Benutzer:Eduard47/Reisebericht Mit dem Wohnmobil durch Atlantik-Kanada


Vorbemerkung
BearbeitenDieser Reisebericht wurde Anfang 2025 nachträglich erstellt. Die verwendeten Fotos entstanden überwiegend noch analog und wurden eingescannt.
Einleitung
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Die Wohnmobilreise wurde von mir individuell geplant und gebucht. Die Flüge wurden über ein Reisebüro bei der Lufthansa gebucht, so auch die erste Hotelübernachtung und die letzten Hotelübernachtungen in Halifax. Das Wohnmobil habe ich bei einem deutschen Veranstalter gebucht.
Die ursprüngliche Planung, mit der sehr interessanten Schnellfähre von Yarmouth (Nova Scotia) nach Bar Harbor (Maine/USA) überzusetzen, mussten wir aufgeben. Zu lange Vorausbuchungsfristen aufgrund geringer Kapazität machten unsere Planung zunichte.
Tag 1 (Freitag, d. 17.07.1998) Anreise
BearbeitenUm 12:05 Uhr ist Start am Flughafen Hamburg, um 15:00 geht es ab Frankfurt mit Air Canada weiter. Um 17:25 Uhr Ortszeit sind wir in Halifax am 1 Flughafen Halifax (IATA: YHZ) gelandet. Da eine Wohnmobilübernahme am gleichen Tag nicht möglich ist, geht es erst einmal per Shuttlebus ins vorgebuchte Hotel in den Vorort Fall River. Im Hotel 1 Inn on the Lake genehmigen wir uns ein Abendessen, machen einen kleinen Spaziergang und kriechen um 21:00 Uhr ins Bett. Durch die Zeitverschiebung von +5 Stunden ist das ein langer Tag geworden.
Tag 2 (Sonnabend, d. 18.07.1998) Halifax-->Lunenburg
BearbeitenDas direkt an einem See gelegene Hotel vermittelt schon einen ersten, äußerst positiven Eindruck von unserem Urlaubsland. Wir schauen uns die nähere Umgebung bei einem schönen Spaziergang an und fahren gegen Mittag mit dem Taxi zur Wohnmobilvermietung. Nach Erledigung der Übergabeformalitäten und einer kurzen Einweisung geht es zu einem Supermarkt, um für die ersten Tage etwas Proviant einzukaufen.
Unser erstes Ziel ist das kleine Fischerdorf 1 Peggy's Cove mit dem weltbekannten 1 Leuchtturm am Peggys Point. Der Turm thront hoch und für die Seefahrer und die Touristen gut sichtbar auf den Felsen. Der Ort selber wirkt unscheinbar, ein paar Fischerboote dümpeln im Wasser des kleinen Hafens. Die oft publizierten Touristenmassen bleiben uns aber erspart. Vom Parkplatz am „Visitor Information Center“ sind es nur wenige Meter über die rund geschliffenen Felsen bis zum Fuß des Leuchtturms. Besteigen kann man den Turm nicht, über die Felsen gelangen wir bis ans Wasser des Atlantiks. Ein tolles Gefühl: Wir sind angekommen in Atlantik Kanada. Ein Schild warnt uns vor möglicherweise auftretenden hohen Wellen. Heute gleicht die See allerdings eher einem Ententeich. Wir wagen es daher, zumindest die Hände ins Wasser des Atlantischen Ozeans zu halten.
Da der Ort nicht viel zu bieten hat, beschließen wir unsere Tour fortzusetzen. Nach ungefähr 100 km Fahrt entlang der Atlantikküste kommen wir um 21:00 Uhr in 2 Lunenburg an. Auf dem 2 Lunenburg RV Park and Campground ist allerdings zu dieser Zeit niemand mehr, bei dem man sich anmelden könnte. Der Campground liegt auf dem Blockhouse Hill und bietet einen schönen Blick über die Stadt und den Hafen. Wir genießen den Ausblick, den Stadtbummel verschieben wir auf den nächsten Tag.
Tag 3 (Sonntag, d. 19.07.1998) Lunenburg-->Church Point
BearbeitenSchon um 7:00 Uhr haben wir ausgeschlafen, die erste Nacht im Wohnmobil ist schon zu Ende. Die Betten sind unerwartet bequem und vor allem recht großzügig bemessen. Ein separater, durch eine Schiebetür abgetrennter Schlafraum macht es richtig gemütlich. Auch das Bett im Alkoven hat königliche Abmessungen. Das Frühstück genießen wir im Freien. Dann geht es in die Stadt. Die allerdings schläft zum Teil noch. Wir bummeln durch den Hafen vorbei an pitoresken Holzhäusern und treffen in der Stadt auf Menschen, die wir nicht kennen und die uns auch noch nie gesehen haben. Trotzdem werden wir von jedem mit einem freundlichen „Good Morning“ begrüßt. Im Keller eines Privathauses zeigt uns voller Stolz der „Hersteller“ sein von ihm entworfenes und gefertigtes Holzspielzeug. Unser Sohn ist begeistert. Aber wir wollen weiter. Gerne hätte ich mir noch die Bluenose II angesehen. Diese Replica des einst schnellsten Segelschiffs ist normalerweise hier in Lunenburg stationiert, befindet sich aber oft auch auf Reisen.
Auf der Küstenstraße kommen wir an 1 „unserem Privatstrand“ vorbei. Um dorthin zu gelangen, müssen wir bei Bridgewater von der ursprünglich geplanten Strecke abweichen. Doch die Namensgleichheit ist leider nur zufällig. Trotzdem lässt es sich meine Frau nicht nehmen, am feinsandigen Strand mit den Füßen das Wasser des Atlantiks zu testen. Am Medway River machen wir in dem pitoresken Dorf Riversdale einen kurzen Stopp. Entlang des Kejimkujik-Nationalpark geht es anschließend weiter an die Ostküste von Nova Scotia nach 3 Annapolis Royal . Hier machen wir einen kurzen Stadtbummel.
Kurz vor Erreichen unseres Tagesziels fällt uns am Straßenrand eine mächtige Kirche auf, die wir uns etwas näher ansehen. Die katholische Kirche 1 „Saint-Bernard“ ist offen und wir können auch einen Blick ins Innere werfen. Nach kurzem Stopp geht es dann weiter, um auf dem südlich gelegenen Campingplatz 3 Belle Baie Park die Nacht zu verbringen. Dort überraschen uns die Dauercamper mit ihrer Weihnachtsfeier, die sie praktischerweise (im Winter trifft man sich so selten auf dem Campingplatz!) in den Sommer verlegt haben.
