Wandern in Japan

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Wandern in Japan: Fernwandern (ハイキング, hiking) ist eine in Japan eher ungewöhnliche Aktivität, die meist die Form vom „Abarbeiten“ von Pilgerrouten einer Reihe von Tempel annimmt. Es wird selten eine ganze Langstrecke in einem Rutsch gegangen, sondern nur einzelne Etappen, was angesichts des vernünftig ausgebauten Nahverkehrs im Lande kein Problem darstellt.

Hintergrund

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Wer sich als ausländischer Besucher auf eine mehrtägige Wanderung begibt wird ein deutlich tiefers Bild des Landes bekommen, als wenn man die Highlights der Groß- und alten Hauptstädte besucht. Es gibt keine international vernetzten Alpen- oder Wandervereine. Um mit lokalen Gruppen in Kontakt zu treten, braucht man Sprachkenntnisse.

Pilgerfahrten
Auswahl der im September 2022 im Kokubun-Hachimangu erhältlichen Stempel (goshuin) für Besucher.

Pilgerfahrten waren im Japan alter Zeit, als die Personenfreizügigkeit stark eingeschränkt war, so ziemlich der einzige legitime Grund, für den das gemeine Volk seinen Wohnort verlassen durfte. Zwar gingen Händler an den alten Landstraßen zu Fuß, denn das Reiten zu Pferde war dem Schwertadel vorbehalten, sie taten dies aber nicht zum Vergnügen.

Dabei handelte es sich nicht um gemeinschaftliche Wanderungen wie die Wallfahrten des katholischen süddeutschen Raumes, sondern individuelle Reisen, ggf. in Kleingruppen mit Bekannten. Heutzutage werden sie in den wenigsten Fällen zu Fuß erledigt, vielmehr nutzen die Pilger öffentlichen Nahverkehr oder fahren mit (organisierten) Bussen bzw. dem eigenen Fahrzeug zu einem Tempel und holen sich, ganz wichtig, den dortigen Stempel. Eventuell macht man daraus einen Tages- oder Wochenendaufenthalt in einer reizvollen Gegend. Das hat mit der Kürze des Jahresurlaubs zu tun, der 6–20 Tage beträgt, aber selten komplett genommen wird. Allenfalls Rentner haben die Muße wochenlang herumzuziehen. Viel Betrieb ist vor allem zu den Ferienzeiten um Neujahr, bei der “Golden Week” im Mai, O-Bon um Mitte August und im Herbst wenn sich die Blätter färben, was Japanern als ureigenstes Naturerlebnis gilt.

Die meisten alten Pilgerrouten sind im Kernland japanischer Kultur, dem Kansai („Westjapan“). Seit etwa 1990 gab es eine gewissse Wiederbelebung von Pilgerfahrten, was findige Tourismusmanager dazu angeregt hat einige neue Routen zu entwerfen. Für Tempel, die seit 1947 keine staatliche Unterstützung mehr erhalten dürfen, ist der Verkauf von Stempelabrucken (御朱印, goshuin), die fast jeder Besucher mitnimmt, eine wichtige Einnahmequelle.

Befreiungsanstalten
Öffentliche Toiletten (トイレ oder お手洗) auch im ländlichen Raum sind (außer an sehr touristischen Orten, wie dem Fuji) immer kostenlos und gepflegt, wenn auch nicht alle Papier haben (evtl. Automat im Vorraum). Wichtig ist die Beschriftung: 男 ist „Männlein,“ 女 „Weiblein;“ dabei ist (auch im Badehaus) für Männer immer blau, für Frauen rot. Nicht alle sind 24 Stunden offen.

Fast jede ländliche Gemeinde hat einige kurze Wanderwege in ihrem Gebiet. Hierzu informieren Infotafeln, die nie durch Schmierereien verunstaltet sind – eher kann es sein, daß Moos oder Flechten daran wachsen. Als Tagesetappe gilt 5–6 Stunden Gehzeit.

