Buddhismus in Tibet

tibetischer Buddhismus
Reisethemen > Religionen > Buddhismus > Buddhismus in Tibet

Der tibetische Buddhismus beherrschte über viele Jahrhunderte nicht nur das spirituelle Leben der Menschen, sondern war in seiner Form als Lamaismus auch die wichtigste politische Kraft des Landes

Gebetsfahnen an der Lalung La Passhöhe

Aus der Geschichte Bearbeiten

 
Bön-Symbol an Eingangstür

Naturreligion Bön Bearbeiten

Bis zum 8. Jahrhundert n. Chr. war in Tibet die vorherrschende Religion der Bön, in der neben dem Glauben an Götter und Dämonen auch die Astrologie und die Beschwörung von Geistern zu den gängigen Ritualen gehörte. Zentrum des Bön lag in Westtibet in Shangshung in der heutigen Provinz Ngari, dort befinden sich der heilige Berg Kailash und der See Manasarovar.

Die Bön-Religion ist heute in Tibet immer noch präsent, allerdings hat sie sich im Lauf der Jahrhunderte sehr stark gewandelt und dem Buddhismus angenähert. Ein Unterschied wird jedoch beim Umrunden von Tempeln oder Heiligtümern deutlich: die Bönpo gehen immer gegen den Uhrzeigersinn.

Der Buddhismus setzt sich durch Bearbeiten

 
Mönche des Gelbmützenordens (Gelugpa) in Gyantse

Erste Kontakte mit der in den Nachbarländern verbreiteten Religion sind seit dem 5. Jahrhundert nachgewiesen, die Einführung des Buddhismus geht zurück auf Songtsen Gampo, den 33. König von Tibet, der seine Residenz in Lhasa an der Stelle des heutigen Potala auf dem Marpori hatte. Seine beiden Gemahlinnen brachten jeweils eine buddhistische Statue als Mitgift in die Ehe, von der nepalesischen Prinzessin Bhrikuti stammt der Jobo Mikyö Dorje, der im Jokhang-Tempel aufgestellt wurde, der Jobo Shakyamuni war Mitgift der chinesischen Prinzessin Weng Chen und stand ursprünglich im Ramoche-Tempel. Später wurden die Figuren ausgetauscht, und so befinden sie sich heute noch jeweils in dem anderen Heiligtum. In der Folgezeit wurden buddhistische Schriften vornehmlich aus dem Indischen übersetzt, es entstand die Schule des Alten Buddhismus, Nyingma, in der sich die Ideen des Vajrayana und die geheimen und magischen Vorstellungen des Tantrismus finden. Auch die ersten Klöster entstanden, das älteste Kloster ist Samye, sein Grundriss stellt ein Mandala dar. Wesentlich im klösterlichen Leben ist die direkte Wissensübertragung von einem Meister auf einen Schüler.

Der wachsende Einfluss der Klöster auf die Gesellschaft stieß beim tibetischen Adel auf Widerstand, der Buddhismus wurde zurückgedrängt, seine Schriften wurden versteckt, um sie vor der Verfolgung zu schützen. Diese wurden dann später als die verborgenen Schätze wiederentdeckt. Erst um das Jahr 1000 konnte sich der Buddhismus gegen die Bön-Religion durchsetzen. Neue Übersetzungen der buddhistischen Schriften kamen aus Indien ins Land. Es entstand die Schule der Kagyü. die besonderen Wert auf die direkte mündliche Überlieferung der Lehre von einem Guru auf seine Schüler legte. Die Mönche dieses Ordens, genannt Kagyüpa, werden ebenso als Rotmützen bezeichnet wie die des Klosters Sakya. Dessen Äbte hatten das Recht zu heiraten und durften ihr Amt vererben. Im 13. Jahrhundert bekamen sie die weltliche Herrschaft über Tibet, damit wurde das Land erstmals – wenn auch nur für rund 100 Jahre - theokratisch regiert. Die jüngste und bedeutendste buddhistische Schule ist die Gelug, die Schule der Tugendhaften, auch als Gelbmützenorden bekannt. Heute noch bedeutende Klöster dieses Ordens sind Ganden, Drepung und Sera bei Lhasa sowie das Kloster Tashilhunpo in Shigatse.