Tag 4 (Montag, d. 20.07.1998) Church Point-->Saint John
BearbeitenDer neue Tag weckt uns mit herrlichem Sonnenschein, selbst unser Sohn wird freiwillig wach! Über 4 Digby geht's zum 2 Fähranleger. Dazu müssen wir erst einmal ca. 50 km wieder zurück Richtung Norden fahren. Da wir außerhalb der Hauptreisezeit unterwegs sind, verzichten wir auf eine Reservierung. Für 159,50 Can$ erstehen wir vor Ort die Fahrkarten für die gut 2½-stündige Überfahrt mit der Fähre der Bay Ferries zum 3 Fähranleger in 5 Saint John in New Brunswick. Das „Saint“ im Namen der Stadt wird nie abgekürzt, um Verwechslungen mit „St. John’s“ auf Neufundland zu vermeiden. Wir haben um 12:00 Uhr die Provinz Nova Scotia verlassen und befinden uns jetzt in der Provinz New Brunswick.
Von dem 4 Stellplatz am nördlichen Stadtrand laufen wir zu Fuß etwa 1 Stunde in die Innenstadt von Saint John. An der Rezeption des Stellplatzes hieß es „only 10 minutes“ - vermutlich war noch niemand auf die Idee gekommen, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Ein langer Bummel durch die historische Innenstadt („Uptown“) folgt. Wegen ungünstiger Tide im Saint John River lassen wir einen Besuch der „Reversing Falls“ ausfallen. Bedingt durch den großen Tidenhub in der Bay of Fundy ändert die Strömung im Saint John River mehrmals am Tag die Richtung und es kommt an dieser Stelle zu erheblichen Stromschnellen. Eigentlich wollten wir uns dieses Naturspektakel der „umkehrenden Wasserfälle“ nicht entgehen lassen.
Tag 5 (Dienstag, d. 21.07.1998) Saint John-->Alma
BearbeitenAm Vormittag besucht unser Sohn noch das Feuerwehrmuseum der Stadt, anschließend kaufen wir in der sehenswerten Markthalle frischen Lachs. Dann geht es zum 1 Fundy-Nationalpark , unterbrochen durch einige Baustellen.
Schon bei der Einfahrt in den Park erfahren wir, dass der Campingplatz ausgebucht sei. Wir versuchen es trotzdem und haben Glück. Auf dem 5 Chignecto Campground finden wir doch noch einen herrlichen Platz mit Strom, Wasser, eigener Feuerstelle und Tisch und Bänken.
Zum Einkaufen fahren wir noch in das kleine Dorf 6 Alma . Im Hafen liegen die Fischerboote auf dem Trockenen, es ist Ebbe. Ein Fischer präsentiert uns einen riesigen - noch - lebenden Lobster. Das soll wohl das einzige Tier sein, das wir hier im Nationalpark zu Gesicht bekommen. Auch bei einem anschließenden Spaziergang bekommen wir weder einen Bären noch einen Elch zu sehen, nur ein Biber kreuzt unseren Weg zurück zum Campground. Auf einem kleinen Umweg über den Point Wolfe passieren wir eine der wirklich interessanten 2 überdachten Brücken . Abends genießen wir dann den in Saint John erstandenen Lachs: Ein Genuss!
Tag 6 (Mittwoch, d. 22.07.1998) Alma-->Northumberland Strait
BearbeitenWir fahren durch Alma weiter Richtung Norden und machen einen Abstecher zum 2 Cape Enrage , wo wir uns Strand und Leuchtturm ansehen. Der kleine, nur 9 m hohe, Leuchtturm leuchtet schon seit 1838 und ist einer der ältesten Leuchttürme Kanadas.
Am Hopewell Cape wollen wir unbedingt die immer wieder beschriebenen 3 Hopewell Rocks sehen. Am liebsten würden wir natürlich gern bei Ebbe um sie herum laufen. Aber daraus wird leider nichts. Es ist Flut, von den Felsen sind nur die oberen Anteile zu sehen, sechs Stunden warten bis zur Ebbe wollen wir aber nicht. Trotzdem sehen wir uns hier um, müssen dabei auch feststellen, dass dieser Punkt Kanadas vom Tourismus stark beeinflusst wird. Zur Zeit sind wir aber fast die einzigen hier. Die anderen Touristen haben vermutlich ihren Ausflug zu den Rocks besser geplant und kommen wenn Ebbe ist.
Also geht es weiter am Ufer des Petitcodiac River entlang über Moncton zur Küste der Northumberland Strait. Östlich von Shediac übernachten wir auf dem 6 Sandy Beach Tent & Trailer Park am Cape Pelé.
Tag 7 (Donnerstag, d. 23.07.1998) Confederation Bridge-->St. Peters Bay
BearbeitenVom Campingplatz ist es nicht weit zum nächsten Höhepunkt der Reise. Ohne Stopp geht es über die 12,9 km lange, 1977 erbaute 3 Confederation Bridge die New Brunswick mit Prince Edward Island, kurz „P.E.I.“, verbindet. Die von New Brunswick kommende „New Brunswick Route 16“ wird in der Brückenmitte zur „Prince Edward Island Route 1“. Die Brücke ist zwar mautpflichtig, kassiert wird aber erst beim Verlassen der Insel. Da es nur 2 Verbindungen zur Insel gibt, bedeutet das für uns, dass wir erst im Osten der Insel an der Fähre zur Kasse gebeten werden.
Wir erleben eine bezaubernde Insel, die teilweise Ähnlichkeiten aufweist mit Sylt und der nördlichen Ostseeküste. Wir staunen über wunderschöne Buchten und Dünen. In 7 North Rustico können wir unmittelbar am Hafen uns den Leuchtturm näher ansehen. Dieser, wie auch andere in Kanada, sind vor vielen Jahren aus Holz erbaut worden und funktionieren dank guter Pflege immer noch einwandfrei. Unterwegs machen wir Halt an einer interessanten direkt an der Straße stehenden 2 Kirche der „St. Augustine Catholic Church“. Die ist offen, und wir schauen sie uns natürlich genauer an. In 8 Savage Harbour hat sich der Strand in eine Steilküste gewandelt. In 9 St. Peters Bay schließlich schlagen wir unser Nachtquartier auf.
Tag 8 (Freitag, d. 24.07.1998) St. Peters Bay-->Charlottetown
BearbeitenAuf der Küstenstraße geht es weiter Richtung Osten. In 10 Naufrage Harbour werfen wir einen Blick in den kleinen Hafen und an die Steilküste. Der nächste Ort 11 North Lake entpuppt sich als reiner Fischerhafen. Am 12 East Point gibt es dann den obligatorischen Souvenirshop am zugehörigen Leuchtturm und ein blasendes Nebelhorn.
Über 13 Souris erreichen wir am frühen Abend unseren Stellplatz in 14 Stratford am Hillsborough River, gegenüber der Inselhauptstadt Charlottetown, die sich im Abendlicht sehr schön am anderen Ufer abzeichnet.
In allen Orten an der Küste gibt es Hummer. Wir können es uns hier richtig gut gehen lassen. Sogar die auch hier anzutreffenden internationalen Fastfoodrestaurants haben „Lobsterburger“ im Angebot. Wir bevorzugen aber die Lobster frisch gekocht, am liebsten direkt am Hafen.
