareth verfeindet.

Waren die Einwohner von Hippos zunächst der jüdischen Bevölkerung Galiläas gegenüber feindlich eingestellt, änderte sich das damit, dass die Stadt eine aktive Rolle im Bar Kochba-Aufstand übernahm. Es begann nun eine Blütezeit der Stadt, entlang des Decumanus maximus in Ost-West-Richtung wurden schachbrettartige Wohnbauten erstellt, die Hauptstraße wurde mit aus Ägypten importierten Granitsäulen gesäumt. In der Stadt wurde ein Odeion, ein Theater, ein Schrein für den Kaiser und als eine der wichtigsten Bauten ein 50 km langer Aquädukt, der Wasser zu einer großen Zisterne zur Versorgung der Stadt leitete, errichtet und die Stadt mit neuen Mauern gesichert.

Unter Kaiser Diokletian wurde Hippus in die Provinz Palaestina Secunda eingegliedert; erst spät gelangte das Christentum in die Stadt und die Basilika wurde ab 359 zum Sitz eines christlichen Bischofs. Die Stadt blieb lange Jahre Ziel christlicher Pilger in die Region. Mit der arabischen Eroberung der Levante gelangte Hippos im Jahre 641 unter die Herrschaft der Araber, unter den Umayyaden-Kalifen wurde den Christen die Religionsausübung weiterhin gestattet. Dennoch begann der Niedergang der Stadt, deren Schicksal mit dem zerstörerischen Erdbeben in Galiläa im Jahre 749 endgültig besiegelt war.

Landschaft Bearbeiten

 
Hügelzug mit den Ruinen von Hippos

Die Stadt wurde auf einem Hügel auf der Höhe von 144 m ü.M. resp. dreihundertfünfzig Meter über dem Spiegel des Sees Genezareth errichtet; der Aufstieg zu Fuß vom Kibbutz Ein Gev ist für geübte Wanderer unproblematisch.

Flora und Fauna Bearbeiten

Auf dem Weg nach der archäologischen Stätte von Hippos resp. dem Susita National Park wird man im Frühjahr (Feb.-März) begleitet von wildem Senf, es blühen die roten Kronenanemonen (Anemona coronaria), Ranunkeln (Ranunculus asiaticus), einzelne Tulpen (Tulipa agenensis), Cyclamen persicum, Salvia viridis mit violetten Schmuckblättern an der Spitze.

Neben Greifvögeln, die in Felsbändern bei Gamla nisten und Kühen auf den Weidegebieten sieht man wenig auffallende Tiere, gegen Abend können die an Mädchengesang erinnernden Rufe der Schakale gehört werden.

Klima Bearbeiten

An den Golan herrscht heißes Mittelmeerklima, hier im Norden Israels sind die Niederschläge häufiger, als südlich im Land.

Anreise Bearbeiten

Nach Ein Gev gelangt man am einfachsten per Bus oder ggf. mit dem Boot von Tiberias; vom Kibbutz Ein Gev aus sind die Ruinen von Hippos resp. der Susita National auf dem   schwarz-weiß markierten 1 Weg in einer guten Stunde erreichbar.

Das asphaltierte Sträßchen zum 2 Parkplatz unterhalb der archäologischen Stätte ist offiziell für motorisierten Verkehr gesperrt. Von dort aus führt ein gut ausgebauter 3 Weg in wenigen Minuten zur arechäologischen Stätte.

Gebühren/Permits Bearbeiten

Freier Zugang

Mobilität Bearbeiten

Die Ruinen von Hippos können entlang des   schwarz-weiß markierten Wegs besichtigt werden, die sind aber noch nicht gesichert und nicht offiziell zur Besichtigung freigegeben und beschildert. Auf den Ruinen darf nicht geklettert werden, im Bereich der Zisternen und Unterkellerungen besteht Absturzgefahr.

