Benutzer:Eduard47/Reisebericht Mit dem Frachtschiff im Garten
Einleitung
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Mit meiner Reise auf der LISA im Juni 2016 hatte ich eigentlich ja schon mein Soll erfüllt. Nach einem Gespräch mit einigen Bekannten aus der Frachtschiff-Passagier-Szene war für mich klar: Mit einem Schiff der Reederei Jürgen Ohle sollte ich auch mal fahren. Also gesagt, getan. Am 29.07.2016 Anruf beim Reeder Jürgen Ohle, und schon waren wir uns einig. Die HANNI, das größte der 3 Schiffe der Reederei, war zwar ausgebucht, frei waren aber kurzfristig Kabinen sowohl auf der RAGNA nach Mantyluoto (Pori/Finnland) wie auch auf der DORNBUSCH. Die DORNBUSCH war mir früher schon mehrfach wegen der interessanten Route nach Südschweden aufgefallen. Dann aber war sie im Frühjahr 2016 in die Werft gegangen und danach nicht wieder zurück in die vorherige Charter. Jürgen Ohle offerierte mir aber nun eine Kammer genau auf dieser Rundreise Hamburg – Stockholm – Södertälje – Åhus – Bremerhaven – Hamburg. Also wieder die gleiche alte Route. Wir wurden uns schnell einig, ich habe natürlich sofort zugesagt. Am 06.08.2016 sollte es in Hamburg losgehen. Sofort wurde bei Marinetraffic[1] die „Verfolgung“ des Schiffes aufgenommen. Am 04.08.2016 teilte mir der Kapitän der DORNBUSCH telefonisch die voraussichtlichen Ankunftsdaten in Hamburg mit.
Tag 1 (Freitag, 05.08.2016) Es geht los!
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Ein letzter Blick am Morgen von Zuhause ins Internet bei Marinetraffic bestätigt die vom Kapitän aufgegebenen Daten. Die DORNBUSCH liegt in Hamburg-Waltershof bei der HHLA im CTB am Athabaskakai, also der Stromkaje, vor der BERNHARD SCHEPERS. Nach Erledigung der üblichen Anmeldeformalitäten bringt mich der Shuttle schnell vom Gate zum Schiff. Es ist wie vereinbart pünktlich 10:00 Uhr. Während ich vom Chiefmate und vom Chief in der Offiziersmesse beim obligatorischen Morgen-Kaffee begrüßt werde, bringt ein Mitglied der Crew meine schwere Reisetasche in meine Kammer. Man hat mir die auch vom Reeder Jürgen Ohle bevorzugte Passagier-Doppelkabine auf dem B-Deck zugedacht. Ich bin überrascht, dass auch auf diesem doch recht kleinen Feederschiff eine derart geräumige und vor allem gemütliche Kammer vorhanden ist. Bisher war ich der Meinung, dass kleinere Schiffe zwangsläufig auch kleinere Kammern haben müssen. Hier werde ich eines Besseren belehrt. Durch die Lage der Kammer genieße ich sowohl den Ausblick nach vorn – hoffentlich bleibt das auch – wie auch zur Steuerbordseite. Die untere Koje ist 1,2 m breit, darüber eine – jetzt hochgeklappte – zweite Koje, eine großzügige Ecksitzgruppe mit Tisch und zusätzlichem Stuhl, ein Kühlschrank und ein breiter Kleiderschrank komplettieren die Ausstattung. Das auf Schiffen recht kleine Bad müsste man sich allerdings mit einem anderen Passagier – soweit vorhanden – aus der Einzelkammer nebenan teilen. Der Chiefmate bestätigt mir aber, dass diese Einzelkammer fast ausschließlich an gemeinsam Reisende vergeben wird, ein Überraschungsgast ist also nahezu ausgeschlossen.