Die meisten Wege verlaufen auf Wald- oder Feldwegen bzw. Forststraßen. Auch wenn man auf Landstraßen gehen soll, sind dies meist solche mit wenig Verkehr, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Aufgrund des vulkanischen Ursprungs der Berge gibt es kaum scharfe Grate, so daß viele Bergpfade nicht allzu schwer gangbar sind. Japanischer Sicherheitswahn (Ansen dai-ichi!) sorgt dafür, daß jede nur geringfügig gefährliche Stelle markiert oder eingezäunt ist.

Manche der Wege auf bekanntere Berge, zuvorderst am Fuji, haben zehn Stationen. Dies rührt daher, daß diese zugleich als „Gottheiten“ (kami) des indigenen Shintōismus gelten. In Japan findet sich nahe fast aller Gipfel ein kleiner Schrein, der in der Funktion dem Gipfelkreuz in den Alpen entspricht. Im Altertum gab es zu wichtigen Heiligtümern immer eine „direkte“ Route, genannt Omotesandō, die über zehn Stationen führt(e).
Wo es auf Berge hinauf Stationen gibt, beginnt heute der Aufstieg zu Fuß normalerweise bei der 5. Station. Bis hierhin fahren Busse, es gibt Parkplätze und oft kleine Souvenirläden. Die 7. und/oder 8. Station ist dann eine (bewirtschaftete) Hütte oder ein Rastplatz. Wege, die ab der 2. oder 3. Station markiert sind findet man seltener.

Hinsichtlich Ausrüstung gilt das zu Camping in Japan gesagte.

Beschilderung

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Schilder
„Wat nu?“ Oberste Zeile „Kantō Fureai no Michi“ ist der Name des Wanderwegs. Nach links ist irgendwas in 5,7 km, nach rechts in 9km. (Auflösung: Bushaltestellen Kamigawa 上川苔 und Jimba Kogen)

Die Ausschilderung obliegt der jeweiligen Präfektur oder Gemeinde, so daß es keine einheitliche Beschilderung gibt. (Vorübergehende) Umleitungen wegen Schäden am Wege sind meist als 迂回路 oder まわり道 angeschrieben. „Zutritt verboten“ heißt 通行禁止 oder 立入禁止. „Vorsicht“ 注意, mit davor stehenden Hinweis was denn gefährlich sei, z.B. 落石, rakuseki für Steinschlag oder スズメバチ für die sehr aggressiven japanischen Hornissen. Die Schrift solcher Tafeln ist fast immer rot.

Vollkommen unüblich sind die aus Europa bekannten Markierungen mit farbigen Streifen o. ä. Nur an einigen, wenigen Orten werden Piktogramme verwendet, man sieht öfters den vollen Namen einer Route angeschrieben. Ein einheitliches Markierungssystem wie z.B. in Frankreich für die Grandes Randonnées fehlt.

Manche Regionen beschriften mehrsprachig oder zumindest auch in lateinischen Buchstaben, die Mehrheit nicht. Trotzdem kann man sich auch ohne Japanischkenntnisse leicht orientieren, sofern man mit wenigen Schriftzeichen vertraut ist, die man regelmäßig sieht („~“ ersetzt den Bindestrich oder „…“ auf Japanisch):

