Benutzer:Eduard47/Reisebericht Im Zickzack durch's Kattegat

Eduard47 > Meine Reiseberichte > Reisebericht Im Zickzack durch's Kattegat
Dieses ist ein persönlicher Reisebericht, er ist daher subjektiv und wird nicht aktualisiert
Bitte keine Änderungen vornehmen glass 


Im Zickzack durch's Kattegat
Reisebericht über eine Frachtschiffreise an Bord der MS ALEXANDER B
Reisebeginn: 27.06.2015 in Hamburg – Waltershof


ALEXANDER B
ALEXANDER B

Einleitung


 
Reiseroute

Eigentlich wollte ich ja schon im März 2015 mit einem Containerfrachter eine Eisfahrt in den Bottnischen Meerbusen unternehmen. Da dieses sich zerschlagen hatte, entschloss ich mich im Frühsommer, eine Kurzreise in die Ostsee zu unternehmen. Dabei kam mir zugute, dass die Fa. Zylmann eine Reise mit der ALEXANDER B neu ins Programm aufgenommen hat. Die 4 bis 5 vorgesehenen Häfen in Dänemark bzw. an der schwedischen Kattegatküste versprachen relativ kurze Seereisen mit häufigen Anläufen in unterschiedlichen Häfen. Auch lagen diese Häfen überwiegend in unmittelbarer Nähe der jeweiligen Städte, was Landgänge ermöglichen würde. Ich verfolgte bei Marinetraffic die ersten beiden Reisen und buchte am 17.06.2015.

Tag 1 (Sonnabend, d. 27.06.2015) Heute geht's an Bord


Tag 1 der Reise
 
Tag 1 der Reise: MS ALEXANDER B am Liegeplatz Buchardkai im Waltershofer Hafen

Am 27.06.2015 kann ich ab 15:00 an Bord gehen, geplante Abfahrt dann am frühen Sonntagmorgen. Da ich selber in Hamburg wohne, ist die Anreise für mich ein Heimspiel. Bei Sonnenschein und ca. 20°C treffe ich pünktlich am Burchardkai ein. Der leuchtend rote Rumpf der „Alexander B“ ist schon von weitem im Waltershofer Hafen zu sehen. Der Shuttle der HHLA bringt mich zur Gangway, der zweite Offizier mein Gepäck über die Außentreppen hinauf bis in meine Steuerbord-Passagierkabine. Die Treppen flößen einem anfangs aufgrund der zu erklimmenden Höhe und des freien Blicks schnell Respekt ein. Die beiden Passagierkabinen liegen auf der ALEXANDER B im 5. Deck, direkt unter der Brücke und sogar noch ein Deck über dem Kapitänsdeck. Es gibt zwar auch im Inneren der Aufbauten ein Treppenhaus, die Anzahl Stufen aber bleibt gleich. Nur wer nicht schwindelfrei ist, wird lieber dieses nutzen.

In meiner Kammer erwartet mich eine Überraschung. Ein Stereo-Radio mit MP3-fähigem CD- und MC-Player steht ebenso zur Verfügung wie ein Fernseher mit separatem SAT-Receiver und DVD-Player. Der Wohnraum mit Ecksitzbank, recht großem Tisch und 3 Sesseln sowie extrem viel Schrankraum sowie der Schlafraum mit dem 1,3 m breitem Doppelbett (Luxus für mich als Alleinreisender!) und weiterem Kleiderschrank wirken geräumig. Auch das Duschbad erscheint mir größer als ich es von anderen Schiffen kenne. Am Kleiderhaken direkt neben der Eingangstür hängt ein gelber Schutzhelm. Was es damit auf sich hat, erfahre ich später.

Nach dem Ausräumen meiner Reisetasche bleibt viel ungenutzter Platz in den Schränken. Hoffentlich finde ich alles beim Ende der Reise in einer Woche wieder. Jetzt breche ich erst einmal auf zu einem Rundgang durch die Aufbauten und das Deck. Da im Augenblick noch kräftig geladen wird, verkneife ich mir die Erkundung des Arbeitsdeckes und des Vorschiffs. Bereits im Treppenhaus begegnet mir ein netter älterer Herr, der sich als Kapitän Kokkelink vorstellt. Der Kapitän ist übrigens einziger Deutscher auf dem Schiff.