Bereits um 11:00 Uhr heißt es zum ersten Mal „Leinen los“. Wir verholen zum CTA (Container-Terminal-Altenwerder) und passieren die Köhlbrandbrücke. Gleich als erstes Schiff am CTA entdecke ich die RAGNA, das Schwesterschiff der DORNBUSCH, auf der ich heute auch hätte einsteigen können. Die NYK ORPHEUS verlässt gerade von 2 Schleppern begleitet ihren Liegeplatz. Nachdem wir festgemacht haben, kommt der Reeder Jürgen Ohle an Bord. Es gibt schließlich immer etwas persönlich zu besprechen.
Um 14:00 Uhr geht es auf die Reise. Schon auf der Elbe begegnen uns einige interessante Schiffe. Ich mache einen ersten Rundgang übers Schiff, werfe auch einen Blick in die Küche, wo mir unsere Köchin Mechelle entgegenlacht. Ich wundere mich, dass kein Lotse an Bord ist. Auch beim Verholen war mir dieses bereits aufgefallen. Der Kapitän klärt mich auf: Er ist sog. „Freifahrer“, d. h. er hat aufgrund der Abmessungen des Schiffes und abgelegter Prüfungen eine Befreiung von der „Lotsannahmepflicht“ für den Hafen und die Elbe. Nur in Brunsbüttel kommt dann um 18:00 Uhr der Lotse an Bord, verlässt uns aber schon wieder in der Schleuse. Von da an begleiten uns der Kanallotse und ein Kanalsteurer. Wir liegen bei schönstem Wetter in der großen Nordschleuse. Ich kann das Schiff kurzzeitig verlassen und ein paar Fotos machen. Im Nord-Ostsee-Kanal müssen wir aber schon in der Weiche Kudensee einen längeren Stopp einlegen. Dort kommt uns dann u. a. auch die HANNI entgegen. In Hochdonn hat das Flusskreuzfahrtschiff SANSSOUCI festgemacht und dient als Hotelschiff für die gut betuchten Gäste des „Wacken-Open-Air“. In der Weiche Dückerswisch begegnet uns der Kreuzfahrer INSIGNIA. Den Lotsenwechsel in Rüsterbergen und die Schleusung in Kiel-Holtenau verschlafe ich.
Tag 2 (Sonnabend, d. 06.08.2016) Seetag
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Um 07:30, also noch vor dem Frühstück, mache ich auf der Brücke eine „Standortbestimmung“. Bevor ich dazu komme, überfallen mich Kapitän und Chiefmate mit ihren Glückwünschen zu meinem heutigen Geburtstag. Meine Papiere hatten das verraten.
Ich registriere, dass wir bereits nord-östlich von Fehmarn sind. Der Himmel ist stark bewölkt mit einigen kleinen blauen Löchern, durch die zeitweise die Sonne blinzelt. Zum Frühstück werde ich durch die Filipino-Crew mit einem Ständchen begrüßt. Während ich „Eier-Mexiko“ (Rührei mit Zwiebeln, Paprika und Chili) verspeise, macht sich die Crew über meine mitgebrachten ca. 3 kg Süßigkeiten her (deshalb war meine Reisetasche auch so schwer!). Auch schon auf meinen früheren Reisen sind diese Mitbringsel bei allen gut angekommen.
Den Vormittag verbringe ich fast durchgehend auf der Brücke bei sehr netten und interessanten Gesprächen mit dem Kapitän. Die Routineinspektion mit Testlauf des Motors des Rettungsbootes durch Öler Edwin lasse ich mir aber nicht entgehen. An Backbordseite leuchten die weißen Kreidefelsen von Møn. Nach dem Essen (Bohnensuppe, es ist Sonnabend: traditionell Eintopftag) folgt ein gemütlicher Mittagsplausch ohne Verständigungsprobleme in der Offiziersmesse (alle 4 sprechen deutsch!). Dann ein Verdauungsspaziergang übers Schiff zur Back und hinauf aufs Peildeck bei schönstem Wetter. Zwischendurch „serviert“ mir der wachhabende 2. Offizier einen Kaffee auf der Brücke. Für 16:00 Uhr habe ich mich mit dem Chief für einen Rundgang im Keller (Maschinenraum) verabredet. Wer aber glaubt, dass es im Keller dunkel und dreckig ist, wird auf der DORNBUSCH enttäuscht. Alles blitzt nur so. Die Flurplatten sind cremefarben gestrichen und auch alles andere erinnert bzgl. der Sauberkeit an eine Klinik, und das, obwohl die Maschinencrew nur aus Chief und Öler besteht.