Tag 9 (Sonnabend, d. 25.07.1998) Charlottetown-->Pictou-->Linwood
BearbeitenEin Stadtbummel durch 15 Charlottetown ist natürlich ein Muss auf der Reise. Zahlreiche sehenswerte Gebäude und ein pulsierendes Leben in den Straßen prägen die Stadt. In einem Outlet findet unser Sohn kostengünstig 2 Markenjeans.
Gegen Mittag erreichen wir die Fähre in 4 Wood Islands . Die Kosten in Höhe von 53,00 Can$ für das Fährticket beinhalten gleichzeitig die Maut für die Brücke bei der Anreise nach P.E.I. Eine Reservierung ist nicht notwendig, die Fähren verkehren im 2-Stunden Takt. Schon nach 1¼ Stunden sind wir in 5 Caribou in Nova Scotia.
In 16 Pictou besuchen wir auf Wunsch unseres Sohnes die für ihre Produkte bekannte Messerfabrik Grohmann Knives. Die Preise der handwerklich hergestellten Messer halten uns aber vom Kauf ab. Ein Besuch der Stadt 17 Antigonish fällt leider aus. Wir verpassen auf dem gut ausgebauten Trans Canada Highway die Ausfahrt und rauschen durch bis zu unserem nächsten Nachtquartier, dem 7 Hyclass Ocean Campground. Bei der Ankunft schicken wir unseren Sohn vor zum Camp-Office, um einen schönen Stellplatz zu organisieren. Hintergrund: Er soll seine Englischkenntnisse trainieren. Nach fast 30 Minuten ist er noch nicht wieder zurück. Wir folgen ihm zum Office und hören schon von draußen laute Gespräche. Beim Eintreten werden wir von 3 lachenden Gesichtern empfangen. Das junge Pächterpaar stammt aus Süddeutschland und amüsiert sich herrlich über uns. Natürlich haben die drei sich auf Deutsch unterhalten.
Wir können uns auf dem großen Campground einen Stellplatz aussuchen, unsere Wahl fällt auf eine recht offene Fläche auf der Halbinsel, die einen hervorragenden Blick auf den Linwood Harbour bietet. Auf der Spitze der Halbinsel entzündet der Platzwart am Abend ein Lagerfeuer. Eine Dudelsackspielerin sorgt für eine tolle Stimmung bei einem traumhaften Sonnenuntergang. Unter einem tollen Sternenhimmel halten wir es bis spät in der Nacht aus.
Tag 10 (Sonntag, d. 26.07.1998) Linwood-->Cabot Trail-->Ingonish
BearbeitenAuch in der Nacht kann man immer wieder durch die Fenster des Wohnmobils den Sternenhimmel bestaunen, wir sind wie berauscht. Jetzt geht es weiter zum nächsten Highlight. Bei 18 Port Hastings überqueren wir auf dem 1.385 m langen Canso Causeway die Straße von Canso und sind jetzt auf Cape Breton Island. An der Westküste entlang schlängelt sich die Straße ab 19 Inverness Richtung Norden an den Felsen entlang und bietet immer wieder spektakuläre Ausblicke. Der nördliche Abschnitt der Straße ab 20 Margaree Harbour, der 298 km lange Cabot-Trail, gilt zu Recht als eine der schönsten Straßen Kanadas. Wir halten immer wieder an und genießen die traumhaft schöne Strecke.
Wir umrunden im Norden den 4 Cape-Breton-Highlands-Nationalpark . Tatsächlich treffen wir hier entlang der Straße auf einen echten Elch, nicht nur den auf den gelben Warnschildern. Als Nachtquartier haben wir im Nationalpark den kleinen 8 Ingonish Beach Campground gewählt.
Tag 11 (Montag, d. 27.07.1998) Ingonish-->Sydney
BearbeitenAuf dem Weg vom Campingplatz Richtung 21 Sydney geht es vorbei an diversen Gift- und Craft-Shops. Einige müssen wir uns natürlich auch ansehen. Die Shops haben tlw. interessante Sachen zu bieten, einige auch zu überhöhten Preisen. So ganz ohne etwas zu kaufen kommen wir aber nicht daran vorbei. Am Ortseingang von Sydney wird erst einmal großzügig der Proviantvorrat ergänzt.
In Sydney entdeckt unser Sohn die recht große Feuerwache No.1. Da muss natürlich Halt gemacht werden, eine ausführliche Besichtigung ist die Folge. Bei einer Vorführung der großen Fahrzeuge darf unser Junior dann auch noch auf die große Drehleiter! Zur Erinnerung werden Uniform-Ärmelabzeichen der Feuerwehren Sydney und Hamburg getauscht.
Tag 12 (Dienstag, d. 28.07.1998) North Sydney-->Port aux Basques
BearbeitenNach dem Frühstück fahren wir gemütlich nach 22 North Sydney . Die Fähre hatten wir schon vor ein paar Tagen telefonisch gebucht, die Ticketkosten in Höhe von 150,50 Can$ müssen wir vor Ort begleichen. Wir können uns daher in aller Ruhe etwas im Ort umsehen. Allerdings macht der Ort keinen besonders einladenden Eindruck. Pünktlich um 14:30 Uhr legt die MS CARIBOU der Marine Atlantic am 6 Fähranleger North Sydney ab zur Überfahrt nach New Foundland.
Die Überfahrt ist ausgesprochen angenehm. Das große Fährschiff bietet viel Platz, man kann sich überall aufhalten und auch an Deck die Sonne genießen. Nach 96 Seemeilen und etwa 6 Stunden kommen wir am 7 Fähranleger in 23 Port aux Basques an. Beim Einlaufen in den Hafen entdecken wir vom Oberdeck aus in schönster Hanglage auf einer Landzunge mit tollem Blick auf das Meer und den Hafen einen Friedhof. Die Kanadier gönnen ihren Verstorbenen etwas!
Tag 13 (Mittwoch, d. 29.07.1998) Port aux Basques-->Trout River
BearbeitenDa wir relativ spät auf Neufundland eingetroffen sind, haben wir die Nacht auf dem nur 10 km vom Hafen entfernten Campingplatz im 9 J.T. Cheeseman Provincial Park verbracht. Hier könnte man gut ein paar Tage verbringen, aber wir wollen weiter. Auf dem Highway fahren wir an 24 Corner Brook vorbei in den 5 Gros-Morne-Nationalpark . Schon von weitem sehen wir die beeindruckenden Tablelands, ein etwa 700 m hoher kahler Felskamm. Man könnte dahin wandern, wenn man denn möchte …
Etwas weiter westlich liegt der kleine Hafen von 25 Woody Point . Natürlich müssen wir uns neben dem Hafen auch den kleinen 4 Woody Point Lighthouse ansehen, bevor wir zu dem kleinen Trout River Campground bei 26 Trout River kommen. Auch hier bietet jeder Stellplatz wieder eine Feuerstelle sowie Tisch und Bänke. Daher kaufen wir zuerst einmal für 3,25 Can$ Feuerholz, damit wir auf unserem Stellplatz wieder ein Lagerfeuer entfachen können, eine Axt zum Zerkleinern haben wir dabei.