  • Richtungen: , hidari ist links, , migi „rechts“ (nicht verwechseĺn mit , ishi „Stein“). Auch angefügte Hiragana-Partikel , -ni oder , -e deuten eine Richtung an („nach …“). Dazu noch , shita/shimo „unten“ oder „runter, abwärts“ und , ue/kami das „oben“ oder „hinauf, aufwärts“.
  • Himmelsrichtungen (auch oft Teil von Ortsnamen): , /higashi „Osten,“ , kita „Norden“ (daraus folgt: 東北 „Nordost“), 西, sai/nishi „West,“ , mianmi „Süden.“ 入口, iriguchi ist jede Art von Eingang (auch „Beginn des Weges“), 出口, deguchi der „Ausgang;“ (, -guchi eigentlich „Mund,“ kann z.B. auch eine Flußmündung sein).
  • Nahverkehr: ~駅, -eki (immer am Ende) ist jede Art von Bahnhof oder -halt, バス停 oder 乗り場 / のりば, noriba eine Bushaltestelle. , michi/-dō ist jede Art von Straße, das kann ein Waldpfad oder eine Autobahn sein. Gerne angeschrieben werden auch Parkplätze 駐車場, chūshajō. コース, kōsu, vom Englischen “course” ist ein „Rund(weg).“
  • Orte: ~市, -shi ist eine Stadt, ~町, -machi/-chō am Ende eines Ortsnamen weist auf eine kleine Stadt, Dorf oder Stadtviertel, ~島, shima „Insel.“ 温泉, onsen ist eine heiße Quelle oder öffentliches Badehaus, auf Landkarten steht hierfür oft das Symbol. /, kawa ist jede Art von Fluß oder Bach, das zweite Zeichen seltener. ~橋, -hashi/-bashi heißt „Brücke.“
  • Punkte der Landschaft: buddhistische Tempel (~寺, -ji/-dera/-tera, ~院, -in Nebentempel), shintoistische Schreine (~神社, -jinsha) und die unter Japanern sehr beliebten Wasserfälle (~滝 nicht verwechseln mit , „Drachen“) sind häufige Wegmarker. , yama „Berg(zug),“ , tōge „Paß(höhe),“ , (= 峯) „Gipfel,“ seltener sieht man auch , dake (= 嶽, „hoher Berg“), 頂山 oder 頂上, chōjō „auf dem Gipfel.“ , en „Park“ oder „Garten,“ , dai „(Hoch)ebene“ oder Plattform/Aussichtspunkt, ~湖, -ko ist ein größerer See, , ike ein Teich oder Weiher (nicht verwechseln mit 地 „Erde, Boden, Land“ oder , nari/mata „sein“). , shiro/-jō ist eine Burg und eine Ruine/ehemaliges Gebäude, daraus folgt 城跡 = Burgruine oder 宮跡 „ehemaliger Palast.“
  • Entfernungen: statt Angaben in „km“ findet man gelegentlich die japanische Abkürzung キロ, kiro.
  • Gehzeit: , bun „Minuten“ und , ji „Stunden“ (nicht verwechseln mit „Tempel“).

Die Unterscheidung des kurzen und langen Vokals ist sehr wichtig, kommt aber nur bei o/ō und u/ū vor. Leider ignorieren viele, vor allem englischsprachige Führer (auch google maps) diese bedeutungsändernde Umschrift sehr häufig – oft sieht man auch „ou,“ seltener „oh“ für ō usw.

Strecken

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Die alte Fernstraße Nakasendō ist in der Region Kisoji (Kansai) als in 4–5 Tagen zu gehender Weg wieder hergestellt worden.

Atemberaubend, aber nur bei trockenem Wetter möglich ist die Besteigung des Bergs Mitoku (Tottori) und seinem in den Fels gebauten Tempel Nagereidō.

Pilgerrouten

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Viele Pilgerfahrten (巡礼, junrei) stehen im Zusammenhang mit dem Gründer der esoterischen Shingon-Sekte, Kukai (9. Jhdt.; posthum Kōbō Daishi).

  • „Pilgerfahrt zu den 88 Tempeln“ genannt Shikoku Henro (四国遍路). Dies ist die wohl bekannteste Strecke mit 1200-1400km rund um die kleinste der vier Hauptinseln Japans. Viele der Pilger legen hier weiße, Oizuru genannte Kleidung an.
  • Kumano Kodō (熊野古道), der „alte Weg nach Kumano,“ auf der Kii-Halbinsel im Zusammenhang mit dem zweitwichtigsten Shintō-Großschrein, der lange vom Kaiserhof gefördert wurde. UNESCO-Welterbe
  • Ōmine Okugakemichi (大峯奥駈道) ist eigentlich eine 4tägige anspruchsvolle „Trainingsstrecke“ für Shugendō-Mönche nicht weit von Yoshino, die ebenfalls am großen Kumano-Schrein endet.
  • Zur Besteigung „heiliger Berge“ z. B. des Kōya (高野山町石道, Kōyasan chōishi-michi). UNESCO-Welterbe ebenfalls auf der Kii-Halbinsel in der Präfektur Wakayama.
  • Tama jūsan butsu reijō (多摩十三仏霊場) besucht dreizehn Tempel im westlichen Großraum Tokyo, die jeweils einer anderen Manifestation des Buddha geweiht sind.