Für 17:00 Uhr hat die Köchin aufgrund meines Geburtstages ein Barbeque auf dem Poopdeck angesetzt. Das begeistert natürlich alle, die Filipinos machen daraus zeitweise eine Karaoke-Party.
Tag 3 (Sonntag, d. 07.08.2016) Seetag
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Der nächste Tag macht seinem Namen alle Ehre. Es ist ein herrlicher Sonnentag. Ich genieße das Leben, halte mich überwiegend auf der Back, meinem Lieblingsplatz, auf und beobachte das Spiel der Wellen am Wulstbug. Mittags verwöhnt uns unsere Köchin mit einer Gemüsesuppe, Gänsebraten mit Rotkohl und Knödeln und Salat. Das Eis zum Dessert veredeln wir mit einem kräftigen Schuss Cointreau. Dann geht es außerhalb der Stockholmer Schären vor Anker. Die Besatzung hisst am Vormast die schwedische Gastflagge. Zur nachmittäglichen Coffeetime gibt es dann noch als Krönung ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Am Abend zeigt uns der Kapitän ein Video seiner letzten Fahrt auf der DORNBUSCH, bevor er im April 2016 in den Ruhestand gegangen ist. Den Rest des Abends verbringe ich wieder auf der Brücke. Bei schönstem Sonnenuntergang zieht am Horizont die ISABELLE vorbei, eine der Großfähren zwischen Stockholm und Finnland.
Tag 4 (Montag, d. 08.08.2016) Zweimal durch den (Schären-)Garten
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Es ist 03:00 Uhr, ich werde wach und stelle fest, dass die Hauptmaschine schon läuft. Aus dem Kabinenfenster sehe ich gerade noch das Lotsenboot davonfahren. Bei aufgehender Sonne fahren wir durch den zauberhaften Schärengarten, dicht vorbei an der Festung Frederiksborg, vielen wunderschönen Häusern auf kleinen Inseln und einigen nicht so recht in die Landschaft passenden Neubauten. Um 06:30 Uhr laufen wir in Stockholms Frihamn ein und machen gegenüber der SAGA SAPPHIRE fest. Bis 1999 hieß sie noch MS EUROPA, danach hat sie mehrfach den Namen gewechselt.
Um 12:00 sollen wir schon wieder auslaufen, die Zeit für einen Besuch Stockholms erscheint mir recht knapp, zumal das „Leben“ in der Stadt ohnehin erst um etwa 10:00 Uhr beginnt. Also mache ich mich zu Fuß auf zum gegenüberliegenden Cruise-Terminal, um mir die SAGA SAPPHIRE aus der Nähe anzusehen. Auch innerhalb des Containerterminals geht’s zu Fuß auf einem gekennzeichneten Weg zum Gate. Ich spare mir den Umweg entlang der Straße, überquere einen Firmenparkplatz und bin schon nach wenigen hundert Metern am Kopfende des Hafenbeckens. Dort ist auch die Haltestelle mit dem Ticketverkauf für den Linienbus Nr. 76, der mich in 15 Minuten in die Innenstadt bringen könnte. Ich zögere einen Moment, bleibe dann aber doch im Hafen. Unmittelbar entlang der Kaimauer spaziere ich fast bis zu dem Kreuzfahrer, dort allerdings ist der Kaibereich durch einen hohen Zaun abgesperrt. Ich habe aber einen unversperrten Blick über das Hafenbecken auf die DORNBUSCH. Der Rückweg ist ebenso unproblematisch. Ich habe weder eine Passagierliste noch den Reisepass dabei, habe dieses auch schon vor 2 Monaten bei der Reise mit der LISA nicht gebraucht. Ich entdecke ein großes aber verschlossenes Tor im Zaun des Containerterminals und steure darauf zu. Kaum bin ich dort angekommen, hält ein Container-LKW und öffnet das unbesetzte Tor. Auf meine Bitte nimmt der Fahrer mich mit. Ein PKW der Security setzt mich dann direkt an der Gangway ab – perfekter Service ohne Formalitäten. Die internationalen ISPS-Vorschriften werden hier durch Vertrauen ersetzt. Von Bord kann ich dann noch eine Bootsübung der SAGA SAPPHIRE beobachten. Als wir dann um 12:30 Uhr auslaufen, fragt mich der Chief, warum ich denn nicht nach Stockholm gefahren bin, ich hätte dort doch den ganzen Tag verbringen können und dann am Abend mit dem Nahverkehrszug ins nur 43 km entfernte Södertälje fahren können. Den Tipp hätte ich gern einige Stunden früher gebrauchen können, jetzt geht es erst mal wieder durch die Traumkulisse der Schären. Wir begegnen in dem engen Fahrwasser den Großfähren CINDERELLA und BIRKA STOCKHOLM. Das herrliche Wetter nutzt die Besatzung, um mit Hingabe und viel Farbe sich bildende Roststellen zu beseitigen. Der Bootsmann und Edwin der Öler reparieren die Relingstützen der Gangway während eine Segelyacht sich langsam an uns vorbeischiebt.