Am Abend fahren wir dann doch noch einmal nach Woody Point in der Hoffnung, unterwegs einen Elch zu entdecken, die es hier angeblich in größerer Zahl geben soll. Nach einem Bummel durch den kleinen Ort und anschließender Rückfahrt - wieder ohne Elchsicht - sitzen wir noch lange an unserem Lagerfeuer und beraten über die Route der kommenden Tage. Die Idee, die ehemalige isländisch-grönländische Wikinger-Siedlung und UNESCO-Welterbestätte L’Anse aux Meadows an der Nordspitze der Halbinsel zu besuchen, verwerfen wir. Die etwa 400 km hätten ja auch wieder zurückgefahren werden müssen, denn unser Vorhaben, Twillingate und St. John's zu besuchen, wollen wir nicht aufgeben.
Tag 14 (Donnerstag, d. 30.07.1998) Trout River-->Twillingate
BearbeitenDie Nacht ist schon um kurz nach 6:00 Uhr zu Ende. Der Regen prasselt auf das Blechdach unseres Wohnmobils. In den vergangenen Tagen hatte sich das bisher sommerliche Wetter eingetrübt, aber Regen gibt es erst seit heute. Während unser Sohn im Alkoven weiter schlummert, machen wir uns auf den Weg nach 27 Twillingate . Das sind zwar auch 440 km, der Ort liegt aber auf unserer geplanten Route zum östlichsten Punkt Nordamerikas. Der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört, es ist nur noch ungemütlich und bedeckt. Leider ist daher auch die Sicht schlecht. Gleich bei Ankunft in Twillingate geht's zuallererst einmal zu dem 5 Long Point Lighthouse . Wir haben Glück, der Leuchtturm ist geöffnet, und wir können hinauf bis in die Laterne. Die Fernsicht ist aber aufgrund der Wetterlage stark eingeschränkt.
Wir fahren zurück in den Ort und beobachten über einen längeren Zeitraum einen Eisberg, der in der Bucht gestrandet ist. In den Touristenbüros gibt es immer Informationen über die aktuelle Lage zur Eisbergsichtung. Leider waren diese Infos stark geschönt, außer diesem einen haben wir keine weiteren entdecken können, obwohl Twillingate eigentlich hierfür bekannt ist. Während wir am Ufer sitzen und den Klotz aus uraltem Eis bewundern, fängt dieser plötzlich an sich zu bewegen. Durch Abschmelzen unterhalb des Wasserspiegels ist der Berg instabil geworden und dreht sich. Ein einmaliges Schauspiel. Glücklicherweise ist niemand ihm dabei zu nahe gekommen. Einige Brocken Eis brechen ab und treiben ans Ufer. Wir fischen uns davon ein paar Stücke heraus und legen sie im Wohnmobil in das Gefrierfach des Kühlschranks. Für ganze 4,00 Can$ können wir im „Sea Breeze Park“, einem Parkplatz an der „Sleepy Cove“ in Crow Head nahe des Leuchtturms, übernachten.
Tag 15 (Freitag, d. 31.7.1998) Twillingate-->Newman Sound
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Der Eisberg ist auch am Morgen noch am gleichen Platz. Wir aber fahren weiter ostwärts. Bei 28 Gander stoßen wir wieder auf den Trans-Canada Highway. Der Gander International Airport liegt direkt neben dem Highway, trotzdem bemerken wir ihn nicht und fahren vorbei. Einen Blick dorthin wollte ich eigentlich werfen, aber deswegen extra umdrehen? Wir fahren weiter.
Der 1938 eröffnete Flughafen zählte in den 1950er Jahren zu den verkehrsreichsten der Welt. Beinahe alle Flugzeuge, die während des Krieges über den Nordatlantik nach Großbritannien und an die europäische Front oder zurück flogen, mussten in Gander einen Stopp zum Auftanken einlegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm auch der zivile Flugverkehr über den Atlantik mit Landflugzeugen zu. Gander blieb bis zur Einführung der Düsenflugzeuge, die den Atlantik nonstop überqueren konnten, eine wichtige Zwischenstation zum Auftanken. In den 1960er-Jahren erlebte der Flughafen einen schnellen Niedergang. Heute gibt es nur wenige Inlandverbindungen, der Platz wird überwiegend militärisch genutzt.
Nach knapp 200 km übernachten wir wieder auf einem Campingplatz der Nationalpark-Verwaltung. Auf dem 10 Newman Sound Campground warnen mehrere Schilder vor Bären. Schon bei der Einfahrt in den Nationalpark erhalten wir entsprechende Hinweise auf einem Faltblatt. Andere Gästen berichten, dass in den vergangenen Wochen wiederholt Bären auf dem Campingplatz spazieren gegangen seien. Trotzdem essen wir im Freien, dabei horchen wir aber auf jedes Geräusch im Unterholz. Zu einem Meeting kommt es aber nicht.
Tag 16 (Sonnabend, d. 1.8.1998) Newman Sound-->St. John's
BearbeitenIn 29 St. John's sichern wir uns sofort bei Ankunft in der Stadt einen Platz auf dem 11 Pippy Park Campground. Dann geht es in die Stadt. St. John's ist die Hauptstadt der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador und eine der ältesten Städte Nordamerikas. Durch tlw. recht steil abwärts verlaufende Straßen geht es hinunter zum Hafen, einige nette Geschäfte säumen die Straßen. Vom Hafen ist schon unser nächstes Ziel zu sehen: Hoch über der schmalen Hafeneinfahrt auf dem „Signal Hill“ erhebt sich der 6 Cabot Tower . Der Turm wurde 1897 erbaut und ist heute das Zentrum des Signal Hill National Historic Park. Vom Turm bietet sich ein toller Blick auf die Stadt, die schmale und dadurch geschützte Einfahrt zum Hafen und zum gegenüber liegenden Cape Spear.
Etwas unterhalb des Cabot Tower am Visitor Centre wartet ein gewaltiges Spektakel auf uns. In den Sommermonaten wird täglich zu wechselnden Uhrzeiten ein großes Tattoo veranstaltet. Ungefähr 80 Soldaten in Uniformen der Royal Newfoundland Company paradieren vor den Besuchern. Die etwa 30minütige Veranstaltung endet mit Gewehrsalven und dem Abfeuern der historischen Kanonen. Anschließend marschieren die Soldaten zwischen den Besuchern hindurch, das alles mit viel lauter Musik.