Ich gehe über für das innen liegende Treppenhaus hinauf auf die Brücke und sehe mich dort etwas um und schaue von dort bei den Ladearbeiten zu. Im Waltershofer Hafen fahren einige Hafenrundfahrt-Barkassen an uns vorbei. Ein Partyschiff verbreitet viel Lärm und Rauch.

Ricardino, der kapverdische Koch, serviert in der Offiziersmesse Spaghetti Bolognese.
Beim Essen erfahre ich vom Kapitän Details zur geplanten Route: Abfahrt ist geplant für Sonntagmorgen um ca. 03:00, Anlaufhäfen werden sein: Fredericia, Kopenhagen, Aarhus, Helsingborg, Halmstad und Göteborg. Entgegen der ursprünglichen Aussage, nicht 4 bis 5 sondern jetzt sogar 6 Häfen, und das in nur 7 Tagen. Das kann knapp werden, zumal mich auch die Streckenführung im Zickzack durchs Kattegat etwas irritiert.

Tag 2 (Sonntag, d. 28.06.2015) Heute fahr'n wir fort


Tag 2 der Reise
 
Start und Ziel ist der Hafen Hamburg

Um 02:30 am Sonntagmorgen geht es dann bei noch finsterer Nacht los. Das Auslaufen aus dem Hamburger Hafen lasse ich mir trotzdem nicht nehmen. Schon bald passieren wir das Kernkraftwerk Brokdorf und wenig später das KKW Brunsbüttel. Gleich darauf erfolgt der Lotsenwechsel mit dem SWASH-Schiff (Small Waterplane Area Single Hull) EXPLORER. Das ist im Prinzip ein Trimaran, bei dem der dieselelektrische Hybridantrieb im mittleren Rumpf untergebracht ist. Die beiden Ausleger dienen lediglich der Stabilisierung und dem Auftrieb.

Nach 3 Stunden Fahrt über die Elbe können wir ohne jegliche Wartezeit in die Schleuse in Brunsbüttel einlaufen. Wir sind das einzige Schiff in der Schleuse und kommen daher schnell weiter. Aufgrund Größe und Tiefgang der ALEXANDER B ist das Schiff im Nord-Ostsee-Kanal in die Verkehrsgruppe 5 eingeordnet, kenntlich am schwarzen Zylinder und darunter einem Ball im Signalmast. Das bedingt u. U. Wartezeiten an Ausweichstellen wegen Gegenverkehr. Unmittelbar nach der Schleuse überholen wir die ICE STAR. Der Container-Feeder HOOGE kommt entgegen und fährt mit einem Schlepper als "Notbremse" in die geöffnete Schleusenkammer. Nachdem wir die Eisenbahn-Hochbrücke Hochdonn und die Grünentaler Hochbrücke passiert haben, müssen wir in der Weiche Fischerhütte die EMOTION an uns vorbei lassen.

Kurz vor 10:00 begegnet uns der historische Dampfschlepper WOLTMAN (Baujahr 1904!) aus dem Museumshafen in Hamburg-Övelgönne auf der Rückfahrt von der Kieler Woche. Auf dem WOLTMAN hatte ich vor ein paar Jahren eine herrliche Hafenrundfahrt gemacht, so richtig mit Kohle schaufeln! Das war ein Erlebnis der besonderen Art. Die AKERDIJK lassen wir in der Weiche Breiholz vorbeiziehen, bevor knapp eine halbe Stunde später in Rüsterbergen der obligatorische Lotsenwechsel stattfindet. Hier geht der Lotse, der in Brunsbüttel eingestiegen war, von Bord und ein Kollege übernimmt für den zweiten Teil der Strecke bis Kiel-Holtenau. Bei herrlichsten Wetter findet in Rendsburg unter der Hochbrücke ein Flohmarkt statt. Die Schwebefähre schwebt kurz hinter unserem Heck über den Kanal. Wie immer im Sommer haben sich am Ufer des Kanals auf seiner ganzen Länge viele Camper mit ihren Wohnmobilen eingefunden, so auch in Sehestedt. Um 14:00 treffen wir dann in der Schleuse in Kiel-Holtenau ein. Die Kieler Förde empfängt uns mit einer großen Anzahl von Segelschiffen, die noch den letzten Tag der Kieler Woche bei schönstem Sonnenschein genießen. Vor Laboe überholen wir den kleinen Küstenfrachter PERNILLE, der bereits im Kiel-Canal vor uns her gefahren war und lassen Laboe mit dem Marineehrenmal an Steuerbord zurück. Nach etwa einer Stunde verlässt uns der Lotse und wir steuern Richtung Fredericia. In der Dämmerung passieren wir die Brücke über den Großen Belt.