Die meisten anderen Pilgerfahrten folgen Routen der „barmherzigen“ Kannon, einer religions- und kunsthistorisch komplexen Figur, hergeleitet vom indischen Avalokiteshvara, in China zur weiblichen Manifestation Guanyin geworden.

  • Kombiniert man die folgenden drei Wege ist das die „100-Kannon-Pilgerfahrt“ (日本百観音, Nihon Hyaku Kannon).
    • Bandō Sanjūsankasho „33 Kannon von Bandō“ (坂東三十三箇所) durch die Präfekturen Kanagawa, Saitama, Tokyo, Gunma, Ibaraki, Tochigi und Chiba. Bandō ist ein alter Name für die Kantō-Region.
    • Chichibu Fudasho Sanjūyon Kannon Reijō „34 Kannon von Chichibu“ (秩父三十四箇所) in Saitama.
    • Saigoku Sanjūsansho „33 Kannon von Saigoku西国三十三所.
  • Chūgoku Sanjūsan Kannon Reijō, „33 Kannon von Chūgoku“ wurde erst 1981 zusammengestellt. Sie führt durch die Präfekturen Okayama, Hiroshima, Yamaguchi, Shimane und Tottori.
  • Musashino Sanjūsan Kannon Reijō, „33 Kannon von Musashino“ (武蔵野三十三観音霊場) wurde 1940 ausgewiesen. Alle Tempel sind leicht erreichbar entlang der Seibu-Eisenbahn im Grenzbereich der nördlichen Hauptstadtregion bzw. der Präfektur Saitama.

Nature Trails

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Ein Ministerialbeamter des Umweltministeriums, der von einer Reise in den Yosemite-Nationalpark zurückkehrte regte, vom dortigen Wegenetz beeindruckt, den Aufbau von „Wanderwegen durch die Natur“ an. Beginnend 1969 waren die bis 1974 markierten Tōkai Nature Trail und der Michinoku Trail die ersten Fernwanderwege. Sie sind so geplant, daß sie von normal fitten Wanderern begangen werden können, einzelne Etappen sind allenfalls mittelschwer.

Neuere, inzwischen das ganze Land umfassende Strecken – das Englische “Trail” ist als Bezeichnung üblich – werden, anders als die beiden ersten, nicht als lineare Strecke, sondern eher als regionale Netze angelegt. Es gibt von Nord nach Süd (in Klammern die durchwanderten Präfekturen):

  1. Hokkaidō Nature Trail: 4600 km, 2024 noch im Aufbau
  2. Tōhoku Nature Trail („Neuer Oku-no-Hosōmichi“): 4369km (Aomori, Iwate, Miyagi, Akita, Yamagata, Fukushima)
  3. Michinoku-Küstenwanderweg (= Tōhoku Pacific Coast Nature Trail) 1025km (Aomori, Iwate, Miyagi, Fukushima)
  4. Chubu Hokuriku Nature Trail: 4085km (Gunma, Niigata, Toyama, Ishikawa, Fukui, Nagano, Gifu, Shiga)
  5. Shutoken Nature Trail: 1794km (Ibaraki, Tochigi, Gunma, Saitama, Chiba, Tōkyō, Kanagawa)
  6. Tōkai Nature Trail: 1734km (Tōkyō, Kanagawa, Yamanashi, Shizuoka, Gifu, Aichi, Mie, Shiga, und die Städte Kyōto, Nara, Osaka)
  7. Kinki Nature Trail: 3296km (Fukui, Mie, Shiga, Kyōto, Osaka, Hyogo, Nara, Wakayama, Tottori)
  8. Chukoku Nature Trail: 2295km (Tottori, Shimane, Okayama, Hiroshima, Yamaguchi)
  9. Shikoku Nature Trail: 1647km (Tokushima, Kagawa, Aichi, Kochi)
  10. Kyūshū Nature Trail: 2932km (Fukuoka, Saga, Nagasaki, Kumamoto, Oita, Miyazaki, Kagoshima)
Regional
  • Kantō Fureai no Michi, ein Nature Trail um die Hauptstadtregion.
  • In allen 34 Nationalparks sind vor allem Ein-Tages-Routen ausgewiesen.