Die nächtliche Slalomfahrt auf dem Himmerfjärden durch die Schären vor Södertälje ist wieder ein Highlight. Der Seeweg von Stockholm ist 133 Meilen lang, Fahrzeit ca. 12 Stunden.
Tag 5 (Dienstag, d. 09.08.2016) Södertälje und wieder auf See
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Kurz nach Mitternacht machen wir in Södertälje im Sydhamnen fest. Unser Liegeplatz grenzt unmittelbar an ein Gebiet mit hübschen Ferienhäusern. Nach dem Frühstück mit einem großen „Toast Hawaii“ gehe ich von Bord, streune etwas im Hafen umher, verlasse durchs Gate den Hafenbereich in einem großen Bogen zu einem anderen Tor und kann dort – mal wieder ohne Formalitäten – zurück in den gesicherten Hafenbereich. Im Internet hatte ich nichts Interessantes anzusehen in Södertälje gefunden. Mein Entschluss, im Hafen zu bleiben, steht daher fest. Das schöne Wetter – trotz einiger dunkler Wolken bleibt es trocken – nutzt die Crew hier im Hafen, um von Außenbordseite auch etwas gegen den allgegenwärtigen Rostfraß zu tun. Der Seemann auf dem Bootsmannstuhl ist aber gut gesichert. Ich beobachte die Verladearbeiten die hier – anders als in Hamburg und Stockholm – mit einem großen Mobilkran erledigt werden. Um 09:00 Uhr läuft die ALREK ein auf ihrem Weg in den Mälarensee und macht hinter uns fest. Auch auf der ALREK gibt es die Möglichkeit als Passagier mitzureisen. Die Hafenroutine der Besatzung wird unterbrochen durch einen Mitarbeiter der „Transportstyrelsen“, der staatlichen Sicherheitsbehörde. Er lässt sich nicht nur alle erdenklichen Papiere zeigen, auch ein Manöver mit dem Lifeboat muss ihm noch vorgeführt werden. Während an Bord der DORNBUSCH alles bestens in Ordnung ist, kann ich mich über die Leichtsinnigkeit der Stauer des Hafenbetriebes nur wundern. Um 14:00 Uhr heißt es „Leinen los“, hier in Södertälje ohne das sonst übliche Leinenkommando des Hafenbetriebes. Die Festmacherleinen werden von der eigenen Besatzung gelöst und eingeholt.
Jetzt beginnt wieder die traumhaft schöne Fahrt durch die Schären. Man muss sie erleben, kein Foto und kein Video kann das Erlebnis wiedergeben. Wir schlängeln uns teilweise sehr dicht an den Felsen vorbei durch die Inselwelt. Um kurz nach 16:00 Uhr verlässt uns der Lotse, und wir begeben uns auf den Weg nach Åhus. Da der Wind aus Richtung WSW auf Stärke 6-7 Beaufort aufgefrischt hatte und uns somit direkt entgegen kommt, entschließt sich der Kapitän dicht unter Land bis zur Nordspitze von Öland zu fahren, um das lästige Stampfen des nur gering beladenen Schiffes zu verringern. Gegen Abend lässt der Wind nach, es folgt mal wieder ein toller Sonnuntergang, es wird eine ruhige Nacht.