Tag 17 (Sonntag, d. 2.8.1998) St. John's-->Rocky River
BearbeitenDie erste laute Nacht auf dieser bisher traumhaften Tour. Umgeben von einer stark befahrenen Straße, ausgestattet mit primitiven Sanitäreinrichtungen ist dieser Campingplatz nicht das Geld wert. Der Abschied fällt nicht schwer. Die Fahrt und anschließende Wanderung hinauf zum 7 Cape Spear Lighthouse , dem östlichsten Punkt von Nordamerika, ist dagegen ein Genuss, zumal wir nahezu die einzigen Touristen sind. Der alte Leuchtturm (heute ein Museum) und der neue aktive Leuchtturm sind sehenswert, der Blick Richtung Europa grenzenlos.
Weiter auf der Avalon-Halbinsel gen Süden. Etwa 10 km südlich von St. John's liegt das Fischerdorf 30 Petty Harbour mit einem reizvollen Hafen. Der diente schon mehrfach als Kulisse für Spielfilme. In der kleinen Kirche ist gerade Gottesdienst, wir wollen nicht stören und verzichten auf eine Besichtigung. Eine andere Begegnung erinnert bis heute an den Urlaub:
In dem Dorf treffen wir am Hafen auf einen Fischer, der gerade seine Hummerfallen („Lobster traps“) säubert und repariert. Aufgrund unserer begeisternd geschilderten Äußerungen für alles bisher erlebte, schenkt er uns eine der kleineren Lobster traps. Er wehrt sich massiv gegen eine Bezahlung, wir bedanken uns stattdessen mit einem Geldschein bei seiner 4-jährigen Tochter. Die gebrauchte und gereinigte Original Lobster trap verstauen wir im Laderum unseres Wohnmobils. Sie wird uns weiterhin begleiten.
Weiter südlich kommen wir durch den geschichtsträchtigen Ort 31 Ferryland . Ausgrabungen zeugen von der wechselvollen Geschichte. Während auf der Ostseite der Straße der Atlantik glänzt, leuchten auf der Westseite Blumenfelder und Moore des 6 Avalon Wilderness Reserve , das wir komplett umrunden. Auf einem 8 Parkplatz neben einer Brücke über den „Rocky River“ übernachten wir. Im Fluss gibt es eine mächtige Fischtreppe, den „Rocky River Fishway“, die vermutlich den Lachsen den Aufstieg erleichtern soll. Das Ganze wird von einem Mitarbeiter der Fischereibehörde bewacht. Ob er auch die Lachse zählt? Wir können es nicht klären, der Herr ist sehr wortkarg.
Tag 18 (Montag, d. 3.8.1998) Rocky River-->Argentia
BearbeitenNur das Rauschen der Stromschnellen des Rocky River ist in der Nacht zu hören. Lauter wird es dann aber am 7 Cape St. Mary’s . Cape St. Mary’s ist ein Vogelreservat, dessen Zentrum der Brutstätten ein 61 m hoher Felsen ist, der zwar vom Land abgetrennt ist, jedoch nur wenige Meter Luftlinie entfernt von der Küste liegt. Auf Cape St. Mary’s leben (laut Wikipedia) etwa 24.000 Basstölpel, 20.000 Trottellummen, 2.000 Dickschnabellummen, 20.000 Dreizehenmöwen sowie 300 Tordalks. Der Besuch fällt allerdings recht kurz aus. Die Familie streikt, da hier ein äußerst kräftiger und kalter Wind weht. Den kleinen Leuchtturm „Cape St. Mary's light“ stört das allerdings gar nicht.
Durch kleine Dörfer auf der Küstenstraße entlang der Placentia Bay fahren wir zum Ticketschalter der Fährlinie nach Argentia, um unsere Fährbuchung für Sonnabend auf den morgigen Dienstag vorzuverlegen. Da die Fähre ausgebucht ist, landen wir auf Platz 15 der Warteliste. Man beruhigt uns aber, da immer eine gewisse Zahl Stellplätze auf der Fähre für den Berufsverkehr freigehalten wird. Wir sollen uns keine Sorgen machen. Wir bezahlen unser Ticket (346,00 Can$) und verlassen Argentia vorerst wieder.
Da es gerade erst Mittag ist, fahren wir ein paar Kilometer wieder zuück zum Fort Royal auf dem 8 Castle Hill und lassen uns dort den Wind um die Nase wehen. Viel zu sehen ist aber von der ehemaligen Festung nicht mehr, wir hatten uns mehr davon versprochen.
Am Abend reihen wir uns in die Warteschlange am 9 Fähranleger ein. Vorab wird unser Wohnmobil aber noch auf Verbotenes untersucht. Das sind z. B. Erdreich, Zwiebeln und Kartoffeln. Auch einer Unterbodenwäsche wird der Wagen unterzogen. Rauschgift allerdings interessiert nicht, jedenfalls fragt danach niemand. Zwischen mehreren wartenden Wohnmobilen und diversen Trucks verbringen wir eine etwas unruhige Nacht.
Tag 19 (Dienstag, d. 4.8.1998) Argentia-->North Sydney
BearbeitenUm 6:00 Uhr machen wir uns startklar für die - hoffentlich - bald startende Überfahrt nach Nova Scotia. Hat es mit der Warteliste geklappt? Kommen wir mit, oder müssen wir bis Donnerstag warten, oder gar wieder über Port aux Basques zurückfahren? Kurz vor 9:00 werden wir dann aufgerufen. Auch nach uns kommen noch mehrere unangemeldete Fahrzeuge an Bord der MS „JOSEPH AND CLARA SMALLWOOD“ der Reederei Marine Atlantic. Dann folgt eine traumhaft schöne, 280 Seemeilen weite, 16½-stündige Überfahrt nach North Sydney. Die Stimmung an Bord ist ausgesprochen relaxt. Unterwegs können wir mehrere Male Wale und Delphine von Bord aus beobachten. Jedesmal bricht Jubel und Begeisterung bei den Passagieren aus. Das ganze Spektakel nimmt einen krönenden Abschluss mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Die bequemen Liegestühle an Bord erlauben uns schon etwas Schlaf als Vorrat anzulegen, denn einen Campingplatz können wir in dieser Nacht nicht mehr ansteuern. Kurz nach Mitternacht treffen wir am Fähranleger North Sydney ein. Für ein paar Stunden legen wir uns auf einem Parkplatz am Fährterminal in die Koje.
Ich hatte leider meine Kamera im Wohnmobil vergessen. Da das Betreten der Fahrzeugdecks während der Überfahrt nicht möglich war, existieren von der Schiffsreise keine Fotos.