Praktische Hinweise

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In vielen ländlichen Orten haben Landflucht und Überalterung dafür gesorgt, daß es keine Läden mehr gibt. Auch Café, Restaurants und Unterkünfte sind in nicht-touristischen Gebieten oftmals rar. ~屋, ya kann sowohl einen Laden, Café oder einfaches Gästehaus bezeichnen.

Öffnungszeiten, speziell am Land, sind sehr kurz. Man gehe für Läden (sofern es überhaupt noch welche gibt) in kleinen Orten, aber auch Museen, Tempel usw. von einer Kernzeit von 10.00–16.00 oder 17.00 Uhr aus, das gilt auch für viele Restaurants. Geschlossen ist normalerweise ein Tag pro Woche, am häufigsten Mo., Di. oder Mi. Fällt dieser auf einen japanischen Feiertag, so wird normalerweise erst am folgenden Kalendertag geschlossen. Supermärkte öffnen deutlich länger, sind aber nicht so häufig. Die sogenannten Conveni-Ketten (7-11, Lawsons, Family Mart) bieten das Nötigste 24-Stunden.

Eines der größten Ärgernisse in Japan ist das vollständige Fehlen von Abfalleimern im öffentlichen Raum. Bei einem Conveni findet man fast immer einen. Ansonsten muß man im Gelände seinen gesamten Müll wieder mitnehmen.

Unterkunft und Verpflegung

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Getränkeautomaten für Softdrinks (landesweiter Einheitspreis) findet man auch in abgelegenen Bergtempeln. Praktisch für Wanderer sind die (oft nur dort) stehenden Abfalleimer.

Siehe auch: Allgemeines zu Übernachtungsmöglichkeiten und Camping in Japan

Man sollte immer für einen ganzen Tag Vorräte mitnehmen. Japaner sammeln im Wald normalerweise keine Pilze. Da man sich wie in Europa in einer gemäßigten Zone aufhält sind die eßbaren Arten, wenn man sich auskennt, doch sehr ähnlich. In Bambuswäldern können auch die gerade aus dem Boden kommenden Schößlinge frisch gegessen werden. (Sind sie schon etwas größer bildet sich durch Licht Blausäure, man muß sie deshalb kochen.)

~場, -ba / -jō bedeutet „Platz“ allgemein, somit ist dann キャンプ場, kyamping-ba ein Camping- oder Caravanplatz. 旅館, ryōkan ist ein Hotel im japanischen Stil, fast immer gehobener Preisklasse und mit Halbpension. 民宿, minshuku sind einfachere (Familien)pensionen (das hintere Zeichen im Namen), ~荘, -sō findet sich ebenfalls im Namen (einfacher) Pensionen oder Berghütten.

Lagerfeuer im Gelände geht gar nicht. Allenfalls gibt es ausgewiesene Grillplätze, für deren Nutzung man ggf. zur Kasse gebeten wird, oder die bei der Gemeinde reserviert werden müsssen.

Berghütten

Berghütten heißen 小屋, Goya oder 山荘, Sansō, wobei letztere meist besser ausgestattet bzw. bewirtschaftet sind. Da Fremdwörter in Japan beliebt sind, spricht man manchmal von ヒュッテ, hyutte, was lautmalerisch „Hütte“ sein soll. Beachte: auch hier wie im Hotel gilt immer Schuhe aus!