Lamaismus Bearbeiten

 
Niederwerfung eines Pilgers

Dalai Lama Bearbeiten

Der Titel eines Dalai Lama wurde erstmals 1578 verliehen an Sönam Gyatsho, den Abt des Klosters Drepung. Er bezeichnete den Mongolenherrscher Altan Khan als Reinkarnation von Kublai Khan, sich selbst als Reinkarnation von Gendün Dub und von Gendün Gyatsho. Der Mongole verlieh ihm daraufhin den Titel eines Dalai Lama, eines Lehrers mit einem Mitgefühl gleich dem eines Ozeans. Als dritte Reinkarnation war er somit der dritte Dalai Lama. Ein Dalai Lama ist somit immer auch ein Trülku, also eine Reinkarnation eines früheren buddhistischen Meisters oder eines Bodhisattvas. Der fünfte Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatsho , wurde 1642 ebenfalls durch einen Mongolen zum Herrscher über Tibet ausgerufen. Damit wurde Tibet zu einem klerikalen Staat, auch wenn die Herrschaft aus verschiedenen Gründen häufig nicht vom Dalai Lama, sondern von einem Regenten ausgeübt wurde. Der Dalai Lama gilt als Verkörperung von Avalokiteshvara, des Bodhisattvas des universellen Mitgefühls. Dieser ist Schutzpatron von Tibet, sein Reines Land bezeichnet man als Potala.

Penchen Lama Bearbeiten

Der fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatsho war Schüler des Guru Lobsang Chökyi Gyeltshen. Diesen bezeichnete er als Penchen Lama, als großen gelehrten Guru, und gleichzeitig betrachtete er ihn als eine Reinkarnation des Buddhas Amithaba. Als dieser Penchen Lama mit 92 Jahren starb, ließ er nach einem Kind forschen, das er als dessen Wiedergeburt betrachtete. Somit hat der Dalai Lama bei der Bestimmung des Penchen Lama eine entscheidende Rolle. Umgekehrt ist es die Aufgabe des Penchen Lama, nach dem Tod des Dalai Lama dessen Nachfolger zu suchen. In der Regel sind dies dann Kinder, die erst eine klösterliche Ausbildung machen müssen, bevor sie das Amt ausüben können.

Gottheiten in den Tempeln Bearbeiten

Buddhas Bearbeiten

Zunächst ist anzumerken, dass es im Buddhismus keinen Gott im Sinne eines Schöpfers gibt, sondern ein Buddha ist ein Erleuchteter, der ins Nirwana eingegangen ist und somit nicht mehr in dem Kreislauf des Samsara, der Reinkarnation, gefangen ist. So weit, so gut. Man kann Buddhas nicht anbeten, aber verehren. Der Vajrayana-Buddhismus geht jedoch aus von 5 Urbuddhas, genannt auch Adibuddha, die von Anfang der Zeiten existieren.

  • Vairocana, zentrale Figur in Mandalas. Sonne als Symbol, Farbe: weiß
  • Aksobhaya, dem Osten zugeordnet, Symbol: Zepter (Vajra) und Glocke (ghanta), Farbe blau
  • Ratnasabhava, dem Süden zugeordnet, Symbol: Wunschjuwel, Farbe gelb
  • Amitabha, dem Westen zugeordnet, Buddha des grenzenlosen Lichtes, Farbe rot
  • Amoghasiddhi, dem Norden zugeordnet, Symbol: DoppelvajraFarbe grün

Neben den Adibuddhas sieht man noch häufig die Statuen anderer Buddhas, so etwa eine Dreiergruppe mit den drei Buddhas der Vergangenheit Dipamkara, der Gegenwart Shakyamuni und der Zukunft Maitreya. Auch die Statuen der Buddhas der Beichte und Wünsche sowie der Medizin werden häufig verehrt.