Tag 3 (Montag, 29.06.2015) Zwei Häfen an einem Tag


Tag 3 der Reise
 
Reiseroute Fredericia-Kopenhagen-Aarhus-Helsingborg

Das Einlaufen in Fredericia um 01:00 habe ich glatt verschlafen. Schließlich war die letzte Nacht ja schon um 2 Uhr zu Ende. Hinter uns hat am frühen Morgen die PERNILLE festgemacht, die wir gestern Abend vor Laboe überholt haben. Wegen der geringen Ladungsmenge für Fredericia (nur 30 Container!) ist der Löschvorgang schon um 10:00 beendet, obwohl der Umschlag mit nur einem Kran abgewickelt wird. Containerbrücken wie in Hamburg stehen in Fredericia nicht zur Verfügung. Trotz der Nähe zur Stadt und wegen der kurzen Liegezeit verzichte ich auf einen Landgang. Stattdessen mache ich mich im Hafen auf, um einige Fotos von Schiff und Besatzung zu schießen. Jetzt erfahre ich, wozu der Schutzhelm vorgesehen ist. Also nochmals hinauf aufs 5. Deck in die Kammer und den Helm geholt. Zusätzlich soll ich aber noch eine orange Warnweste tragen, aus Besatzungsbeständen erhalte ich diese. Hätte ich das gewusst, hätte ich eine von zu Hause mitgebracht. Platz in meinem Gepäck wäre ausreichend gewesen.

Gegen Mittag überholen wir auf dem Weg nach Kopenhagen den Containerfrachter MSC SANTHYA.

Am Nachmittag kann ich dann mit dem Chef-Ingenieur einen ausgiebigen Rundgang durch die topp gepflegte Maschinenanlage machen. Die Sauberkeit beeindruckt mich. Da während der Überfahrt nach Kopenhagen die Motoren voll laufen, ist eine normale Verständigung nur im Kontrollraum möglich. Die ALEXANDER B wird angetrieben durch einen 2-Takt-Diesel von MAN-B&W, Typ 7 S 50 MC-C. Diese Maschine schöpft ihre Leistung von 11.060 kW (= 15.015 PS) aus 7 Zylindern mit einem Kolbendurchmesser von 500 mm und einem Kolbenhub von 2.000 mm bei 127 U/min und ist dabei eigentlich relativ leise. Der Lärm im Maschinenraum wird überwiegend von den 4 Hilfsdieseln erzeugt, die der Stromversorgung sowohl des normalen Schiffsbetriebes wie auch der Kühlcontainer dienen. Zusätzlich zu den Hilfsdieseln versorgt auch noch ein Wellengenerator das Schiff mit Strom. Da die Hauptmaschine -wegen des Verstellpropellers ist das möglich- immer mit gleichbleibender Drehzahl läuft, ist ein solcher Generator eine ideale Stromquelle. Obwohl wir schon um 19:00 Uhr in Kopenhagen festmachen, kann die Entladung erst um 23:00 Uhr beginnen, da die BERNHARD SCHEPERS die Containerbrücken für die Beladung beansprucht. Einen nächtlichen Landgang in Kopenhagen halte ich für wenig sinnvoll, stattdessen mache ich noch ein paar Nachtaufnahmen von der ALEXANDER B.