Im Norden und im Süden sind noch Schützengräben und Unterstände aus der Zeit der syrischen Besetzung und des Sechstagekriegs zu sehen. Am nördlichen Zugang bestehen noch Minenfelder, gelbe Schilder warnen vor dem Betreten.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Der gepflästerte Decumanus
 
umgestürzte Säulen der Kathedrale
 
Säulen der Basilika
 
Nordwestkirche
 
Odeion (Theater)

Rundgang von Osten resp. vom Parkplatz herkommend:

  • von Osten gelang man durch das Osttor in die Stadt, der Decumanus ist mit schwarzen Basaltsteinen gepflastert.
  • am Gebäude zur Linken sind Informationen zur Geschichte von Hippos mit einem Übersichtsplan angeschlagen.
  • dahinter liegen linkerhand das Baptisterium und die 1 Kathedrale mit zahlreichen beim Erdbeben eingestürzten Säulen.
  • rechterhand kann man an einem Gebäudekomplex vorbei zur 2 Basilika gelangen; nach rechts (östlich) liegt die 3 Nordostkirche mit Säulenreihen und der erkennbaren Apsis, nach links die 4 Nordwestkirche .
  • Gegenüber öffnet sich der Platz des 5 Forums , darunter gähnt das einsturzgefährdete Gewölbe einer Zisterne. Im Westen erhebt sich ein Gemäuer, welches wohl einer Kalybe zuzuordnen ist, einem für die Dekapolis typischen Freiluft-Heiligtum zur Verehrung lokaler Heiliger oder zum (römischen) Kaiserkult.
  • nach Westen gelangt man zum Halbrunden 6 Odeion , von der Theaterbaute aus ergibt sich ein toller Rundblick auf den See Genezareth
  • der Weg führt dann in Serpentinen an einem Torgebäude / Stadtmauerresten vorbei hinab nach Ein Gev.

Aktivitäten Bearbeiten

Besichtigung des archäologischen Geländes, das Herumklettern auf den Mauern ist streng verboten.

Eine in den Wintermonaten gut machbare Tagestour für routinierte Wanderer ist die Wanderung von Ein Gev auf dem schwarz-weiß markierten Weg hinauf nach Hippos / Susita National Park, weiter auf dem asphaltierten Sträßchen und dann auf dem grün-blau-weiß markierten Abschnitt des   Golan Trail, südlich vorbei an Naot Golan und Givat Yoav, vorbei an den Ruinen von und über die markante Spitze des 7 Qeren Ein Gev (an der Südseite steiler Abstieg gesichert mit Eisengeländer) zurück zum Kibbutz Ein Gev.

Einkaufen Bearbeiten

Vor Ort gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten, auch keine (Trink-)Wasserstellen oder Toiletten.

Küche Bearbeiten

Am besten verpflegt man sich nach der Besichtigung im legendären Fischrestaurant von Ein Gev, wo man den Sonnernuntergang über Tiberias genießen kann.

Unterkunft Bearbeiten

Unterkunftsmöglichkeiten ergeben sich in der Ferienanlage von Ein Gev oder in Tiberias, von wo aus das antike Hippos in einem Halbtagesausflug bequem zu besichtigen ist.

Sicherheit Bearbeiten

Das Herumklettern auf den Mauern ist Einsturzgefahr und Gefahr des Absturzes in ungesicherte Zisternenöffnungen, etc. streng verboten. Am nördlichen Zugang bestehen wie noch an vielen Orten auf den Golanhöhen Minenfelder, gelbe Schilder warnen vor dem Betreten des eingezäunten Gebiets.

Bei Hinweisen auf natürliche oder menschengemachte Beschädigungen der Ruinen ist die israelische Altertumsbehörde *6911, die Kampagnenleitung der Universität Haifa (+972 (0)4-8249392 oder email hippos@research.haifa.ac.il) zu informieren.

Ausflüge Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Website des Hippos Sussita Excavation Project der Universität Haifa, etliche Berichte zu den Ausgrabungskampagnen sind als PDF verfügbar, engl.
 
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.