Tag 6 (Mittwoch, d. 10.08.2016) Shopping in Åhus
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Der Wind hat erheblich nachgelassen, es steht nur noch eine Restdünung. Um 11:00 Uhr kommt der Lotse an Bord, die Besatzung bereitet sich auf das Anlegemanöver vor. Gekonnt wendet der Kapitän das Schiff auf dem schmalen „Helge Å“ und legt an der Pier an.
Zusammen mit Kapitän und Chiefmate marschiere ich ins nahe Åhus. Vom Hafenmeister hatten wir den Code für das Gate bekommen, auf dem direkten Weg in die Stadt gibt es aber noch ein anderes Tor mit einem – natürlich – anderen Code. Ein freundlicher Mitarbeiter des Hafenbetriebes öffnet es für uns. Nach einem kleinen Einkauf und Rundgang durch Åhus, auch vorbei an der Wodka-Brennerei Absolut, gönnen wir uns eine Tasse Kaffee in einem kleinen Café direkt an der Promenade und bestaunen die kleine Fähre, die Gäste eines Fischrestaurants auf die andere Uferseite bringt. Auf dem Rückweg zum Schiff werden wir wieder vom selben freundlichen Mitarbeiter durchs Gate gelassen. Um 16:00 Uhr haben wir schon wieder den Hafen verlassen und setzen unsere Reise fort. Auch hier in Åhus werden die Festmacherleinen von der eigenen Besatzung gelöst und eingeholt. Um 22:00 Uhr ist schon Kap Arkona auf Rügen querab.
Tag 7 (Donnerstag, d. 11.08.2016) Durch den Kiel-Kanal nach Bremerhaven
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Kiel-Leuchtturm passieren wir um 7:30 Uhr, kurz darauf kommt an Backbord Laboe in Sicht. Nach dem Passieren des Leuchtturms Friedrichsort geht es in die Schleuse in Kiel-Holtenau. Bei 14 °C und bedecktem Himmel verlassen wir die Schleuse, auf Backbordseite liegt die kleine Kanalfähre ADLER I, jetzt beginnt die Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal, vorbei an Sehestedt. Kurz vor der Autobahnbrücke Rade kommt uns die NORDIC HAMBURG entgegen, in der Weiche Schülp dann ein Konvoi mit der HELGAFELL, dem Tanker HIGH EFFICIENCY und der ERASMUSGRACHT. Überall am Ufer stehen Wohnmobile mit Reisenden, die den Schiffsverkehr auf dem Kanal betrachten. Nur wenig später müssen wir in der Weiche Fischerhütte erneut den Gegenverkehr (CONMAR ISLAND und NORDIC PHILIP) passieren lassen. Zwischendurch gibt es zur Coffeetime nochmal ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte; es ist schließlich Donnerstag, der Seemanns-Sonntag! Es geht unter der Grünentaler Hochbrücke durch, um 17:00 Uhr haben wir die Schleuse Brunsbüttel erreicht. Beim Verlassen der Schleuse zieht auf der Elbe die CAP TALBOT von Hamburg Süd vorbei und verschwindet schnell im Dunst. Cuxhaven ist in der Dämmerung – es ist schon 19:00 Uhr – und im aufkommenden Nebel kaum zu sehen.
Um 23:00 Uhr leuchtet es am Horizont. Die hell erleuchtete Stromkaje von Bremerhaven kommt in Sicht. Dicht vorbei an 2 Schiffen der Maersk Line und der THETIS D steuern wir unseren Liegeplatz an. Für einen Landgang ist es leider schon zu spät.