Tag 4 (Dienstag, d. 30.06.2015) Aarhus, und zurück im Eiltempo


Tag 4 der Reise
 
Kreuzfahrer MS AZURA kommt am 4. Tag entgegen

Am Morgen werde ich um 05:15 durch das Vibrieren der Hauptmaschine wach, wir laufen kurz darauf aus nach Aarhus. Schon früh kommt uns der Kreuzfahrer MS AZURA entgegen. Damit kann man natürlich auch reisen, wenn man denn will. Es geht vorbei am schwedischen Helsingborg und dem gegenüberliegenden dänischen Helsingör. Vor der Hafeneinfahrt von Aarhus rauscht die Katamaran-Fähre KATEXPRESS 2 der Mols-Linien an uns vorbei. Schon vor uns hat die BERNHARD SCHEPERS festgemacht und wird beladen. Wir gehen vor ihr an die Kaimauer, und ich mache mich startklar für den Landgang, da wir erst um ca. 17:00 auslaufen wollen. Weil das Schiff erst seine 3. Reise in dieses Fahrtgebiet macht, kann keiner der Besatzung mit Tipps für einen Landgang helfen. Eines ist jedoch klar: Vom Schiff zum Gate des Hafenbereichs sind es zwar nur einige hundert Meter, die man problemlos laufen könnte, man darf es jedoch nicht. Hier in Aarhus habe ich das Glück, dass der Agent der Reederei mich mit seinem PKW bis in die Innenstadt mit nimmt. Diesen muss er allerdings zuerst noch vom Gate holen. Er war von dort zum Schiff mit dem Fahrrad gefahren. Ein Bummel durch die recht hübsche Innenstadt folgt. Ich lasse mir ein dänisches Eis schmecken und schlendere durch die Fußgängerzone. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen beschließe ich schon um 15:00 zu Fuß die ungefähr 4,5 km bis zum Schiff zurück zu legen. Nach etwa 1,5 km erwischt mich ein Anruf des 3. Offiziers. Da die Lösch- und Ladearbeiten sehr zügig abgewickelt werden konnten, will man etwa 1,5 Stunden früher auslaufen! Das Stadtgebiet und der letzte Taxistand liegen weit hinter mir, das Schiff fast 3 km vor mir. Hier ein Taxi zu bekommen, ist fast aussichtslos. Strammen Schrittes marschiere ich weiter, versuche mehrfach erfolglos einen Container-LKW auf dem Weg zum Hafen zu stoppen. Erst etwa 500 m vor dem Gate hält unvermittelt einer an und bietet mir die Mitfahrt an. Da der LKW einen anderen Eingang zum Terminal nutzt, steige ich an geeigneter Stelle aus und gehe mit meinem Reisepass und einer Passagierliste bewaffnet zum Gate. Vergeblich suche ich dort jemanden, der bereit ist meine Unterlagen zu prüfen. Ungeachtet eines Verbotsschildes marschiere ich an der Kaikante entlang und erreiche ungehindert das Schiff. Das war knapp! Trotzdem dauert es noch fast 2 Stunden, bis wir dann wirklich auslaufen.

Tag 5 (Mittwoch, d. 01.07.2015) Zwei Städte an einem Tag


Tag 5 der Reise
 
Helsingborg - Halmstad

Kurz nach Mitternacht erreichen wir Helsingborg. Die Einfahrt in den recht engen Hafen meistert der Kapitän souverän ohne Lotsenunterstützung. Um 06:30 läuft die MORSUM ebenfalls in Helsingborg ein. Eigentlich wollte ich mich in Helsingborg mit meinem ehemaligen Kollegen Bengt H. treffen. Da aber die Abfahrt schon für 08:00 geplant ist, muss das ausfallen. Aber nichts passiert an Bord, keine der Ladebrücken bewegt sich. Ich beschließe nach Rücksprache mit dem 3. Offizier zum Fotografieren das Schiff zu verlassen, soll aber um 09:00 zurück sein. Ich habe natürlich immer das Schiff im Blick, möchte ungern in Helsingborg zurückbleiben, obwohl es mir hier bei meinen früheren Besuchen immer gut gefallen hat. Aber auch dann passiert immer noch nichts, es wird aber immerhin geladen. Der bestellte Lotse kommt schließlich um 11:30 an Bord, auch ein Schlepper wartet schon. Um 13:00 laufen wir dann endlich aus. Es geht rückwärts aus dem Hafen hinaus. Der Schlepper zieht nicht wirklich, er assistiert lediglich. Die Zeit wäre ausreichend gewesen, sich mit dem ehemaligen Kollegen zu treffen. Schade!