Bodhisattvas Bearbeiten

Im Unterschied zu den Buddhas sind Bodhisattvas Wesen, die bereits die Vollkommenheit erreicht haben, jedoch nicht ins Nirwana eintreten, um so noch anderen Menschen auf dem Weg zur Vollkommenheit zu helfen. Oft sind diese Bodhisattvas dargestellt als Manifestationen der Adibuddhas. Auch gibt es weibliche Bodhisattvas, genannt Tara

Sonstige Heilige und Lehrer Bearbeiten

Weitere verehrungswürdige Wesen sind die Arhats, sie haben die Vollkommenheit nicht aus eigeneer Kraft erreicht, sondern durch äußere Hilfe.

Samsara und Lebensrad Bearbeiten

 
Darstellung des Lebensrades, Kloster Sera

Die Darstellung des Lebensrades Bhava-Chakra beschreibt im Vajrayana-Buddhismus den Kreislauf der Wiedergeburten, des Samsara und weist den Weg ins Nirvana. Im Theravada-Buddhismus gelangt man zur Erleuchtung aus eigener Kraft, indem man einen Pfad der Entsagung auf dem Weg zur Vollkommenheit beschreitet. Im Mahayana-Buddhísmus ist es das Ziel, Bodhisattva zu werden, um anderen Wesen auf ihrem Weg zur Vollkommenheit zu helfen. Auf dem Pfad der Ansammlung erfährt man dabei die Hilfe anderer Bodhisattvas. Der tibetische Vajrayana-Buddhismus wird angesehen als Pfad des Resultates, es kommt nicht auf den Weg an, sondern auf das Ziel, das Durchbrechen des ewigen Kreislaufs der Wiedergeburt.

Darstellung des Lebensrades Bearbeiten

Häufig befinden sich die bildhaften Darstellungen des Lebensrades in den Vorhallen der Tempel. In den Bildern wird das Lebensrad umklammert von einem Dämon, es ist meist Mara, der Dämon des Todes. Im Zentrum des Rades sind drei Tiere dargestellt: Schlange, Hahn und Schwein symbolisieren Hass, Stolz und Unwissenheit. Umgeben ist diese Mitte von dem weißen beschwerlichen Weg nach oben zum Heil und dem schwarzen Weg zum Unheil. Im nächsten Bilderkranz werden die sechs Bereiche gezeigt, in die man entsprechend seinem Karma wiedergeboren werden kann. Es sind dies im oberen Teil zunächst der Bereich der Götter, der Bereich der Halbgötter, die durch Neid und Ehrgeiz besessen sind und der Bereich der Menschen, die meist egoistisch veranlagt sind. In der unteren Bildhälfte sind die unwissenden Tiere, dann die Hungergeister, die ihre Begierden nie stillen können und schließlich die Wesen in der Hölle. Die äußeren zwölf Bilder stellen eine logische Folge von Bedingungen dar, die immer wieder zu Tod und Wiedergeburt führen.

Tod und Wiedergeburt Bearbeiten

Der Buddhismus in Tibet hat genaue Vorstellungen darüber, was in der Zeit zwischen dem Tod eines Menschen und seiner Reinkarnation geschieht. Dieser Zwischenzustand dauert 7 Wochen, und es ist möglich, in dieser Zeit mit der Seele des Verstorbenen Kontakt aufzunehmen. Genaueres beschreibt die Schrift Bardo Thödröl oder Befreiung durch Hören im Zwischenzustand, bei uns als Tibetisches Totenbuch bekannt. Hier wird detailliert der Weg eines Verstorbenen im Jenseits beschrieben, und es wird auch auf die Möglichkeit hingewiesen, diesen Weg zu beeinflussen und so ins Nirwana einzugehen. Eine weitere Besonderheit sind die Trülkü. Es sind buddhistische Meister, die auf ihrem Weg bereits so weit fortgeschritten sind, dass sie Ort und Zeit ihrer Wiedergeburt selbst bestimmen können. Zu diesen Trülkü zählen der Dalai Lama und der Penchen Lama.