Tag 8 (Freitag, d. 12.08.2016) Retour nach Hamburg
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Das Auslaufen in Bremerhaven um 05:00 Uhr habe ich leider verschlafen. Die ruhige Fahrt führt – begleitet von einer Möwe auf dem Vormast – vorbei an den Inseln Scharhörn und der zu Hamburg gehörenden Insel Neuwerk. Wir passieren Cuxhaven dicht am Ufer, sehen die Kugelbake, die Alte Liebe und den Hafenkontrollturm. Auf dem zum Wohnmobilstellplatz umfunktionierten Parkplatz herrscht schon reges Treiben. Hier in Cuxhaven ist um 08:45 auch schon einer meiner Bekannten auf den Beinen und macht ein paar schöne Fotos von der vorbeiziehenden DORNBUSCH mit ihrem einzigen Passagier. Leider kann ich ihn am Ufer nicht ausmachen, suche ihn an der falschen Stelle (habe ihn erst später zu Hause beim Betrachten meiner eigenen Fotos winkend am Ufer stehend entdeckt). Auf der Elbe begegnen uns der Halunder Jet, die Katamaran Schnellfähre Hamburg–Helgoland, und noch einige größere Schiffe. Das Baggerschiff BARTOLOMEU DIAS transportiert den Schlick aus der Elbe in die Elbmündung, von wo aus er dann wieder Richtung Hamburg gespült wird. In Höhe Wedel begegnen uns die SAN FRANCISCA und das historische Ausflugsschiff LÜHE. Kurz darauf gleitet das unvergleichliche Panorama von Blankenese vorbei. Die Besatzung beginnt, die Lashings (Verzurrungen) der Container zu lösen bevor wir um 15:00 Uhr am CTA festmachen.
Nach einer Tasse Kaffee bedanke ich mich bei der kompletten Besatzung, insbesondere beim Kapitän für die Geduld mit mir, verabschiede ich mich und mache mich auf den Heimweg. Der dauert dann allerdings wesentlich länger als erwartet. Aufgrund eines Unfalls auf der Autobahn A7 hat sich ein LKW-Stau bis hinein ins Terminal aufgebaut, so dass nicht einmal der Shuttle-Bus zum Gate kommt.
Resümee
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Insgesamt 8 Tage und 1.402 Seemeilen auf einem Schiff, das kaum Wünsche offen lässt. Sowohl Zustand wie auch Ausstattung waren Spitze. Überall merkt man, dass Reeder und Crew harmonieren. Das kommt u. a. auch zum Ausdruck, wenn man hört, wie lange einzelne Crewmitglieder schon für die Reederei J. Ohle fahren. Dazu eine Köchin, der man immer wieder anmerkt, dass ihr das Kochen Spaß macht. Schnell hat sich zur kompletten Besatzung ein ausgesprochen nettes Verhältnis aufgebaut. Auch auf der DORNBUSCH ist die Back nicht überdacht, dadurch bleibt das Gefühl der „großen Freiheit“ erhalten. So wurde dieser Platz bei schönem Wetter schnell zu meinem Lieblingsplatz.
Alles in allem: Jederzeit gerne wieder!
Hauptdaten des Schiffes
BearbeitenBezeichnung | allgemeine Daten | Bezeichnung | technische Daten |
---|---|---|---|
Name | DORNBUSCH | Länge | 101,10 m |
Flagge | Deutschland | Breite | 18,45 m |
Heimathafen | Hamburg | Max. Tiefgang | 6,56 m |
IMO-Nr. | 9126211 | Max. Geschwindigkeit | 15,5 kn |
Rufzeichen | DIOD | Tragfähigkeit (DWT) | 5.220 tdw |
Reederei | Jürgen Ohle KG, Drochtersen | Max. Kapazität | 508 TEU |
Indienststellung | 1996 | – davon Kühlcontainer | 52 TEU |
Bauwerft | J. J. Sietas KG, Hamburg | Hauptmaschine | MWM TBD 645 L 9 (4-Takt) |
– Bautyp / -Nr. | 151 / 1094 | – Maschinenleistung | 3.175 kW (4.318 PS) bei 600 U/min |
Eisklasse | E3 = 1 A | Hilfsdiesel | 2, je 320 kVA |
Aktueller Standort | Marinetraffic | Wellengenerator | 850 kVA |