Bilifiyā

Dorf im Gouvernement Beni Suef in Ägypten
Bilifiyā · بلفيا
GouvernementBeni Suef
Einwohnerzahl22.034(2006)
Höhe32 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Bilifiyā

Bilifiya oder Bilifya, بلفيا, Bilif[i]yā, ist ein Dorf in Mittelägypten im Gouvernement Beni Suef. Im Zentrum des Dorfs befinden sich die Überreste eines altägyptischen Tempels aus der Spätzeit, in dem die Schlangen- und Kronengöttin Wadjet/Buto/Uto verehrt wurde und für den sich Ägyptologen und Archäologen interessieren könnten.

Hintergrund

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Bilifiyā liegt auf dem Nilwestufer, etwa 5,5 Kilometer nordwestlich von Beni Suef. Das Dorf liegt etwa acht Meter höher als die umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen. 2006 lebten in dem Dorf etwa 22.000 Einwohner. Haupterwerbszweig ist wie in der Vergangenheit die Landwirtschaft.

Die Herkunft des heutigen Namens Bilifiyā ist nicht bekannt. Er ist jedoch kein arabischer Name.

Geschichte

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Wie der ägyptische Ägyptologe Labib Habachi (1906–1984) beschrieb, weiß man erst seit März 1937, dass sich Bilifiyā an der Stelle einer altägyptischen Stätte befindet. Der ʿUmda, das Dorfoberhaupt, meldete seinerzeit dem Antikendienst in el-Faiyūm die Entdeckung eines Grabes, das aus der Spätzeit stammte, aber bereits vollständig geplündert war. Ein paar Jahre später wurde vor Ort ein etwa 40 Zentimeter hohes Fragment einer Falkenskulptur entdeckt und ins Kairoer Museum, Inv.-Nr. JE 89.076, gebracht. Aber erst im Januar und Mai 1955 wurden Sondierungen unter Leitung des Inspektors Naguib Farag im Dorf durchgeführt, um Bedeutung der archäologischen Stätte zu erkennen. Neben dem Tempelareal, das zur damaligen Zeit auch nur noch aus einer gepflasterte Ebene bestand, wurden zwei Kalksteinfragmente sowie Keramik und Säulenkapitelle gefunden.

Das Gebiet des heutigen Dorfs ist wohl mindestens seit dem Mittleren Reich besiedelt. Auf einem der Kalksteinfragmente ließen sich noch die Reste einer Kartusche mit dem Ende des Namens eines der Sesostris-Könige aus der 12. Dynastie, geliebt vom Falkengott Hornefer, ausmachen. Das Fragment deutet darauf hin, dass bereits Teile des Tempels aus Stein errichtet wurden. Das andere Kalksteinfragment enthielt eine Darstellung eines Weihrauchopfers und eine Inschrift aus der Zeit Ramses’ II., in der der Ortsname Nebt, die Göttin Buto und ein weiterer Gott, möglicherweise der Schöpfergott Atum, enthalten waren.

Die genannte Falkensulptur aus grauem Granit stammt aus der Zeit Nektanebos’ II. aus der 30. Dynastie. Der König befindet sich zwischen den Krallen des Falken. Die Inschriften zu beiden Seiten nennen seine Königsnamen. Der König sollte ewiglich leben und von Edjo/Buto, Herrin von Nebu, geliebt werden. Damit ist mit Bilifiyā ein weiterer Ort bekannt, den Nektanebos II. für seinen Kult nutzte. Ob Nektanebos II. den bestehenden Tempel weiternutzte oder einen neuen errichten ließ, ist unbekannt. Keramik und Säulenkapitelle stammen aus griechisch-römischer Zeit.

Auf weiteren, erst in den 1980er-Jahren vorgefundenen Blöcken des einstigen Tempels ließ sich der griechische Ortsname Βοῦτος τοῦ Μεμφίτον, Boutos tou Memfiton, bestimmen, der sowohl im dritten vorchristlichen als auch im 4. bis 8. nachchristlichen Jahrhundert belegt ist und in der koptischen Bezeichnung Ⲡⲟⲩⲧⲱ, Poutō, fortlebte. Bereits in den 1960er-Jahren konnte der französische Ägyptologe Jean Yoyotte (1927–2009) diesem griechischen Namen die altägyptischen Namen Pr-WꜢḏyt und Nebyt (Nb.t, Nby.t, Nbyi und Varianten) zuordnen. Von einem Altar Scheschonqs I., der sich heute im Museum Kairo befindet, und dem Papyrus Wilbour (B), der einen Siedjo, Propheten von Pi-Edjo benennt, kennt man auch den religiösen Namen des Tempels, Pi-Edjo.

Die Hauptgottheit des Tempels von Bilifiyā war die Schlangen- und Kronengöttin Wadjet/Buto, Herrin von Nebyt. Habachi schlug zudem vor, dass hier eine Göttertriade zusammen mit Hornefer und Atum verehrt worden sein könnte.

Es ist unbekannt, ob und wann der hiesige Tempel aufgegeben wurde. Das Dorf bestand wohl bereits seit koptischer Zeit, auch wenn dessen Name nicht bekannt ist.