Bewirtschaftete Berghütten verlangen eine Reservierung (seit 2025 darf man den Fuji nicht mehr ohne Reservierungsnachweis besteigen). Ihre Saison, eine solche gibt es in Japan für Alles, ist normalerweise Juli bis Oktober. Die Sitten für den Aufenthalt sind streng. Fast immer wird erwartet, daß man spätestens um 16 Uhr ankommt. In jedem Fall ist eine verspätete Ankunft zu avisieren, weil ein Wanderer sonst schnell als vermißt gemeldet wird. Oft gibt es nur ein enges Zeitfenster (30-60 Minuten), um die Abendmahlzeit einzunehmen. Wer zu spät kommt, bekommt nichts mehr. Meist gibt es feste Zeiten für „Licht aus,“ 20 oder 21 Uhr. Aufgestanden wird immer zeitig, oft vor Sonnenaufgang. Sie sind nicht unbedingt billig .

Es gibt aber auch (wenige) kostenlose Schutzhütten (避難小屋, hinan-goya) irgendwo im Nirgendwo. Es wird erwartet, daß man nur eine Nacht bleibt. (Trocken)toiletten sind normalerweise außen vorhanden, fließend Wasser gibt es nicht immer.

Nationalparksgebühren o. ä. gibt es nicht. Tempel müssen sich seit 1947 vollkommen selbst finanzieren. ¥ 100–200 in die große Kiste an der Haupthalle bei einer Besichtigung sind üblich und angemesen.

Wer im Gelände zeltet braucht pro Tag etwa ¥ 2500 für eine warme Mahlzeit im einfachen Restaurant, etwas Essen aus dem Conveni und jeden zweiten Tag ein heißes Bad im Onsen (¥ 500–1200). Das entspricht, solange der Wechselkurs des Yen um 150 pro Euro bleibt, weniger als 20 €/Tag.(Stand: Jan 2025)

Teurer geworden sind in den frühen 2020ern die privaten Campingplätze. Mit allem sind ¥ 4–5000 für eine Person mit einem Zelt realistisch. Für nur etwa ¥ 1000 mehr bekommt man am Land problemlos ein richtiges Zimmer in einer Pension (Minshuku), oft ist dort eine warme Mahlzeit mit dabei. (In Japan wird immer pro Person, nicht pro Zimmer abgerechnet.) Ärgerlich ist die Unsitte, die Mehrwertsteuer von 10% nicht im Preis auszuweisen. Übernachtungssteuern („Kurtaxe“) haben nur wenige der großen Städte eingeführt. Für weitere Einzelheiten Siehe auch: Unterkünfte in Japan.

Sicherheit und Gesundheit

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Getier
Japaner haben zum Wald in freier Natur ein anders Verhältnis als Mitteleuropäer – weniger romantisch, als gefährlich, denn dort hausen Bären, die „kleine Kinder fressen.“ Jede Sichtung eines Bären wird noch Monate danach mit einem Schild bekannt gemacht. Rational ist die Furcht außerhalb Hokkaidōs nicht. Selbst dort gibt es Angriffe vor allem gegen Ende des Winters. Viel häufiger sind Wildschweine, die sich durch Campingplätze wühlen. Wer in freier Wildbahn campt tut gut daran sicherheitshalber seine Lebensmittel abseits vom Zelt aufzuhängen.

Insektenschutz (Moskitos) braucht man im Gelände den ganzen Sommer überall. Zecken kommen vor, sind aber (noch) nicht so oft mit Krankheitserregern belastet wie in Mitteleuropa.

Campiert man im Wald können Wildschweine (山鯨, Inoshishi) sich durch das Umfeld wühlen. Zelte umgehen sie meist, aggressiv sind meist Bachen mit Frischlingen. Insekten sind in Japan oft deutlich größer als in Europa, es gibt auch einige giftige, deren Berührung schmerzhaft ist wie den haarigen Tausendfüßler (毛虫) oder Hundertfüssler (百足). Es schadet nicht frühmorgens seine Stiefel gut auszuschütteln.