Tag 20 (Mittwoch, d. 5.8.1998) North Sydney-->Louisbourg-->Bras d’Or Lake
BearbeitenFrüh am Morgen erledigen wir am Stadtrand von Sydney noch ein paar erforderliche Einkäufe und machen uns dann auf zur 38 km entfernten 9 Festung Louisbourg . Louisbourg ist eine heute in Teilen rekonstruierte französische Festungsstadt des 18. Jahrhunderts. Etwa ein Viertel der ursprünglichen Stadt und der Befestigungsanlagen wurde detailliert wiederhergestellt und ist heute ein lebendiges Museum. Die King's Bastion ist ein Fort innerhalb der Festung, sie ist das größte Gebäude der Anlage und war damals eines der größten Gebäude ganz Nordamerikas. Durch kostümierte Führer wird das Leben zur damaligen Zeit nachgestellt, es wird gewerkelt und auch verkauft. Man fühlt sich in die Zeit zurück versetzt. Zu einer Festung gehört natürlich auch die Präsentation eines Wachwechsels mit Gewehrsalven und einem gewaltigen Rums aus der Kanone.
Über eine 10 km lange Schotterpiste kommen wir auf befestigte Straßen, um dann auf dem 12 Ben Eoin Beach RV Resort am Bras d’Or Lake den Rest des Tages und die Nacht zu verbringen. Vom Rand des Campingplatzes beobachtet uns aus einem Baum ein Pärchen Weißkopfseeadler. Als Beute scheinen wir aber nicht geeignet zu sein.
Tag 21 und 22 (Donnerstag, Freitag, d. 6.–7.8.1998) Bras d’Or Lake-->Canso
BearbeitenAuf der Uferstraße des Bras d'Or Lake geht es weiter. Über den Canso Causeway bei Port Hastings verlassen wir Cape Breton Island und fahren auf dem Marine Drive (Nova Scotia Route ) immer entlang der Küste über 32 Guysborough Richtung 33 Canso . Entlang der Küste fallen uns immer wieder interessante Leuchttürme, wie z. B. der 10 Queensport lighthouse , auf. Der Marine Drive wird nicht zu Unrecht als ausgewiesene Panoramastraße bezeichnet, was wir im späteren Verlauf noch mehrfach feststellen können.
Auf dem 13 Seabreeze Campground bekommen wir wieder einen traumhaften Stellplatz unmittelbar am Meer. Wir genießen das herrliche Wetter, den tollen Platz und feiern meinen Geburtstag bei einem weiteren schönen Sonnenuntergang.
Da wir uns nicht von diesen Ort trennen können, beschließen wir, einen weiteren Tag hier zu bleiben und zu faulenzen bis zum „geht nicht mehr.“ Wir bekommen noch Nachbarn an diesem eigentlich doch recht leeren Küstenabschnitt, trennen uns von dem aus Twillingate mitgebrachten Eisbrocken des Eisbergs und schenken diesen der erstaunten Tochter der Nachbarn.
Tag 23 und 24 (Sonnabend, Sonntag, d. 8.-9.8.1998) Canso-->Murphy Cove
BearbeitenUm nicht hungern zu müssen, fahren wir weiter und versuchen unterwegs etwas einzukaufen. In 34 Sherbrooke muss der Einkauf mangels Auswahl drastisch eingeschränkt werden. Auch auf den Besuch des Freilichtmuseums Sherbrooke Village verzichteten wir. Eintrittspreise von 20,00 Can$/Person scheinen uns nicht gerechtfertigt. Ein paar Kilometer weiter bekommen wir dann Brot in einer kleinen Bäckerei am Straßenrand. Auch der Versuch, Lachs bei einem Fischgeschäft zu kaufen, misslingt. Es ist geschlossen trotz angeschriebener Öffnungszeiten „Open 7 days a week“, etwa weil heute der 8. ist?
Wir trödeln weiter entlang des Marine Drive mit tlw. spektakulären Aussichten, machen immer wieder halt und erreichen den Campingplatz 14 Murphy's Camping on the Ocean abseits der Küstenstraße auf einer Halbinsel. Obwohl wir uns noch nie vorher gesehen haben, werden wir vom Platzinhaber Brian Murphy herzlich wie alte Freunde begrüßt und erhalten einen hervorragenden Stellplatz an der Spitze der Halblinsel mit phantastischem Blick aufs Meer. Wir fühlen uns sofort ausgesprochen wohl. Der Campground gefällt uns. Es ist alles Notwendige vorhanden, aber einiges recht rustikal. Die Anordnung der Stellplätze ist optimal, nahezu alle Plätze haben Blick aufs Meer. Für Zelte steht ein windgeschützter Bereich zur Verfügung. Wir stehen (noch) recht frei mit unverstellbarem Blick. Die Vorab-Recherche hat sich gelohnt.
Am Sonntag-Vormittag machen wir uns zu Fuß auf die Suche nach einem Lebensmittelladen. Nach ungefähr 2 km Wanderung geben wir es auf und beschließen, mit dem Wagen die Suche erneut aufzunehmen. Auf dem Rückweg zum Campground treffen wir in dieser einsamen Gegend auf einen Anwohner. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass wir nur noch etwa 2 km weiter hätten laufen müssen. Kurz entschlossen bietet er uns an, uns mit seinem Pickup dorthin zu fahren. Das Angebot nehmen wir gerne an, kaufen in dem wirklich kleinen Laden etwas und werden dann sogar noch wieder bis zum Platz zurückgebracht. Toller Service!
Am Nachmittag bekommen wir Nachbarn. Ein recht großes Wohnmobil baut sich neben uns auf, fährt seine hydraulischen Stützen aus und richtet das Fahrzeug damit ordentlich in der Waage aus. Auch die Wohnraumverbreiterung, das sog. „Slide-out“, wird ausgefahren. Der Fahrer hat seine Behausung bisher nicht einmal verlassen und tut das auch in der nächsten Stunde nicht, seine Klimaanlage lärmt aber weiterhin ohne Unterbrechung, und das bei herrlichstem Sommerwetter! Erst nachdem er von meiner Frau darauf angesprochen wird, schaltet er das Gerät ab und bleibt tatsächlich auch draußen!
Tag 25 (Montag, d. 10.8.1998) Murphy Cove-->Windsor
BearbeitenAn der Bay of Fundy hatten wir bisher den in Veröffentlichungen immer wieder erwähnten Tidenhub nicht wirklich beobachten können. Wir beschließen daher gegen Mittag, nochmals an die Ostküste von Nova Scotia zu fahren. Nachdem man uns schon auf dem Campingplatz berichtete, dass der Besuch der Moose River Gold Mines sich kaum lohnt, streichen wir diesen von unserer Besuchsliste und fahren auf dem kürzesten Weg nach 35 Windsor . Unterwegs kommen wir durch eine von Landwirtschaft geprägte Gegend. Dabei fallen uns die ausgesprochen hohen Hausnummern, tlw. über tausend, auf. Um Windsor herum schauen wir uns etwas um. Überraschend ist der erste Blick auf das braune Wasser in der Bay of Fundy, das wir von weitem zuerst für Erde halten. Aus der Nähe erkennt man dann aber, dass die Ursache der Farbe des Wassers wohl rotbrauner Sand und rötliches Gestein an den Uferböschungen sein muss.