Stadtbummel durch Halmstad
 
Tag 5: Boote am Nissan in Halmstad

Schon um 15:30 sind wir in Halmstad. Es bleibt genügend Zeit für einen Stadtbummel. Doch auch hier wieder die Frage: Wie kommt man dorthin? Auf der Kaimauer steht ein PKW der Port-Security. Der Fahrer zögert nicht lange, bittet mich einzusteigen und bringt mich bis in die Innenstadt. Mit hochsommerlichen Temperaturen empfängt mich die hübsche Stadt. Aber auch hier gibt es leckeres Eis. Am Fuß der Europa mit dem Stier genieße ich das Eis und die Sonne. Um 19:00 Uhr holt mich der Herr der Port-Security am gleichen Ort wieder ab: das nenne ich Service! Der Hafen von Halmstadt ist recht beschaulich, nur 1 Containerfrachter hat hier Platz, 2 Kräne stehen zur Verfügung. Direkt in den Hafen mündet der Fluss "Nissan". Nicht nur Sportboote, auch Jetski nutzen den Hafen.
Uns ist wieder ein herrlicher Sonnenuntergang beschert. Kurz vor Mitternacht laufen wir aus.

Tag 6 (Donnerstag, d. 02.07.2015) Göteborg


Tag 6 der Reise
 
letztes Ziel: Göteborg

Um 06:00 sind wir schon in den Schären vor Göteborg. Zwischen den kleinen Felseninseln hindurch kämpfen wir uns Richtung Göteborg. Dicht vorbei an der Festung „Nya Älvsborg“ drehen wir und machen fest an der langen Containerpier. Noch während des Festmachermanövers läuft neben uns die MAERSK EMDEN aus. Direkt vor uns macht die MORSUM fest, die schon in Helsingborg nach uns eingelaufen war. Hinter uns liegt die „ANNA SIRKKA“. Da ich Göteborg kenne und der Weg in die Stadt umständlich oder teuer ist, beschließe ich an Bord zu bleiben. Ich streife –mit Helm und Warnweste bekleidet- über das Schiff und beobachte die Besatzung bei ihrer Arbeit. Es ergeben sich zwangsläufig interessante Gespräche. Die 17 köpfige Besatzung der „Alexander B“ (alles Männer) setzt sich wie folgt zusammen: 8 Mann von den Kapverden, 4 aus Russland, 2 aus der Ukraine (Chief und 2. Offizier), 2 von den Philippinen und schließlich dem deutschen Kapitän.

An Deck trifft man daher überwiegend auf die immer freundlichen Kapverden. Die 2 Elektriker wechseln im Mast Kabel und Glühlampen aus. Aufgrund der Rußschwärzung ist das kein sonderlich angenehmer Job.
Der 2. Offizier öffnet mir das Freifall-Rettungsboot und ich nehme auf dem mir als Passagier zugewiesenen Sitz-Nr. 11A Platz. Ich kann nur hoffen, dass ich das Rettungsboot NIE benutzen muss! Entgegen der ursprünglichen Planung kommt der Lotse bereits um 16:00, kurz darauf laufen wir mit geringer Geschwindigkeit bei einem traumhaften Licht wieder durch die Schären Richtung Hamburg aus. Kurz nach dem Ablegen begegnet uns die KATHARINA B, ein weiteres, etwas älteres Schiff „unserer“ Reederei TS-Shipping.
Schon bald gibt es keinen Handyempfang mehr, das erste Mal auf dieser Reise, die uns bisher fast immer in Küstennähe geführt hat.

Tag 7 (Freitag, d. 03.07.2015) Seetag


Tag 7 der Reise
 
Tag 7: Schleppverband (Marineschiffe) im Großen Belt

Als ich am Morgen erwache, wundere ich mich über die Ruhe an Bord. Ein Blick aus dem Steuerbordfenster meiner Kammer bestätigt meine Vermutung: wir machen kaum Fahrt, das Log auf der Brücke bestätigt dieses. Wir laufen nur mit 2,5 Knoten durchs Kattegat, weil wir in Göteborg ca. 3 Stunden früher als geplant ausgelaufen sind. Im Großen Belt zwischen den dänischen Inseln Fünen und Seeland begegnet uns ein Schleppverband mit zwei vermutlich ausgemusterten Marineschiffen. Auf der Brücke über den Großen Belt ist nicht nur auf der Fahrbahnebene einiges los, auch auf den Tragseilen sind Personen unterwegs. Nach dem Passieren der Brücke fahren wir südlich Langeland eine längere Warteschleife. Kurz darauf überholen wir den Schwergutfrachter TRINA der Reederei SAL aus dem Alten Land bei Hamburg. Entgegen kommt uns dann die FREDERIK (ein Schwesterschiff der „ALEXANDER B“) der Reederei Rudolf Schepers aus Haren/Ems. Um 18:00 Uhr geht es in die große Nordschleuse in Kiel-Holtenau. Bei schönstem Sommerwetter folgt eine traumhafte Kanalfahrt. In Schacht-Audorf glänzt in der Abendsonne an der Pier der Lürssen-Werft eine Luxusyacht. Um 22:00 Uhr begegnen wir der „LANTAU ARROW“.
Auch heute endet der Tag mit einem wunderschönen Sonnenuntergang.