Man sieht gelegentlich den Weg zu Wasserstellen oder Quellen markiert als 水場, mizuba, oft ist es nur ein Stück Rohr, das aus dem Gestein ragt (Beachte: 水は飲めません, „Kein Trinkwaser“). In den Bergen der Präfekturen Aichi, Gifu oder Mie findet man häufiger Komposttoiletten am Wege.

Literatur

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Gedruckte Wanderführer in westlichen Sprachen scheint es kaum zu geben. Japanische Führer sind normalerweise reich bebildert, so daß man sie durchaus hinsichtlich Entfernungen usw. verstehen kann (deutsche Beschreibung einiger von 2015). Sinnvoll wäre es in den Filialen der großen Buchhandlung Kinokuniya in Tōkyō-Shinjuku oder Ōsaka zu fragen, hier findet man englischsprachiges Personal.

  • Der britische Fachverlag Cicerone hat zwei Bändchen im Angebot: Hiking and Trekking in the Japan Alps and Mount Fuji: Northern, Central and Southern Alps mit Karten 1:50.000 von 2019, ²2021 und Japan’s Kumano Kodo Pilgrimage: Nakahechi, Koyasan, Kohechi, Iseji and Hongu trails; ²2024 beschreibt kurze Strecken 5–64 km.
  • Lonely Planet: Hiking in Japan erschien 2000 und 2009 (69 Routen) und dürfte überholt sein. In diesem Verlag erschien 2021: Best Day Walks Japan.

Landkarten

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Da es kein System für die Verwaltung und den Betrieb von Karten als Ganzes gibt, ist derzeit jede Kommunalverwaltung für die Pflege und Verteilung der Karten einzeln verantwortlich. Solche sind dann, teils gut versteckt auf den jeweiligen Webseiten oder man muß sie von den einzelnen Gemeinden anfordern, was ohne Japanischkenntnisse nicht zu machen ist. Dazu kommt, daß Karten von Fernwanderwegen nicht im Einzelhandel erhältlich sind, da sie mit öffentlichen Mitteln erstellt wurden.

Es gibt seit 2021 online eine interaktive Karte der Nature Trails vom Umweltministerium. GPX und KML-Daten kann man unter dem Menüpunkt GISデータ・ダウンロード runterladen.

Google Maps ist auch Anfang 2025 in Japan nur bedingt brauchbar, die Karten von OSM sind hinsichtlich Fußpfaden besser, aber ebenfalls unvollständig. Man braucht auf jeden Fall Offline-Karten, da man in Bergtälern schnell ins Funkloch gerät.

Erfahrungsberichte

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  • Booth, Alan; The roads to Sata a 2000-mile walk through Japan; Viking 1986 (Harmondsworth); [Zahlreiche weitere Ausgaben. Obwohl schon 40 Jahre alt weiterhin der Klassiker, um Erfahrungen eines Ausländers (mit begrenzten Sprachkenntnissen) nachvollziehen zu können. Der bald nach Abschluß an Darmkrebs 43jährig verstorbene Autor marschierte aus Wakkanai entlang der ruhigen Nordküste Honshūs zum Kap Sata, dem südlichsten Punkt der vier Hauptinseln.]
  • Henschel, Detlev; Japans Hinterland: 3000km zu Fuß durch Japans ländliche Gebiete: Tagebuch; [nur als e-Buch]
  • McLachlan, Craig; Four Pairs of Boots: A 3,200 Kilometre Hike the Length of Japan; 1996 [Süd nach Nord]
  • Richter-Simmet, Eusebia Heidrun; Alleine zu Fuß quer durch Hokkaidō: Zazen als Weg; Winzer 2009 (Duschl); ISBN 978-3-937438-95-5; [Reisebericht 2006; in Kommissionsverlag ohne Lektorat erschienen, daher nicht ohne Redundanzen]
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(Stand: Dez 2024)

Brauchbarer Artikel
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.