Die Suche nach einem Campingplatz gestaltet sich etwas schwierig, da wir diese Gegend überhaupt nicht in unserer Tourenplanung berücksichtigt hatten. Wir verfahren uns, geraten an eine Straßengabelung und finden keinerlei Wegweiser. Ich taste mich etwas vor, plötzlich hält neben mir ein Pickup. Der Fahrer fragt, ob er helfen könne und bemerkt, dass wir aus Deutschland kommen. Sofort fängt er von seiner tollen Zeit im Hauptquartier der kanadischen NATO-Streitkräfte in Lahr im Schwarzwald zu schwärmen. Dass wir mit unseren Fahrzeugen die Straße blockieren, bemerkt mein Sohn nach etwa 10 Minuten. Hinter uns stauen sich bereits mehrere Fahrzeuge, aber: Niemand reagiert wütend oder hupt, alle warten geduldig bis wir mit unserer Unterhaltung fertig sind. Wir beeilen uns, erhalten den notwendigen Hinweis und beenden die Straßensperrung.
Wir landen schließlich auf dem fast leeren 15 Smileys Provincial Park and Campground, etwa 20 km westlich von Windsor.
Tag 26 (Dienstag, d. 11.8.1998) Windsor-->Blomidon Provincial Park
BearbeitenNicht zuletzt wegen fehlender störender Nachbarn verbringen wir eine herrlich ruhige Nacht auf dem fast leeren Campingplatz. Über die bevorstehende, regelmäßig zu erwartende „Flutwelle“ erkundigen wir uns im Tourist-Office von Windsor. Um 1:25 Uhr soll die Flutwelle an einer bestimmten Stelle (auf dem Hof einer kleinen Farm) besonders gut zu sehen sein. Hinter dem Büro können wir über den Deich in das zzt. leere Minas Basin, einer Bucht der Bay of Fundy, blicken. Die Wartezeit verbringen wir mit einem Bummel durch die Kleinstadt.
Um die Welle nicht zu verpassen, sind wir natürlich rechtzeitig an dem angegeben Ort. Gemeinsam mit mindestens 70 weiteren Touristen starren wir wie gebannt auf das Wasser. Als sie dann endlich kommt, entpuppt sich die Flutwelle dann als eine kleine, kaum 20 cm hohe Welle. Enttäuscht wenden wir uns ab und fahren Richtung 8 Blomidon Provincial Park . Von der Steilküste und der bis zu 180 m hohen Klippe soll man einen tollen Blick auf einen der größten Tidehübe der Welt haben. Wir bewegen uns inmitten einer großen Regenwolke, die Sicht ist nahezu Null und beenden die erfolglose Suche nach der großen Welle auf dem 16 Look Off Family Camping Park.
Tag 27 (Mittwoch, d. 12.8.1998) Blomidon Provincial Park-->Hall's Harbour
BearbeitenGemütlich fahren wir vom Campingplatz die etwa 20 km in das kleine Fischerdorf 36 Hall's Harbour unmittelbar an der Bay of Fundy. Wie wir dort erfahren, ist der kleine Ort nach Samuel Hall benannt worden, einem amerikanischen Freibeuter im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg im 18. Jahrhundert. Davon ist aber heute hier nichts mehr zu spüren, von den Tidenhub allerdings umso mehr. Es ist zzt. Ebbe, alle Boote liegen trocken auf dem Grund des Hafens.
Während unser Sohn sich intensiv mit einem kanadischen Jugendlichen unterhält, bummeln meine Frau und ich durch das Dorf und an der Küste entlang. Direkt am Hafen können wir uns im „Halls Harbour Lobster Pound“ einen lebenden Hummer aussuchen, der dann für uns gekocht wird. An großen Holztischen im Freien genießen wir, wie auch einige andere Gäste, den frisch zubereiteten Lobster, eine Köstlichkeit!
Am Nachmittag ist dann inzwischen Flut, und wir können den Tidenhub jetzt erst so richtig erkennen. Dort wor vor 6 Stunden noch die Boote auf Grund lagen, steht das Wasser jetzt etwa 5 m hoch.
Wir machen noch einen Bummel durch Kenntville. Nach einem kurzen Blick in die hübsche Kleinstadt fahren wir zurück zum Campingplatz „Look Off Family Camping Park“.
Tag 28 (Donnerstag, d. 13.8.1998) Blomidon Provincial Park-->Wolfville-->Dartmouth
BearbeitenSchon recht früh machen wir uns auf den Weg. Schon nach wenigen Kilometern gibt es die erste Unterbrechnung. In 37 Wolfville entdeckt unser Sohn die recht große Feuerwache. Bei näherem Betrachten werden wir von den Feuerwehrleuten angesprochen. Sofort entwickelt sich ein intensives Gespräch unter Fachleuten. Um die Fahrzeuge richtig ansehen zu können, wird der gesamte Fuhrpark vor die Halle gefahren. Dazu gehört auch ein extrem gepflegtes, mit viel Chrom verziertes älteres Löschfahrzeug. Unser Sohn übergibt der Wehrführerin ein Uniform-Ärmelabzeichen der Hamburger Feuerwehr. Ein Abzeichen des „Wolfville Fire Department“ kann nicht so schnell aufgetrieben werden, die Wehrführerrin trennt das schließlich von ihrer Uniformjacke ab.
Gemütlich geht es über tlw. recht kleine Landstraßen - wir vermeiden die Highways - zur Ostküste von Nova Scotia. Nach gut 110 km erreichen wir in 38 Dartmouth den Shubie Campground. Hier wollen wir 2 Nächte bleiben, um dann am Sonnabend das Wohnmobil zurückzugeben.
Tag 29 (Freitag, d. 14.8.1998) Dartmouth
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Bei strahlendem Sonnenschein machen wir uns zu Fuß auf nach Dartmouth-Downtown. Aufgrund der großen Anzahl an Seen trägt Dartmouth den Beinamen „Stadt der Seen“. Am Ufer des Lake Micmac sehen wir einer Gruppe Jugendlicher zu beim Kanu-Training. Die Stadt bietet allerdings nicht so recht etwas, das es sich lohnt anzusehen. Auch ein Einkaufszentrum kann uns nicht begeistern. Eine Teilstrecke zurück fahren wir mit dem Bus, den Rest entlang des Shubenacadi Canal gehen wir zu Fuß.
Am späten Nachmittag kommt dann zu unserer Überraschung auf dem Campingplatz ein großer roter Reisebus an. Es ist eine etwa 20-köpfige Reisegruppe der Rotel Tours, die ihren Bus nicht nur zum Fahren, sondern auch zum Übernachten nutzen. Während die Reisegäste in winzigen Kammern im Bus übernachten, baut der Busfahrer - offensichtlich genervt von den Reisenden - im Schatten unseres Wohnmobils sein kleines Zelt auf. Er berichtet, dass erst 2 Wochen einer 4-wöchigen Rundreise geschafft sind.
Im Laufe des Abends packen wir unsere Koffer, klaren im Wohnmobil noch einmal auf und machen alles fertig für die Rückgabe des Wohnmobils.
