Benutzer:RolandUnger/Von den untoten Reiseführern

Von den untoten Reiseführern Bearbeiten

Vor mir liegt eine Pressemitteilung aus der Berliner Morgenpost vom 7. März 2012, die die Verleihung des ITB BuchAwards 2012 ankündigt. Natürlich werden passend zum diesjährigen Partnerland Publikationen zum Reiseland Ägypten prämiert. Gut, das Nonplusultra sind sie nicht, aber wohl das Beste, was gegenwärtig der deutsche Buchmarkt hergibt. Und die Seitenbeschränkung.

Mein Langzeitgedächtnis ruft in mir wach, dass diese Dinger aber schon hätten längst tot sein müssen – seit 2007 wird der Tod dieser Literaturgattung, oder besser Erscheinungsform, vorausgesagt. Aber viel hat sich zwischenzeitlich nicht getan: Wenn man den überzeugten oder jungen Reisebuchhändlern glauben darf, bietet der Buchhandel alles, was gebraucht wird. Die ehrlichen Händler warten wenigstens auf etwas anderes, was nicht unbedingt aus dem Hause MairDumont stammen sollte, in dem offensichtlich auf Einheitlichkeit gesetzt wird. Irgendetwas anderes, Neues.

Nun gibt es doch aber E-Book-Reiseführer, aber es ist der alte Content in einer neuen Hülle – man könnte ja auch von Wein und Schläuchen sprechen. Man kann jetzt in den altbekannten Reiseführern auf dem Apple oder Handy blättern.

Nun fragt man sich, wo das Internet geblieben ist? Deren Angebote wären doch kostenlos und aktuell.

Vielleicht ist es die fehlende Geschlossenheit. Oder die Unkenntnis bereits vorhandener Angebote.

Wenn man einen Reiseführer in den Händen hält, hat man wenigstens den Glauben, etwas Abgeschlossenes, Ganzes in den Händen zu halten. Die Aktualität lässt sich leider nicht bestimmen.

Das Internet macht es nicht unbedingt einfacher: natürlich gibt es Buchungsportale, Reiseforen oder vergleichbares. Die Recherche kostet Zeit, soweit man überhaupt einen Internetzugang besitzt. Also doch …

Es gibt aber auch schon Erfolg versprechende Ansätze im Internet, ein echtes elektronisches Pendant zu schaffen. Nur muss es wieder von Null losgehen. Freie Informationen müssen erst wieder geschaffen werden, ohne mit dem Urheberrecht in Konflikt zu kommen. Abschreiben, wie so manch einem Reiseführer nachgesagt wird, geht auf keinem Fall. Es wird Zeit kosten.

Aber es gibt Lichtblicke: Einer der am Freitag ausgezeichneten Autoren hat doch schon für einen Internet-Reiseführer geworben: „Vier Tage sind ein bisschen kurz, acht Tage scheinen mir eher angemessen [für einen Besuch der Westlichen Wüste in Ägypten]. Und zur Vorbereitung mach ich mal Werbung für *****. Die Qualität der Seiten ist ja sehr unterschiedlich, aber was der federführende ***** für Dachla und Charga präsentiert, ist aktuelle und sorgfältige Fleissarbeit.“

Das Warten auf den Tod der guten alten Reiseführer ist vielleicht doch nicht ganz aussichtslos.

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