Karte
Karte von Bilifiyā

Auf der Straße

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Man erreicht Bilifiyā leicht mit einem Taxi oder Mikrobus von Beni Suef aus. Man verlässt Beni Suef in nordwestlicher Richtung auf der Beni Suef–Abashna Road, طريق بني سويف أبشنا, und biegt kurz nach Erreichen des Dorfs in dessen Norden bei 1 29° 7′ 36″ N 31° 3′ 14″ O nach Süden ab. Nach etwa 500 Metern erreicht man eine Straße, die das Dorfzentrum ringförmig umschließt. Auf dieser Straße fährt man nach Westen, in Gegenuhrzeigerichtung, und erreicht nach etwa 600 Metern die Große Moschee.

Mobilität

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Man kann das Dorf fußläufig durchqueren. Dies bietet sich aufgrund seiner geringen Größe und engen Straßen an.

Sehenswürdigkeiten

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  • 1 Überreste eines Tempels (etwa 100 Meter östlich der Großen Moschee). Im Dorfzentrum befinden sich die Überreste eines Tempels, dessen Anfänge bis in das Mittlere Reich zurückreichen. Weitere Ergänzungen wurden im Neuen Reich und in der 30. Dynastie unter dem König Nektanebos II. vorgenommen. Mehrere beschriftete Blöcke wurden hier gefunden bzw. in den Bauten des Dorfs wiederverwendet. Heutzutage sind nur noch Reste des Fundaments vorhanden, die etwa 42 Meter in Nord-Südrichtung und 23 Meter in Ost-West-Richtung messen, aus etwa drei Steinlagen bestehen und von einem Tell umgeben sind. Noch vor Jahren stand der Tempel höher an. Beim Durchqueren des Dorfs findet man durchaus Steinblöcke, die sicher vom hiesigen Tempel stammen. Scherben im Bereich des Tempels stammen meist aus spätantiker Zeit. Der zahlreiche Müll ist natürlich zeitgenössisch. (29° 7′ 18″ N 31° 3′ 1″ O)
  • 2 Große Moschee (المسجد الكبير). Die Moschee wurde 2015 restauriert. Neben der Großen Moschee gibt es im Dorf noch weitere Moscheen. (29° 7′ 18″ N 31° 2′ 58″ O)
  • 1 Villen (etwa 80 Meter südlich des Tempels). Die beiden Villen sind etwa 140 Jahre alt (Stand 2019). Nach Auskunft durch die Dorfbewohner gehörten sie einer der reichsten Familien des Dorfs, der Familie Farāg, فراج, die ihren Reichtum den Einkünften aus der Landwirtschaft verdankte. Die zweigeschossigen Villen befinden sich heute in einem beklagenswerten Zustand, lassen aber immer noch ihren einstigen Charme erkennen. Das Grundstück besitzt eine Mauer mit einem Eisentor. An der Fassade befindet sich ein hölzerner Erker. Ein Treppenhaus mit Eisengeländer verbindet die einzelnen Geschosse mit dem Dach und besitzt am oberen Ende einen achteckigen Lichtdom. Auf dem Dach werden heutzutage Gänse gehalten. Es ist leider nicht ausgeschlossen, dass diese Villen zukünftig dem Abriss zum Opfer fallen. (29° 7′ 15″ N 31° 3′ 0″ O)

Einkaufen

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Im Dorf gibt es mindestens zwei Lebensmittelmärkte, z. B. im Norden den 1 Supermarkt Awlad Amam, سوبر ماركت اولاد امام. Zudem gibt es einen Wochenmarkt.

Es gibt im Dorf gibt es mindestens zwei Gaststätten (1 2 Maṭʿam Safārī Karīb, مطعم سفاري كريب) an der Ringstraße. Ansonsten gibt es zahlreiche Gaststätten in der in der Nähe gelegenen Stadt Beni Suef.

Unterkunft

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Unterkünfte gibt es in der in der Nähe gelegenen Stadt Beni Suef.

Gesundheit

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Krankenhäuser und Apotheken gibt es in der in der Nähe gelegenen Stadt Beni Suef.

Praktische Hinweise

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  • 1 Postamt Bilifiyā (مكتب بريد بلفيا). In unmittelbarer Nähe zur Großen Moschee. (29° 7′ 19″ N 31° 2′ 56″ O)
  • 2 Co-op-Tankstelle (بنزينة التعاون; im Norden des Dorfs an der Beni Suef–Abashna Road). (29° 7′ 33″ N 31° 3′ 16″ O)

Ausflüge

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Die Besichtigung von Bilifiyā lässt sich mit den benachbarten Ortschaften Beni Suef, Nāṣir und Dalāṣ verbinden.

Literatur

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  • Gomaà, Farouk; Müller-Wollermann, Renate; Schenkel, Wolfgang: Mittelägypten zwischen Samalūṭ und dem Gabal Abū Ṣīr: Beiträge zur historischen Topographie der pharaonischen Zeit. Wiesbaden: Reichert, 1991, Tübinger Atlas des Vorderen Orients: TAVO/ Beihefte/ B; 69, ISBN 978-3-88226-467-8, S.94, 221.
  • Habachi, Labib: Edjo, Mistress of Nebt (Bilifya, near to Ihnâsya El-Medîneh). In: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde (ZÄS), ISSN 0044-216X, Bd.90 (1963), S.41–49, Tafel VIII, doi:10.1524/zaes.1963.90.1.41.
  • Yoyotte, Jean: Études géographiques II: Les localités méridionales de la région memphite et le «Pehou d'Héracléopolis». In: Revue d’Égyptologie (RdE), ISSN 0035-1849, Bd.14 (1962), S.75–111, insbesondere S. 93–101, 110f.
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