Tag 30 (Sonnabend, d. 15.8.1998) Dartmouth-->Halifax
BearbeitenWir setzen uns früh in Bewegung, denn um 10:00 Uhr muss das Wohnmobil übergeben werden. Wir sind pünktlich beim 10 Vermieter am Stadtrand von Dartmouth, die Übergabe gestaltet sich schnell und völlig unproblematisch. Wir haben keinerlei Schäden verursacht, das Wohnmobil ist in einem Top-Zustand. Anstatt uns zum Flughafen zu bringen, fährt uns ein Mitarbeiter nach 39 Halifax in die Innenstadt zu unserem gebuchten Hotel. In seinem Wagen müssen aber nicht nur wir 3 Personen und unser Gepäck Platz finden, sondern es muss auch unsere Lobster-Trap untergebracht werden.
Das Canadian Pacific Hotel in Halifax liegt direkt im Zentrum der Stadt und gleichzeitig sehr dicht am Hafen, bietet also hervorragende Voraussetzungen für Erkundungen. Ein sehr geräumiges Zimmer, ein großer Pool und ein Fitnessraum versprechen einen angenehmen Aufenthalt.
Nach einem ersten Bummel entlang der Hafenpromende geht's zurück zum Hotel zu einem ausgiebigen Test des Pools. Im Restaurant genießen wir am Abend noch einmal Hummer.
Tag 31 (Sonntag, d. 16.8.1998) Halifax
BearbeitenLangsam gehen wir den Tag an, frühstücken in einem Bistro mit leckerem Kuchen und Croissants. Ein ausgiebiger Spaziergang führt uns zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Über die Halifax Waterfront geht es zuallererst durch den Halifax Public Garden. Dort treffen wir auf eine größere Hochzeitsgesellschaft, die sich hier für Erinnerungsfotos versammelt. In der Halifax Citadel wird - wie auch schon anderer Stelle - das Leben von 1869 durch Laienschauspieler dargestellt. Die strategische Festung auf einer Anhöhe gelegen bietet von den Festungsmauern einen herrlichen Blick auf den Hafen von Halifax. Das Armeemuseum erzählt die eindrucksvolle und fesselnde Geschichte der kanadischen Soldaten auf und abseits des Schlachtfelds. Pünktlich um 12:00 Uhr feuert die Royal Artillery die Mittagskanone ab. Außerdem wird bei den Exerziervorführungen wieder kräftig geschossen. Anschließend besuchen wir das Maritime Museum mit der beeindruckenden Ausstellung über den Untergang der Titanic. Auf der Uferpromenade gibt es nicht nur moderne sondern auch historische Schiffe zu sehen. Auch gibt es hier etwas zu essen.
Am Abend - nach dem Schwimmen - sitzen wir in der Hotellobby und unterhalten uns und beobachten das Leben um uns herum. In der Bar versammelt sich eine größere Gruppe tlw. älterer Herren. Als ich mir etwas zu trinken holen will, werde ich von einem der Herren angesprochen. Es handelt sich um das jährliche Veteranentreffen der kanadischen Armee. Schnell kommt wieder das Thema „Armeezeit in Deutschland“ auf, mehrere Teilnehmer am Veteranentreffen waren früher im Hauptquartier der kanadischen NATO-Streitkräfte in Europa in Lahr stationiert. Es gibt viel zu erzählen, ich werde mehrfach zu einem Drink eingeladen und muss mich nach einiger Zeit und einigen Bieren verabschieden, um nicht abzustürzen.
Tag 32 (Montag, d. 17.8.1998) Halifax-->Rückflug
BearbeitenNach einem opulenten Frühstück im Hotel geht es abschließend noch einmal zum Shopping und über die Uferpromenade. In der Stadt treffen wir auf den Aufmarsch der Veteranen. Am frühen Nachmittag nehmen wir uns ein Taxi und fahren zum Flughafen. Unsere Lobster-Trap ist beim Check-In DIE Attraktion, aber nichts ist unmöglich. Die Hummerfalle erhält genau wie unsere Koffer einen ganz normalen Gepäckanhänger und wandert über das Laufband zum Flugzeug. Wir haben Zugang zur Air-Canada Business-Lounge und werden dort bis zu unserem Abflug um 21:55 gut bewirtet.
Tag 33 (Dienstag, d. 18.8.1998) Ankunft
BearbeitenKurz nach 13:00 Uhr kommen wir in Hamburg an. Am Gepäckband blicken einige Passagiere erstaunt auf unser seltsames Gepäck. Eine Lobster Trap kommt hier wohl selten an. Fragen stellt aber niemand, auch nicht der Zoll. Nur der Taxifahrer blickt erstaunt, zumal er Schwierigkeiten hat, alles in seinem deutschen Wagen unterzubringen.
Resümee
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Fast 5 Wochen unterwegs, davon 4 im Wohnmobil, haben uns nachhaltig positive Erinnerungen beschert. Auch wenn wir sehr viel gefahren sind, würde ich die Tour jederzeit wieder unternehmen. Allerdings würde ich mir mehr Zeit für die einzelnen Unterwegshalte gönnen und wohl die 3-fache Zeit benötigen. Die ursprüngliche Planung der Fahrt über Yarmouth — Bar Habor hätte einen Umweg von ungefähr 400 km bedeutet und uns an anderer Stelle unnötige Zeit gekostet. Es gäbe auf der Strecke noch viel mehr zu sehen, die verlinkten Wikivoyage-Artikel beweisen das.
Die Lobster trap aus Petty Harbour hat den Transport als Reisegepäck hervorragend überstanden und dient uns noch heute als Dekorationsmittel und Erinnerungsstück an einen herrlichen Urlaub.
Ein paar Daten
Bearbeiten- ...es geht auch größer:
- RVs auf Parkplatz
- Wohnmobil mit SUV-Anhänger
- Wohnmobil-Sattelzug
In den 4 Wochen haben wir insgesamt 5.204 km zurückgelegt und 4 Fähren genutzt. Gebucht hatten wir ein 24'-Wohnmobil mit Alkoven. Unterwegs haben wir dann mal nachgemessen: Der Wagen war 7,7 m lang und 2,5 m breit, hatte also reichlich Platz für uns drei. Basis war ein Ford F350-Triton mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,7 t. Purer Luxus war der Antrieb: Ein 10-Zylinder V-Benzinmotor mit 6,8 Liter Hubraum und 305 PS (Details) sorgte zu jeder Zeit für gewaltigen und dabei extrem komfortablen Schub. Es geht aber auch noch größer: Unterwegs sahen und sprachen wir mehrfach mit Amerikanern, die der sommerlichen Hitze in ihren Südstaaten entflohen waren. Einige waren mit 3-achsigen Wohnmobilen im Reisebusformat unterwegs und hatten ihren SUV als Anhänger dabei, andere mit Sattelzügen!