Tag 8 (Sonnabend, d. 04.07.2015) Die "Kreuzfahrt" geht zu Ende


Tag 8 der Reise
 
Tag 8 beginnt mit Sonnenaufgang über Rissen, im Vordergrund das Unterfeuer Wittenbergen

Vor der Schleuse Brunsbüttel müssen wir wieder warten, da nur eine Schleusenkammer betriebsbereit ist. Um 03:15 geht es dann auf der Elbe Richtung Hamburg. Bei Sonnenaufgang erreichen wir Hamburg-Blankenese. Kurz vor Erreichen des Hafens liegt an dem Notliegeplatz in Höhe des Airbuswerkes der 336 m lange Containerfrachter NYK OLYMPUS. Er war am Freitag nach einem Maschinenausfall aus dem Ruder gelaufen und hatte sich in der Elbe quer gelegt. Derartiges ist uns auf einer insgesamt tollen Reise auf einem gepflegten Schiffe mit immer freundlicher Besatzung bei phantastischen Wetter erspart geblieben. Zum Abschluss begegnet uns nun zum zweiten Mal die ANNA SIRKKA, die wir ja schon in Göteborg getroffen haben. Irgendwo und irgendwann muss die uns unbemerkt überholt haben! Wir wenden vor dem Parkhafen und machen rückwärts am Athabaskakai, der Stromkaje der HHLA, fest. Unmittelbar vor uns verlässt die 365 m lange CMA CGM CHRISTOPHE COLOMB den Waltershofer Hafen. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich und trete etwas müde –ich wollte doch nichts verpassen (!)- den Heimweg an.

Resümee


Ich hatte 7 herrliche Tage bei schönstem Reisewetter. Die Buchung über die Reiseagentur verlief unproblematisch und professionell. Das Schiff war in einem hervorragendem Zustand. Die Besatzung, allen voran Kapitän J. Kokkelink, war Spitze. Obwohl ich bestimmt mehrfach mit meiner Kamera im Wege gestanden habe, hatten alle viel Geduld mit mir. Die Verpflegung war in Ordnung (Hausmannskost), die Sauberkeit in allen Bereichen glich der einer Klinik. Meine Steuerbordkammer war geräumig, gut ausgestattet und hell. Allerdings fehlte mir im Schlafraum ein Fenster, die Backbordkammer hätte sogar noch Sicht nach achtern gehabt, na ja: beim nächsten Mal…

Hauptdaten des Schiffes


Rundgang durch den Maschinenraum
 
Bauschild mit Baunummer
Bezeichnung allgemeine Daten Bezeichnung technische Daten
Name ALEXANDER B
(Fotosammlung)
Länge 154,51 m
Flagge   Antigua & Barbuda Breite 24,50 m
Heimathafen St. John's Max. Tiefgang 9,50 m
IMO-Nr. 9328649 Max. Geschwindigkeit 19,3 kn
Rufzeichen V2FE7 Tragfähigkeit (DWT) 18.530 t
Reederei TS-Shipping, Haren (Ems) Max. Kapazität 1.221 TEU
Indienststellung 16.02.2006   - davon Kühlcontainer 256 TEU
Bauwerft Detlef Hegemann Rolandwerft, Berne Hauptmaschine MAN - B&W Typ: 7S50 MC-C
  - Bau-Nr. 226   - Leistung 11.060 kW ≜ 15.037 PS bei 127 Upm
Eisklasse E3 = 1 A Hilfsdiesel 4x MAN - B&W Typ: 6L23/30H
Aktueller Standort Marinetraffic   - elektr. Leistung je 740 kW ≜ 925 kVA