Buddhistische Symbole und Riten Bearbeiten

 
Mandala im Kloster Pälkor Chöde, Gyantse
  • Gebetsfahnen oder Windpferde: diese bunten Tücher werden an herausragenden Punkten befestigt, so an Felsen, an Hausdächern oder an Gebirgspässen. Sie bestehen immer aus 5 Tüchern in den Farben blau (Himmel) - weiß (Luft) - rot (Feuer) - gelb (Erde) - grün - (Wasser)
  • Khata: ein weißer Gebetsschal, oft aus Seide, der Gästen beim Kommen oder Gehen überreicht wird. In diesen Schal sind 8 traditionelle Symbole eingewebt.
  • Thangka: Rollbilder, sie variieren in ihrer Größe von einigen Zentimetern bis hin zu den rieseigen Bildern, die an Feiertagen an den Thangka-Mauern der Klöster befestigt werden, so z. B. am Kloster Tashilhunpo in Xigazê.
  • Mandala: meist kreisförmige, manchmal auch quadratische oder auch dreidimensionale Bilder. Oft ist im Zentrum ein Palast, umgeben von einem Reinen Land. Häufig werden Mandalas vor buddhistischen Feiertagen von mehreren Mönchen gemeinsam in wochenlanger Arbeit aus buntem Sand gefertigt und nach Beendigung des Festes wieder zerstört.
 
Vajra, Glocke und Rosenkranz
  • Gebetsmühlen sind in der Regel Metallzylinder und enthalten in ihrem Inneren Papierrollen, auf die ein Mantra, z. B. das bekannte Om mani padme hum aufgedruckt ist. Sie können meterhoch sein, aber auch so klein, dass sie von Pilgern auf ihrem Weg gedreht werden können. Drehrichtung ist generell im Uhrzeigersinn. Manche Gebetsmühlen werden auch durch Wasserkraft angetrieben, ein schönes Beispiel ist am Eingang des Klosters Drepung.
  • Vajra, tibetisch Dorje, ist ein Symbol in der Form eines Zepters, wird oft auch als Donnerkeil bezeichnet. In den Vajras wurden ursprünglich harte Steine aus Meteoriten verarbeitet. Ein Vajra wird in der rechten Hand gehalten.
  • Ghanta, Glocke, wird meist in der linken Hand gehalten.
  • Akshamala, eine Art Rosenkranz. Gebräuchlich im Hinduismus, aber auch bei tibetanischen Pilgern.
  • Kora, Rundweg um ein Kloster oder Heiligtum, wird stets in Richtung des Uhrzeigers umgangen. Berühmte Koras sind der Lingkor und der Barkhor in Lhasa. Auch in Tempeln geht man generell in Richtung des Uhrzeigers. Beim Umrunden von Heiligtümern werfen sich viele Pilger immer wieder nach einer bestimmten Anzahl von Schritten nieder. Oft tragen sie als Schutz Lederschürzen.
  • Besuch von Tempeln und Klöstern: Auch als Nicht-Buddhist darf man die meisten Tempel besuchen, auch während der Gottesdienste. Entsprechend angepasstes Verhalten ist selbstverständlich. Manchmal ist fotografieren erlaubt, manchmal nur gegen Gebühr, im Zweifelsfall erst fragen. An Statuen und Bildnissen werden meist kleine Geldscheine geopfert, sie werden dort abgelegt oder zugesteckt. Auch die weißen Khatas diene gerne als Opfer. Wichtig sind die Lampen, Fett aus Yak-Butter bringt die Kerzen zum Leuchten, aufgefüllt von den Gaben der Pilger. Räucherstäbchen erfüllen den Raum mit ihrem Duft.

Weblinks Bearbeiten

 
Dies ist ein brauchbarer Artikel. Es gibt noch einige Stellen, an denen Informationen fehlen. Wenn du etwas zu ergänzen hast, sei mutig und ergänze sie.